Feuerschwingen
Gedanken.
»Doppelter Espresso hilft.« Sofort fühlte sie sich besser. Er war ihr nicht böse, das verriet der belustigte Unterton in seiner Stimme.
»Bei Herzrasen?«, fragte sie skeptisch, erwiderte aber sein Lächeln.
»Absolut!«
Mit ihm hätte sie stundenlang in der Sonne sitzen und plaudern können, aber leider war ihnen das nicht vergönnt.
»Mila, willst du uns nicht bekannt machen?«
Anthony! Er hat Verdacht geschöpft , warnte sie Lucian noch, um dann laut zu sagen: »Anthony Khavar, der persönliche Assistent von Lord«, hier zögerte sie, »und Lady Dorchester.«
Diesen Seitenhieb konnte sie sich nicht verkneifen, nachdem die beiden schon wieder ihre Köpfe zusammengesteckt hatten. Zweifellos um Milas skandalöses Verhalten zu besprechen, das Margaret bereits vernehmlich kommentiert hatte.
»Und dies, lieber Anthony, ist«, sie zögerte kurz, weil sie nicht wusste, wie sie Lucian vorstellen durfte, »der Journalist, den du unbedingt kennenlernen wolltest. Er schreibt einen Lifestyle-Artikel für Castles & Landscapes, wie deine Lady fraglos erwähnt hat.«
Zum Teufel mit dem guten Benehmen. Anthony mochte freundlich tun, aber hätte sie sich nicht gewehrt, wäre er womöglich wie ein sexhungriges Scheusal über sie hergefallen. Das würde sie ihm niemals vergessen, selbst wenn es zu seiner Dämonennatur gehören sollte.
»Shaley. Sehr erfreut, Sie kennenzulernen, Mr. Khavar.« Lucian machte keinen Hehl daraus, dass er alles lieber täte, als Anthonys Bekanntschaft zu machen.
Insgeheim hatte sie erwartet, dass irgendetwas Außergewöhnliches geschehen würde. Aber davon war zumindest von außen nichts zu bemerken. Lucian setzte sich wieder, und Anthony tat es ihm unaufgefordert nach.
Er kam gleich zum Punkt. »Lord Hubert ist nicht begeistert von Ihrer Idee«, sagte er und nahm einen Schluck von seinem Portwein.
Das Thema war ihm unangenehm, erkannte Mila an der Art, wie er sich mit der Zungenspitze über die Lippen fuhr. Seine Körperhaltung unterstrich diesen Eindruck noch, wobei die Art, wie er Milas Begleiter taxierte, vermutlich eher etwas mit seiner Eifersucht zu tun hatte. Dafür allerdings hatte er sich bemerkenswert unter Kontrolle.
Ebenso wie Lucian. »Tatsächlich?«, fragte der nur und verzichtete sogar darauf, seine Frage mit einer hochgezogenen Augenbraue zu unterstreichen, wie er es sonst gern tat. »Sollte er sich in diesem Fall nicht besser mit seiner Gattin unterhalten?«
»Wir bieten Ihnen das Doppelte Ihres Honorars. Was sagen Sie?«
»Nein.«
»Das Dreifache.«
Weiter schweigend zuzuhören, hielt Mila nun nicht mehr aus: »Was soll das? Margaret hat ihm die Erlaubnis gegeben, über das Haus und die Gärten zu berichten. Ihr kann der Artikel doch gar nicht schnell genug erscheinen. Was wird sie sagen, wenn du ihre Pläne untergräbst?«
»Es ist alles mit ihr abgesprochen. Halt dich da raus.« Anthony sah sie auf diese merkwürdige Art an, die ein unangenehmes Kribbeln in ihr auslöste.
Um ihre Tarnung nicht zu verraten, hielt sie den Mund und sah auf einen imaginären Punkt in der Ferne. Sollte er ruhig glauben, dass er sie mit irgendwelchen geheimnisvollen Kräften kontrollieren konnte.
Lucian winkte derweil eines der attraktiven und ungewöhnlich leicht bekleideten Serviermädchen herbei, die vom Butler wohl schon für das große Wochenende angelernt wurden.
»Einen Cappuccino für die Lady und für mich noch einen Espresso. Schön heiß und schwarz«, sagte er und schenkte der jungen Frau ein Lächeln, das sie bis unter die Haarwurzeln erröten ließ.
Anthony lehnte ab, als sie sich ihrer Aufgaben besann und ihn nach seinen Wünschen fragte. Mila aber bat noch um ein Glas Wasser zum Kaffee.
Während sie wenig später daran nippte, dachte sie darüber nach, wie sie reagieren sollte, falls Lucian das Angebot wider Erwarten annähme. Die wichtigere Frage jedoch war – warum sollte er das tun? Bisher hatte sie nicht den Eindruck, dass es ihm an Geld fehlte. Jemand, der Wohnungen in einem Luxusneubau kaufte wie andere ein oder zwei neue Kleider beim Discounter, würde doch wohl hoffentlich nicht bei der Verdoppelung seines Zeilenhonorars schwach werden.
Die Kellnerin tauchte zum zweiten Mal auf und servierte Lucian den gewünschten Espresso … auf einem Silbertablett, auf dem neben drei Sorten Zucker ein Schälchen mit Keksen und erlesener Schokolade stand.
Fehlt nur noch eine rote Rose , dachte sie belustigt.
Anthonys Gesichtsfarbe hatte bereits von einem
Weitere Kostenlose Bücher