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Feuerschwingen

Feuerschwingen

Titel: Feuerschwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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der Rest der Gesellschaft wirkte vollkommen entspannt.
    »Was zur Hölle …?«
    »Weiter«, war alles, was Lucian sagte.
    Als sie die Stelle erreichten, an der sie vor weniger als drei Stunden mit Anthony gestritten hatte, blieb er stehen. »Hat er dich geschlagen?«
    Erst jetzt spürte sie seine unterdrückte Wut, und plötzlich sah sie die Flügel. Größer und dunkler als je zuvor. Unwillkürlich wich sie zurück. Wäre sie sich nicht sicher gewesen, dass es die Sorge um sie war, die ihn dermaßen wütend machte, sie hätte sich auf dem Absatz umgedreht und wäre um ihr Leben gerannt. So töricht diese Reaktion auch sein mochte, denn natürlich hätte er sie im Nu eingeholt.
    »Du machst mir Angst«, gab sie leise zu. Und als er nicht reagierte, sagte sie lauter: »Anthony hat mir nichts getan. Er wollte mich küssen. Da habe ich ihm in die … na ja, nach dem Tritt konnte er nicht mehr aufrecht stehen.«
    Das Schwein hatte sie wahrhaftig gegen das bloße Versprechen, einen positiven Zeitungsartikel über Stanmore zu erhalten, eingetauscht! Sie hätte noch fester zutreten sollen. Vor Empörung war ihr ganz übel.
    »Du bist das süßeste Geschöpf aller Welten, die ich jemals bereist habe.«
    Damit hatte sie nun überhaupt nicht gerechnet. Ehe sie sichs versah, hielt Lucian ihr Gesicht in beiden Händen, als wäre es eine Kostbarkeit. Dabei sah er ihr tief in die Augen. »Womit habe ich dich verdient?«
    Offenbar eine rhetorische Frage. Anstatt eine Antwort zu erwarten, küsste er sie mit einem Hunger, der seinesgleichen suchte.
    Zuerst war sie zu erschrocken, um zu reagieren, aber dann erwiderte sie den Kuss von ganzem Herzen, bis sie jegliches Gefühl für Zeit und Raum verlor und es nur noch diesen teuflisch guten Liebhaber und ihre Sehnsucht nach seinen Berührungen gab. Lustvoll drängte sie sich näher an ihn heran, genoss die wachsende Leidenschaft, als gäbe es nichts anderes auf der Welt.
    Ein Lachen riss sie aus ihrem Traum. Mila sah nach oben, und anstelle der Baumkrone, die eben noch die Arme über ihr ausgebreitet hatten, spannte sich dort oben nun ein unendlicher Himmel. Das Gelächter erklang aufs Neue, und jetzt sah sie auch die Möwen, die im Wind über dem Meer standen, auf der Suche nach Beute. Weit über ihnen kreiste ein mächtiger Seeadler. Lucian hatte sie in den Garten seines verwunschenen Cottage an den Klippen entführt, ohne dass sie etwas davon bemerkt hatte.
    Er folgte ihrem Blick und entdeckte den Greifvogel. »O nein, bleib mir vom Hals!«, fluchte er, hob sie in seine Arme, als wäre Mila nur ein Federgewicht, und ging mit langen Schritten zum Haus. Die Terrassentüren schwangen wie von Geisterhand bewegt auf.
    »Angeber!« Bemüht, nicht allzu beeindruckt zu klingen, gab sie ihm einen Kuss auf die Wange. Als hätte er geahnt, was sie vorhatte, drehte er im richtigen Augenblick den Kopf, und ihre Lippen trafen sich. Der Kuss endete abrupt, als Lucian sie schwungvoll auf das einladend breite Bett warf.
    »Und wieso, bitte schön, bin ich hier gelandet?«, fragte sie mit einem Zwinkern und strich über die weiche Matratze.
    »Möchtest du irgendwo anders hinreisen? Paris, New York …?«
    »O Lucian, deine Augen …« Ihr verschlug es die Sprache. Die länglichen Pupillen waren eingebettet in ein strahlendes Grün, und nichts an ihrem Dunklen Engel nährte noch die Illusion, er könnte etwas anderes sein als das gefährlichste magische Wesen, das ihr jemals begegnet war.
    Wie sie es liebte zu wissen, dass er sie begehrte. Mit katzenhaften Bewegungen näherte sie sich ihm auf allen vieren und gurrte: »Wo wir schon mal hier sind, könnten wir diese Gelegenheit auch ebenso gut nutzen, meinst du nicht?« Das kehlige Lachen, das sie neuerdings beherrschte, war ihr selbst noch immer fremd.
    »Ich habe mich unmöglich benommen.« Mila setzte sich auf und wickelte das Betttuch um ihren Körper.
    »Unauffällig geht anders«, gab er zu und setzte sich mit gekreuzten Beinen neben sie, wobei er weniger schamhaft war. In seinen Augen glomm ein warmes Licht, als er sich vorbeugte und ihr mit dem linken Daumen eine Träne aus dem Augenwinkel wischte.
    Für einen Moment abgelenkt, überlegte sie, warum sie nicht schon früher gesehen hatte, dass er Linkshänder war. Durch die offene Tür kam ein kühler Windzug herein. Es war Abend geworden, und die Sonne sank in einem gloriosen Farbspiel dem Horizont entgegen.
    »Das Schlimmste habe ich dir noch nicht gesagt!«
    »Was kommt jetzt?«
    Er wirkte

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