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Feuerschwingen

Feuerschwingen

Titel: Feuerschwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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Röte das alabasterfarbene Gesicht überzog und wollte nachfragen, aber da hatte der Engel ihr schon den Rücken zugekehrt.
    Weil er in deiner Nähe sein möchte? , beendete ihre innere Stimme hoffnungsvoll den Satz. Doch Mila konnte trotz allem, was sie inzwischen mit ihm erlebt hatte, nicht so recht daran glauben.
    Ihr Gepäck stand unberührt neben dem unverschämt breiten Bett. Was auch immer sie getan hatte, auspacken hatte offenbar nicht dazugehört. Schnell zog sie eine Jeans und das erstbeste T-Shirt aus dem Koffer und seufzte erleichtert, als sie auch Unterwäsche ertastete. Es war diese Art Wäsche, die Lucians grüne Augen zu funkelnden Smaragden werden ließ, wenn er sie darin sah. Ein Hauch von Spitze, weich und luxuriös. Ein typischer Frustkauf nach einem langen Arbeitstag im Pub, kurz bevor sie Florence kennengelernt und ihr Leben sich erheblich verbessert hatte.
    Etwas für besondere Gelegenheiten, hatte die Verkäuferin sie ermutigt und dabei ihre zarte Haut gelobt. Diese Gelegenheit hatte sich nie ergeben … bis sie Lucian begegnet war.
    Lucian, wo bist du? Mit geschlossenen Lidern wartete sie auf eine Antwort, aber nichts als Stille umfing sie. Er hatte sie ausgesperrt. Als sie die Augen wieder öffnete, fiel ihr Blick auf das kostbare Amulett, das aus unerfindlichen Gründen halb unterm Bett lag. Sie bückte sich und hob es zusammen mit dem leeren Glas auf, das daneben lag. Was war hier los, hatten sie gefeiert? Einem Instinkt folgend roch sie daran. Schwefelig-scharfer Geruch biss ihr in die Nase, gefolgt von einer schweren Süße, die sofort leichte Übelkeit auslöste. »Uh!« Garantiert kein Party-Getränk!
    Die Schuhe waren vergessen. Auf bloßen Füßen lief sie zu Juna, warf sich auf einen Küchenstuhl und knallte das Glas auf den Tisch.
    Die stellte ihre Teetasse beiseite und griff danach. »Ist das dein Lippenstiftabdruck?«
    »Ich glaube schon. Riech mal, genau den Geschmack hatte ich beim Aufwachen auf der Zunge.«
    »Das ist Laudanum mit Brimstone.«
    »Laudanum? Ist das nicht so ein Beruhigungsmittel für hysterische Korsettträgerinnen?« Sie erinnerte sich, davon in einem historischen Roman gelesen zu haben.
    »Es ist eine Droge. Alkohol, Opium, und wenn ich mich nicht irre, in diesem Fall noch eine ordentliche Prise Bilsenkraut. Mit Brimstone gemischt, entwickelt es eine höllische Wirkung.« Ihre Augen wurden groß. »Deshalb hat er darauf bestanden, dass ich dich keine Sekunde allein lasse«, sagte sie nachdenklich und erklärte auf Milas Frage hin: »Das Zeug findet man nur in der Unterwelt. Eine Art Koks für Dämonen, heißt es.«
    Mila spürte Panik in sich aufsteigen. »Bedeutet das, ich bin jetzt süchtig?«
    »Nein, keine Sorge. Das war nicht seine Absicht. Er wollte dich nur davon abhalten, an diesem Wochenende nach Stanmore zu gehen.«
    »Prima. Und dafür bringt er mich fast um?« Ungeduldig schüttelte sie Junas Hand ab.
    Der Gedanke daran, wie wenig ihm ihr Leben offenbar bedeutete, erschütterte sie zutiefst. Auch wenn Juna vielleicht recht hatte und die Mischung, die er ihr eingeflößt hatte, nicht tödlich gewesen war – gut getan hatte es ihr eindeutig nicht. Lucian, was soll das? Ärgerlicherweise erhielt sie auch jetzt keine Antwort. Um nicht beim Blick in Junas mitleidiges Gesicht in Tränen auszubrechen, sah sie zum Fenster hinaus und beobachtete eine Weile schweigend, wie sich die Sonne dem Horizont näherte. Drückt er sich vor einer Erklärung? »Welchen Tag haben wir heute?«, fragte sie schließlich.
    »Samstag.«
    »Was?«
    »Woran kannst du dich erinnern?«, Juna sah sie gespannt an.
    »Du bist weggefahren, wir haben danach zusammengesessen und … wir haben gestritten!«
    »Worüber?«, fragte der Engel leise.
    Plötzlich fiel es ihr wieder ein. »Lucian fing damit an, dass ich auf keinen Fall dieses Wochenende in Stanmore arbeiten solle. Ich weiß selbst, dass es nicht ganz ungefährlich ist, aber erstens brauche ich das Geld …«
    »Geld?«, würgte Juna hervor.
    Das laute Husten brachte sie etwas aus dem Konzept. »Was glaubst du? Viel ist es nicht, was Florence mir zahlen kann, und das Studium meines Bruders gibt es leider nicht kostenlos. Der Idiot hat sein Stipendium verloren, und bis zum Diplom kostet er mich mindestens noch achttausend Pfund.«
    Es dauerte eine Weile, bis Juna die Augen wieder öffnete, und dann strahlten sie in einem Blau, dass Mila beinahe erneut schwindlig wurde.
    »Du weißt, dass Lucian nicht gerade arm ist?«, fragte

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