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Feuerschwingen

Feuerschwingen

Titel: Feuerschwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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eine Feile in den mitgebrachten Kuchen einbacken?«
    Der Dämon grinste und zeigte eine gleichmäßige Reihe perlweißer Zähne.
    Lucian nahm es als Zustimmung und wartete.
    »Durchaus eine Möglichkeit. Kürzlich bin ich ihm in Vaters Bibliothek begegnet. Er hat dort offensichtlich etwas gesucht und kam mir ausgesprochen nervös vor. Die Einladung hierher hat mich, ehrlich gesagt, überrascht. Ich wette, sie wird mich eine Menge harte Öldollars kosten.«
    »Ein ziemlich großer Zufall, findest du nicht auch?«
    »Ja, genau. Und das macht mir Sorge, denn von meinem kleinen Nebenerwerb dürfte eigentlich niemand wissen.«
    Über diesen Nebenerwerb würde noch zu sprechen sein. Im Augenblick gab es Wichtigeres. »Und jetzt glaubst du, Anthony ist dir auf die Schliche gekommen?«
    »Oh, nein. Der hat keine Ahnung. Er kennt mich so nicht. Die Gästeliste hat Durival zusammengestellt, da bin ich mir ganz sicher. Er hatte schon länger Pläne …« Noth verstummte, als hätte er bereits zu viel verraten.
    »… und einen Weg gefunden, wenn auch nicht selbst, so doch seine Leute zwischen den Welten wandeln zu lassen.«
    Fast beiläufig nestelte Noth an seinem Hemdkragen und zog dabei eine silberne Kette hervor, an der ein Anhänger baumelte. Er polierte die Scheibe, die einer Münze ähnlich sah, und ließ beides wieder unter dem Hemd verschwinden. »Möglich.«
    Lucian hätte ihn gern an der Gurgel gepackt und alle seine Geheimnisse herausgeschüttelt. Mit Mühe hielt er sich zurück. »Als was bist du hier? Als Familienmitglied oder als Leibeigener?«
    Es war Noth anzusehen, dass ihm der Ausdruck nicht gefiel, doch er schluckte seinen Ärger runter. »Das Amulett habe ich einem seiner Vasallen abgenommen. Freiwillig hätte Durival es mir bestimmt nicht gegeben.« Er lachte unfroh. »Ich bin sicher, er hat es mittlerweile herausgefunden und will mich so auf elegante Weise loswerden.«
    Fragend hob Lucian eine Augenbraue.
    »Dir muss ich wohl kaum erklären, welche Strafe mich erwartet. Wenn der Lichtbringer herausfindet, was ich getan habe, dürfte mir der Tod sicher sein.«
    Luzifer? , dachte er belustigt. Mein lieber Freund, du hast ja keine Ahnung, was dich erwartet, wenn er sich eine Bestrafung für dein Vergehen ausdenkt. »Bete, dass das nie geschieht«, sagte er. »Aber nett, dass du mich daran erinnerst. Was hast du mir zu bieten, damit ich verhindere, dass dich dieses garstige Schicksal ereilt?«
    Er machte sich nicht länger die Mühe, diplomatisch vorzugehen. Für ihn lag es auf der Hand, dass Noth ihm einen Deal anbieten wollte, um seinerseits den ungeliebten Vater loszuwerden.
    »Nichts.«
    »Du verstehst, dass mich dieses Angebot nicht besonders beeindruckt?«
    »Hör zu«, er senkte die Stimme, »Lucian. Ich weiß, dass du seit ewigen Zeiten Ärger mit Durival hast, aber bisher ist es keinem von euch gelungen, den anderen zu besiegen.«
    Langsam lehnte er sich zurück. »Das ist allgemein bekannt und rettet dir bestimmt nicht den Arsch.«
    »Richtig. Aber du willst wissen, wie wir so gut wie unbemerkt die Dimensionen wechseln können, stimmt’s?«
    Und ob er das wollte. Doch anstatt weiter auf Noths vage Andeutungen einzugehen, sah er auf die Uhr. »Das Fest beginnt in einer halben Stunde, ich muss mich umziehen.«
    Der Dämon sah ihn ungläubig an.
    Er hat noch viel zu lernen, falls er seinen Vater beerben will. Diese Erkenntnis brachte Lucian auf eine Idee. Was, wenn er sich ihm als Tutor empfahl? Damit wären gleich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Er fände heraus, über welche Fähigkeiten Noth verfügte, und mit etwas Glück bekäme er eines Tages einen wichtigen Verbündeten auf der Seite der Dämonen. Durchaus eine Überlegung wert.
    »Wir reden später weiter, in Ordnung?«, sagte er und legte einen wohldosierten Hauch Freundlichkeit in diese Worte.
    Noth nickte. Ihm war anzusehen, dass er mit der Situation überfordert war.
    Schwere Augenlider, Watte im Kopf und bei jeder Bewegung das Gefühl, die Welt um sie herum läge hinter Nebelbänken verborgen, während sie selbst in einer schwankenden Nussschale über raues Meer schipperte. Die Zeichen standen eindeutig auf Katerstimmung. Nur dass sie sich nicht erinnern konnte, gestern mehr als ein Glas Wein getrunken zu haben. Zwei Gläser möglicherweise? Seitdem sie Lucian kannte, war ihr Konsum von rebensaftschweren Getränken deutlich gestiegen. Musste sie sich deshalb Sorgen machen? Minutenlang hing diese Frage über ihr.
    Wo war Lucian

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