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Feuerschwingen

Feuerschwingen

Titel: Feuerschwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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mit einem Mal so unbeschwert, und es tat ihr leid, diese Stimmung zu trüben. Doch er musste Bescheid wissen.
    »Ich fürchte, ich habe mich verraten. Erst dachte ich, Anthony hätte nichts bemerkt, aber dann hat er so merkwürdige Andeutungen über meine außergewöhnliche Augenfarbe gemacht. Lucian, ich glaube, er weiß, dass mit mir etwas nicht stimmt.«
    »Milotschka.« Er beugte sich vor und küsste ihre Nasenspitze. »An dir ist alles genau so, wie es sein sollte. Keine Sorge, grüne Augen besitzen auch normale Sterbliche. Wenngleich nicht so bezaubernde wie du«, fügte er lächelnd hinzu und wirkte dabei keineswegs beunruhigt.
    Bemüht, das warme Gefühl zu ignorieren, das seine Worte in ihrem Inneren geweckt hatten, sagte sie: »Anthony hat behauptet, es sei ihm nie zuvor aufgefallen, aber plötzlich, nach dem Streit, hielt er es offenbar – wie soll ich sagen? – für erwähnenswert. Und er war nett . Sogar ein Kompliment hat er mir gemacht.«
    »Stimmt, damit macht sich ein Mann verdächtig.«
    »Lach mich nicht aus!«
    Verärgert darüber, dass er ihre Befürchtungen nicht ernst nehmen wollte, erzählte sie ihm, wie das Feuer versucht hatte, ihrer Kontrolle zu entkommen.
    »Ich habe mich wie ein Vulkan kurz vor dem Ausbruch gefühlt.«
    »Und das tust du sonst nie? Ich muss etwas falsch machen.« Er war eindeutig in einer seiner verspielten Launen, die sie so liebte.
    Dieses Mal ging sie jedoch nicht darauf ein. »Es war anders als zwischen uns …« Sie konnte nicht glauben, was mit ihr geschah, und schüttelte unwillig den Kopf. »Manchmal kommt mir das Incendio wie ein lebendiges Wesen vor, das mich als seine Behausung sieht, die es zwar beschützen, aber auch besitzen will.«
    Sekundenlang sah er sie wortlos an. »Warum bin ich nicht gleich darauf gekommen?« Er sah sie so merkwürdig an, dass sie Angst bekam.
    »Worauf? Lucian, sag etwas«, flehte sie.
    Als kehrte er aus einer fremden Welt zurück, sagte er mit flacher Stimme. »Nein, das kann nicht sein.«
    »Wovon sprichst du?«
    Das Lächeln, das er nur für sie reserviert hatte, verschwand. »Milotschka, mach dir keine Gedanken. Früher oder später hätte Anthony ohnehin herausgefunden, dass du keine normale Sterbliche bist.«
    »Mag sein, aber wenn er es jetzt weiß, wieso will er trotzdem, dass ich während des Wochenendes in Stanmore aushelfe?«
    »Wahrscheinlich möchte er dich unter Beobachtung halten. Wer könnte es ihm verdenken?« Lucian beugte sich vor, um sie zu küssen.
    Bevor sich ihre Lippen berührten, sagte sie: »Trifft sich gut. Genau das habe ich auch vor.«
    »Hast du den Verstand verloren?« Alle Zärtlichkeit war aus seinem Gesicht verschwunden.
    »Keineswegs. Mich kann er nicht beeinflussen, mir wird höchstens schlecht davon.« Beim Gedanken an die unangenehme Übelkeit, die Anthonys Magie in ihr auslöste, zog sich ihr Magen zusammen.
    Lucians Miene blieb ausdruckslos. Nichts ließ erkennen, dass er Milas Unwohlsein bemerkt hatte.
    »Wie lange vermutest du denn schon, dass er ein Dämon ist?«
    »Du weißt, dass ich ihn heute zum ersten Mal getroffen habe, aber der freundschaftliche Umgang mit Margaret legte den Verdacht nahe. Als er dann noch in der Nähe des Toten vom Strand gesehen wurde …«
    Er hatte es die ganze Zeit geahnt? »Warum hast du mir nichts gesagt?«
    »Hättest du mir geglaubt, wenn ich dir erzählt hätte, dein Verlobter sei ein seelenloser Verräter?«
    »Nein, natürlich nicht …« Seine Worte sanken nun vollständig ein. »Seelenlos?«
    »Was glaubst du, womit sich Menschen den Zugang zu Macht und Unsterblichkeit erkaufen? Mit ein paar Staatsanleihen?«
    »Seelenlos und unsterblich«, flüsterte sie.
    »Selten. Eher mit einer vergleichsweise langen Lebensspanne, falls man ein Dasein in Abhängigkeit und Leibeigenschaft so nennen möchte. Fünf-, sechshundert Jahre vielleicht. Die meisten halten nicht so lange durch.«
    »Wie alt ist Anthony?« Furchtsam hielt sie den Atem an.
    Lucian lachte, aber es klang nicht fröhlich. »Der? Der ist höchstens neunzig, wahrscheinlich sogar jünger.«
    Neunzig Jahre alt! , entsetzte sich ihre innere Stimme. Und mit diesem Methusalem wolltest du eine Familie gründen?
    Doch dann riss sie sich zusammen. »Ich kellnere nicht gern, das kannst du mir glauben. Aber ich habe trotzdem zugesagt. Personal beachtet niemand, und man bekommt eine Menge Dinge mit, von denen die Gäste keine Ahnung haben. Es wäre nicht das erste Mal, dass ich bei solchen Veranstaltungen

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