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Feuerschwingen

Feuerschwingen

Titel: Feuerschwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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ungewöhnlich blassen Ton zu einem nicht gesünder wirkenden Rosé gewechselt, als sich Lucian endlich zurücklehnte und ruhig sagte: »Mr. Khavar, ich bin Journalist und als solcher nicht käuflich.«
    Eine interessante Formulierung , dachte Mila und beobachtete fasziniert, wie sich Anthony weiter zu seinem Nachteil veränderte. Bald würde er so rot sein wie die Kissen, die Lady Margaret gegen Florence’ ausdrücklichen Rat für die Terrassenbestuhlung ausgesucht hatte.
    »Ich gebe Ihnen einen guten Rat«, sagte er leise, aber mit Nachdruck. »Überschätzen Sie sich nicht. Jeder Mensch hat seinen Preis.«
    »Sehr richtig. Und deshalb mache ich Ihnen einen Gegenvorschlag: Sie überlassen mir Ihre kleine Freundin hier«, dabei tätschelte er Milas Hand, sodass sie vor Überraschung keinen Ton herausbrachte, »ich verspreche Ihnen dafür, einen harmlosen Artikel zu schreiben und ihn mit einigen hübschen Gartenaufnahmen zu versehen. Die Geschmacklosigkeiten, die sich diese Lady ausgedacht hat, werde ich darin weder zeigen noch erwähnen.« Er ignorierte das fassungslose Keuchen seines Gegenübers und sprach weiter: »Ich bin sicher, damit ist Lord Huberts Wunsch entsprochen. Natürlich könnte ihm jemand raten, mir zu untersagen, überhaupt irgendwelche Aufnahmen von Stanmore zu veröffentlichen. Damit wäre der Beitrag – zumindest bei Castles & Landscapes – hinfällig. Was ich bisher jedoch recherchiert habe, reicht aus, um an anderer Stelle einen ordentlichen Wirbel zu veranstalten.«
    Der letzte Satz gab Anthony den Rest. Wütend sprang er auf. Seine Halsschlagader schwoll an, Schweißperlen bildeten sich auf der Stirn. »Das werden Sie bereuen!«
    Jetzt hat er eindeutig etwas Dämonisches an sich , dachte Mila. Und dennoch tat er ihr beinahe leid. Lucian hatte ihm überhaupt keine Wahl gelassen.
    Vollkommen unberührt von Anthonys Reaktion stand Lucian in einer geschmeidigen Bewegung ebenfalls auf und griff nach ihrer Hand, als gehörte sie ihm. »Komm, Mädchen. Dein Freund hat dich gerade an mich verkauft.«
    Anthony sah sie beide wortlos an. Offensichtlich überforderten ihn die Ereignisse der letzten Minuten. Plötzlich gab es eine Unterbrechung.
    »Natürlich werdet ihr im Rose Cottage wohnen!« Margarets helle Stimme war laut genug, um jedwede Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. »Die Putzfrauen kommen um vier Uhr, und wenn die Damen keine allzu große Schweinerei angerichtet haben, dann ist das Haus nach dem High Tea bezugsfertig.«
    Von Florence, die nicht weit entfernt mit Sebastian zusammenstand, war ein Schnaufen zu hören, und man musste nicht ihr Gesicht sehen, um zu wissen, dass sie nichts von ihrem Rausschmiss wusste.
    Für sie war es jedoch höchstens ärgerlich, in so kurzer Zeit packen zu müssen. Schließlich wohnte sie ohnehin schon nicht mehr dort, während sich Mila wegen der ausgebliebenen Zahlung nicht einmal ein Hotelzimmer würde leisten können.
    Wütend sprang sie auf. Ihr Stuhl fiel dabei um, aber das kümmerte Mila nicht. »Meine liebe Lady Margaret. Mit Vergnügen würde ich das Cottage sofort verlassen. Aber wissen Sie was? Mir fehlt das Geld für die Heimfahrt. Den halben Sommer beschäftigen Sie uns, um die Umgestaltung von Stanmore House zu beaufsichtigen. Wohlgemerkt nur beaufsichtigen. Unsere Entwürfe waren Ihnen ja plötzlich nicht mehr gut genug. Mag sein, dass das Ihre Sache ist, aber bisher haben wir noch nicht einen Penny der vertraglich vereinbarten Abschlagszahlungen gesehen oder unsere Auslagen erstattet bekommen.« Sie wandte sich an die übrigen Gäste. »Wir haben eine sanfte Neudekoration vorgeschlagen, und dafür wurden wir auch engagiert. Ich kann Ihnen versichern: Nicht eine dieser unfassbaren Scheußlichkeiten haben wir uns ausgedacht.« Ihr Feuer erwachte, doch das war ihr gleichgültig. »Lord Hubert hätte besser daran getan, den National Trust zu konsultieren als eine geschmacksfreie Kurtisane, die …«
    »Komm!« Eine kühle Hand legte sich auf ihren Arm, und sie verstummte. Blind vor Empörung stolperte sie neben Lucian die Treppe zum Garten hinab. Von der Terrasse war nur höfliches Gemurmel zu hören.
    Weil sie nicht glauben konnte, dass ihr peinlicher Ausbruch überhaupt nicht bemerkt worden war, drehte sie sich noch einmal um, bevor der Weg in einem Bogen ins Wäldchen und damit außer Sichtweite des Herrenhauses führte. Anthony stand hoch aufgerichtet am Treppenabsatz und blickte ihnen hinterher. Von Florence und Sebastian war nichts zu sehen,

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