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Feuerschwingen

Feuerschwingen

Titel: Feuerschwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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Vergnügen eingeladen worden waren. Seinem Namensgeber jedenfalls hatte man zu verstehen gegeben, es ginge um nicht weniger als die Rettung Europas und dessen Stellung in der Welt.
    Nach dem Essen machte Lord Hubert es sich zur Aufgabe, Leonardo Castellucci, den die wenigsten hier persönlich kannten, unter seine Fittiche zu nehmen und jedem seiner anderen Gäste vorzustellen.
    Es gab einen peinlichen Moment, als sich einer der ultrakonservativen Abgeordneten wegdrehte, bevor er ihm die Hand geben musste. Das war bedauerlich, aber nicht zu ändern. Lucian machte keinen weiteren Versuch, ihn in ein Gespräch zu verwickeln, genoss jedoch mit diabolischem Vergnügen die Gedankenspiele, die ausnahmslos darauf angelegt waren, den selbstgerechten Kerl ins Unglück zu stürzen.
    Bald darauf verkündete der Gastgeber, dass er die Herren nun zur Gesprächsrunde bitten wollte, bei der er dann wenig später ohne lange Vorrede auf den Punkt kam.
    »Verehrte Freunde, die Welt ist in Aufruhr. Europa steht an einem entscheidenden Wendepunkt, und wir sind heute hier zusammengekommen, um unserer Heimat unter die Arme zu greifen, dabei nicht unterzugehen.«
    Überrascht registrierte Lucian eine bemerkenswerte Kraft in dem Mann, der sich gestern noch von einem mittelmäßigen Dämon wie Anthony hatte einschüchtern lassen. Seine Überzeugungen beflügelten ihn und machten ihn zu einem charismatischen Redner. Mit wenigen Worten fasste er am Ende seine Absichten zusammen: »Die Ziele der Bruderschaft sind klar. Wir setzen uns dafür ein, dass freie Staaten nicht länger Getriebene der Finanz- und Energiemärkte sind.« Dabei nickte er dem chinesischen und brasilianischen Gast zu, die beide wirkten, als wären ihnen diese Pläne bereits bekannt. »Wir glauben, dass Europa die Krise nur unter der Führung eines starken Großbritannien überwinden wird. Brüssel hat sich in den Tentakeln einer übermächtigen Verwaltung verfangen und ist längst handlungsunfähig. Wir brauchen flache Strukturen und fähige Köpfe. Sie, meine Herren, sind die Elite. Lassen Sie uns Europa gemeinsam retten!«
    Einen Augenblick lang herrschte Stille. Dann plötzlich stand einer der Lords auf und applaudierte. Ihm folgten nach und nach alle anderen. Wer womöglich von den Plänen nicht überzeugt war, konnte sich der euphorischen Stimmung, die den Raum erhellte, dennoch nicht entziehen. Zuletzt, wenn auch nur um sich nicht zu verraten, erhoben sich auch Lucian und Arian.
    Nachdem sich die Unruhe wieder gelegt hatte, sagte Lord Hubert: »Sie alle haben zugestimmt, Stillschweigen über dieses Treffen zu bewahren. Wie auch immer Sie sich nach diesem Wochenende entscheiden, die Diskretion wird bewahrt werden. Aus diesem Grund sind wir heute Abend unter uns. Kein Sekretär und … keine Frauen.« Er stimmte verlegen in das vereinzelt zu hörende Lachen ein. »Seien Sie unbesorgt, morgen wird sich das ändern. Länger würde meine Frau es mir auch gar nicht gestatten, Sie von den Vergnügungen des Landlebens fernzuhalten.« Jetzt lachten alle.
    Hört, hört! war zu vernehmen, Stühle wurden gerückt, und bevor er ihnen einen angenehmen Abend und eine gute Nacht wünschte, wies Lord Hubert noch auf die Pläne des kommenden Tages hin. »Ein Programm finden Sie in Ihrem Zimmer. Frühstück für die Jäger wird ab vier Uhr serviert. Die Langschläfer erwartet ein Brunch, und wer sich gar nicht erheben mag, für den gibt es natürlich auch Zimmerservice. Hauptsache, wir sehen uns morgen Abend zum Gartenfest meiner Frau wieder. Sie hat auch Freunde und Nachbarn eingeladen und wird mir das Leben zur Hölle machen, wenn nicht alles wie geplant läuft. Sie sehen also, mein Glück liegt in Ihren Händen, Gentlemen.« Mit diesen launigen Worten überließ er sie der Fürsorge seines fähigen Butlers. Im Hinausgehen hörte man ihn sagen: »Wenn Sie den Wetterbericht kennen, dann wissen Sie auch, welche Macht sie hat. Es soll der schönste Tag des Jahres werden.«
    »Guter Mann. Humor hat er auch. Natürlich kann niemand Einfluss auf die Elemente nehmen, schon gar keine Frau.« Der Geistliche, oder vielmehr Arian, stand dicht neben ihm und sah Leonardo herausfordernd an.
    »So ist es, Monsignore.« Er bekreuzigte sich oder deutete es zumindest an. Arian wirkte enttäuscht. Hatte er wirklich geglaubt, ihn damit testen zu können? Unwahrscheinlich. Mit Sicherheit wollte er Leonardo Castellucci nur ein wenig abklopfen.
    Bald darauf verabschiedete sich Lucian von seinem

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