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Feuerschwingen

Feuerschwingen

Titel: Feuerschwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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sollte, der freundlich grüßend in die Sonne blinzelte, oder zu dem gelangweilt wirkenden Römer. Für Leonardo sprach, dass er einen schattigen Sitzplatz anzubieten hatte. Dämonen waren nicht an Sonne gewöhnt, und dies gab wahrscheinlich den Ausschlag für seine Entscheidung.
    Lucian half dem ein wenig nach, indem er einen Stuhl mit dem Fuß einladend vom Tisch zurückschob, wobei er für jeden Sterblichen unhörbar sagte: »Wir sollten unbedingt unsere Bekanntschaft vertiefen.«
    Für einen Augenblick sah man Überraschung in Noths Augen. Offenbar hatte er nicht geahnt, dass er auf ein weiteres magisches Wesen unter den geladenen Persönlichkeiten stoßen würde.Auch jetzt wusste er noch nicht, mit wem er es zu tun hatte. Kurz nur ließ Lucian die Maske sinken. Doch das reichte aus, um beinahe Panik bei Noth auszulösen. Seine Pupillen weiteten sich, und er schluckte mehrmals schwer.
    »Setz dich!«, befahl er ihm.
    Erstaunlich rasch fing sich der Dämon wieder, zeigte ein nervöses Grinsen und ließ sich wie verlangt auf den angebotenen Stuhl fallen. »Du spielst mit gezinkten Karten!«, sagte er, und seine Stimme klang dabei nicht vollkommen fest.
    »Ich spiele nie zum Vergnügen, das sollte sich inzwischen herumgesprochen haben.«
    Beim Tontaubenschießen am Vormittag war Noth Lucians einziger ernst zu nehmender Konkurrent gewesen, und nur weil der treffsichere Oligarch durch auffliegende Fasane abgelenkt worden war, hatte er am Ende gleich zweimal danebengeschossen.
    »Das glaube ich nicht«, widersprach Noth. »Ein Spiel bereitet dir nur Vergnügen, wenn du es auch gewinnst. Wo kamen denn so plötzlich die gefiederten Freunde her, wenn man fragen darf?«
    In Wirklichkeit war es Boris’ Hund gewesen, der die Tiere aufgeschreckt hatte. Der Mann verstand sich nicht nur auf Pferdeerziehung, und Lucian hatte sein Vertrauen gewonnen.
    Er antwortete nicht, sah nur vielsagend in den Himmel und schwieg.
    Ein ausgesprochen hübsches Serviermädchen kam an den Tisch, um nach ihren Wünschen zu fragen. Noth tat, als müsste er überlegen, betrachtete sie dabei mehr als wohlwollend und bestellte dann doch nur ein Glas Wasser. »Heute behalte ich lieber einen klaren Kopf.«
    Da der Marquis ihn nicht sofort in die Hölle gezerrt hatte, schien er anzunehmen, er würde mit einem blauen Auge davonkommen. Eines musste er ihm lassen, an Unerschrockenheit fehlte es Noth nicht. Gerade aus der kurzen, aber unangenehmen Gefangenschaft entlassen, plauderte er nun mit ihm, als wären sie alte Bekannte.
    »Eins von deinen Mädchen?«, fragte er, als die Kellnerin fort war.
    »Sie ist sterblich.«
    »Das sind aber nicht alle anwesenden Damen , oder sollte ich mich da irren?«
    Die Dreistigkeit des Dämonen-Prinzen, ihn hier in ein Gespräch zu verwickeln, amüsierte ihn. Dessen ungeachtet sagte er: »Damit habe ich nichts zu tun.«
    »Aber du bist doch ihr Chef.«
    Also wusste er von Lucians Beförderung . Hatte er die Sukkubi mit Margarets Hilfe vielleicht selbst hierherbeordert, um ihn zu provozieren?
    »Nicht, wenn ich nicht muss.« Sein Tonfall blieb gleichmütig.
    Lilith war ihm zwar nun unterstellt, das änderte aber letztlich nichts an ihrem Job. Sie war verantwortlich für ihre Seelendiebe, nur berichtete sie nun Lucian und nicht mehr dem Büro des Lichtbringers.
    »So schlimm?« Noth versuchte sich an einem provokanten Lächeln, das ein wenig verrutschte, als er in Lucians eisige Miene blickte. Allmählich ging ihm offenbar auf, dass er hier nicht irgendjemandem gegenübersaß, sondern einem der mächtigsten Geschöpfe der Schattenwelt, in der er noch nicht annähernd so lange lebte wie der Dunkle Engel in Gestalt eines harmlosen Italieners.
    Viele Bewohner jener Welt wussten von den Querelen, die es seit ewigen Zeiten zwischen Lucian und Lilith gegeben hatte. Eine TV-Soap hätte nicht unterhaltsamer sein können als ihre ständig wechselnde Beziehung zueinander.
    Lilith war freiheitsliebend, sie respektierte nur den Lichtbringer, an Lucian interessierten sie überwiegend andere Qualitäten, und daraus machte sie auch kein Geheimnis. Genau dies war es, was Lucian, neben den zweifellos exquisiten erotischen Talenten, an Lilith reizte. Er dachte an die zahllosen Treffen, die allzu häufig im Bett gipfelten und jedes Mal im Streit endeten.
    »Du hast keine Ahnung!«
    Es fiel ihm nicht schwer, seine Stimme resigniert klingen zu lassen. Evas Schwester, die Verführerin, hatte seine Geduld wahrlich mehr als einmal

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