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Feuerschwingen

Feuerschwingen

Titel: Feuerschwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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fügte sie hinzu: »Jederzeit.«

20
    F ür das, was er getan hatte, würde sie ihn hassen. Gehasst zu werden, war nichts Ungewöhnliches für einen Herrscher, der bedingungslos schützte, was ihm gehörte. Dafür ihr Vertrauen aufs Spiel zu setzen, war ihm nicht leichtgefallen. Doch Mila war nicht dumm, und sie würde bald erkennen, dass er ihr nicht erlauben konnte, ein Haus zu betreten, in dem es an diesem Wochenende gefährlicher zugehen würde als in einer Schlangengrube.
    Noch dazu als Kellnerin! Überhaupt hatte er Probleme damit einzusehen, warum sich jemand wie sie ihren Unterhalt als Dienstbotin verdienen wollte. Sie konnte doch alles von ihm haben.
    Königinnen hatte er geliebt, Göttinnen verführt und Kriegerinnenherzen zum Schmelzen gebracht. Nur die Starken, die Selbstbewussten unter ihnen schafften es, sein Interesse länger zu fesseln. Mila war für ihn die Schönste und dank ihres Geheimnisses möglicherweise sogar eine der mächtigsten Frauen, die sich ihm jemals hingegeben hatten. Und dies mit einer Leidenschaft, die der seinen um nichts nachstand. Sie verhielt sich natürlich, war meistens fröhlich und besaß neben einem scharfen Verstand auch einen speziellen Sinn für Humor, mit dem sie ihn in den erstaunlichsten Situationen zum Lachen bringen konnte. Und nun, da sich Mila ihm mit Leib und Seele anvertraut hatte, würde er nicht zulassen, dass ihr etwas zustieß. Selbst die unsterbliche Seele würde er riskieren, um sie zu beschützen.
    Gib es zu, du hast dein Herz an sie verloren , flüsterte seine innere Stimme, und dieses Mal widersprach Lucian nicht.
    Die heimlich kopierte Gästeliste, die Mila ihm zugesteckt hatte, brauchte er nur zu überfliegen, um zu wissen, dass sich an diesem Wochenende einige der einflussreichsten Persönlichkeiten des Landes auf Stanmore treffen würden. Dass sich darunter keine einzige Frau befand, reichte fast schon als Beweis, wer die Drahtzieher waren. Natürlich gab es überall in der magischen Welt Leute, die weibliche Wesen nicht als gleichberechtigt akzeptieren wollten. Soweit er das beurteilen konnte – und Lucian war schon eine ganze Weile dabei, um nicht zu sagen, von Anfang an –, hatte die Schöpfung diese Form der Geschlechtertrennung aber niemals vorgesehen. Außerdem gab es in allen Dimensionen und Pantheons schon immer so viele mächtige Göttinnen, Feenköniginnen und Herrscherrinnen, dass jedermann gut daran tat, mit ihnen zu rechnen.
    Es gab eigentlich nur ein Reich, in dem das Geschlecht eine sonderbare Rolle spielte. In den traditionellen Überlieferungen der Dämonen kamen einfach gar keine Frauen vor. Dabei gab es durchaus einflussreiche Dämoninnen, und nicht wenige von ihnen verfügten über beeindruckende magische Fähigkeiten. Ihre Herrscher allerdings zogen es vor, dies zu ignorieren. Durival, der eine seiner Töchter zur Nachfolgerin ernannt hatte, war eine Ausnahme. Da er bestimmt nicht vorhatte, in absehbarer Zeit abzutreten, konnte dies aber auch einer seiner undurchsichtigen Schachzüge sein. Oder er wollte damit nur seinen Erben Noth brüskieren, von dem er wohl annahm, dass es ihn mehr als alles andere beleidigte, ausgerechnet von einer Frau ersetzt worden zu sein.
    Da nun sicher war, dass Dämonen hinter dem konspirativen Treffen in Stanmore House steckten, wunderte es Lucian nicht, dass zu diesem nur Männer geladen waren.
    Das im Arbeitszimmer des Lords belauschte Gespräch hatte ihn auf eine Idee gebracht. Offenbar kannte den Vertreter des so tragisch verstorbenen Politikers aus Brüssel kaum jemand persönlich. Für Lucian war es nicht weiter schwierig, dessen Rolle – und was ausgesprochen praktisch war – auch die Gestalt des Gastes anzunehmen. Dass der Mann recht passabel aussah und einen Hang zum Glücksspiel hatte, erleichterte ihm die Sache kolossal. Während sich Castellucci unter der Aufsicht eines Dunklen Engels in Monte Carlo vergnügte, übernahm er nun dessen Part in Stanmore . Der Sterbliche sollte sich nach seinem Ausflug ins Casino an nichts mehr erinnern. Dafür würde sein höllischer Begleiter schon sorgen.
    Ausgestattet mit den notwendigen Informationen, einer Limousine mit Fahrer sowie der entsprechenden Garderobe aus seinem eigenen Bestand, ließ er sich zum Herrenhaus chauffieren. Wenig später schüttelte er bereits unerkannt die Hände des gastgebenden Ehepaars, wobei er nicht vergaß, dem servilen Assistenten des Hausherrn zuzunicken, der nicht das Zeug dazu hatte, ihn in der vollendeten Maske zu

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