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Feuerschwingen

Feuerschwingen

Titel: Feuerschwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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und die Anthony danach an ihn weiterleiten musste.
    Wäre es nach ihm gegangen, hätte sein gruseliger Gebieter bis zum Jüngsten Tag in Luzifers Kerker versauern können. Das war nicht immer so. Anfangs war er sogar stolz darauf gewesen, ihm dienen zu dürfen, und hatte jeden seiner Befehle ausgeführt, ohne darüber nachzudenken. Inzwischen fragte er sich längst, was der Dämon mit dieser Inszenierung auf Stanmore beabsichtigte. Der Erzfeind Lucian, der Marquis , wie dieser mächtige Dunkle Engel in der Unterwelt auch genannt wurde, war jedenfalls nicht aufgetaucht, obwohl Durival genau das prophezeit hatte.
    Das Amulett, mit dessen Hilfe Anthony nahezu unbemerkt zwischen den Welten wandeln konnte, erschien ihm dagegen Erfolg versprechend.
    Sofern man nicht gerade im Hochsicherheitstrakt eines teuflischen Kerkers einsitzt , dachte er gehässig. Ihm bot sich durch Durivals Gefangenschaft immerhin eine echte Chance, im Diesseits Fuß zu fassen. Etwas, das sein Boss für sich selbst geplant hatte.
    Höchstwahrscheinlich träumt er von der Weltherrschaft. Anthony zuckte mit den Schultern. Politik hatte ihn noch nie interessiert, und Dämonen, das wusste er inzwischen, planten langfristig. Was sein Boss allerdings nicht bedacht hatte: Je länger er einsaß, desto dünner wurden die Fesseln, die sie verbanden.
    Zuerst hatte er die subtilen Anzeichen dafür gar nicht bemerkt. Aber dann begann er, eigene Pläne zu machen, und bei seiner Arbeit in Durivals Bibliothek war er schließlich auf eine alte Schrift gestoßen, in der vor einer Entfremdung zwischen Herrn und Sklave gewarnt wurde. Sogar einige Symptome wurden darin aufgezählt.
    Anthonys rätselhafte Zuneigung zu Mila war eines davon. Mit ihrer Hilfe hoffte er, eines Tages ein halbwegs normales Dasein außerhalb der Unterwelt und weit weg von Durivals Zugriff führen zu können. Wohlstand und ein bequemes Leben gehörten zu seinen Zielen. Eine schöne Frau, die ihm das Bett wärmte. Besonders ehrgeizig war er noch nie gewesen, und am liebsten studierte er ohnehin alte Texte oder las einfach nur ein Buch.
    Alles war bestens gelaufen, bis zu dem Tag, an dem dieser Journalist erschienen war und allen Weibern den Kopf verdreht hatte. Maggy hatte fast den Verstand verloren, als sich der Kerl nicht von ihr einwickeln lassen wollte. Anthony hätte ihn beinahe dafür mögen können.
    Und dann der Schock: Mila war keine Sterbliche. Zuerst hatte er gedacht, es mit einem gefallenen Engel zu tun zu haben. Unglücklicherweise war es Dämonen nicht möglich, die wahre Natur eines Engels zu erkennen, wenn dieser sich ihnen nicht offenbarte, so wie sie es unabsichtlich getan hatte.
    Doch später hatte er eins und eins zusammengezählt. Ihre Biografie, das Engelsfeuer. In dem Grimoire, das er aus der Bibliothek gestohlen hatte, stand die Antwort. Sie war das Ergebnis eines der vielen Versuche der Durivals, das Cratalis zu erschaffen. Ein legendäres Gefäß , in dem eine angeblich so außerordentliche Magie gefangen war. Und noch etwas hatte in dem Grimoire gestanden: eine Anleitung, wie man sich dieser Magie bemächtigte. Cratalis, hatte der Erzdämon eigenhändig notiert, müsse in einem Ritual geöffnet und das Feuer daraus befreit werden, damit es sich mit dem Höllenfeuer verbinden könnte. Wem dies gelänge, so schrieb er weiter, besäße eine Macht, die sogar jemandem wie Luzifer gefährlich werden konnte.
    O Mila. Warum ausgerechnet du?
    Ein Räuspern riss ihn aus seinen Gedanken. Als er aufsah, stand der Butler in der Tür. Anders als er selbst war der undurchsichtige Jeeves ein geborener Dämon, der nicht zu Durivals Haushalt gehörte.
    »Hast du sie gefunden?«
    »Nein. Aber ich würde mir keine Sorgen machen. Bestimmt hat Lilith sie zu sich beordert.«
    »Glaubst du das wirklich?«
    Es wäre zumindest eine Erklärung für ihr plötzliches Verschwinden. Die leichtfertige Art, wie sie mit ihren Opfern umging, war bereits erstaunlich lange unentdeckt geblieben. Und Lilith, das hatte er immer gesagt, wäre nicht begeistert, fände sie heraus, dass Maggy auf eigene Rechnung, beziehungsweise für Durival arbeitete. Anthony wollte nicht in ihrer Haut stecken, und wahrscheinlich war es das Klügste, nicht weiter nach ihr zu suchen.
    Jeeves Augen glühten in der Dunkelheit. Du hast andere Sorgen. »Durival soll angeblich aus dem Gefängnis verschwunden sein.«
    »Das ist ein Witz, oder?« Anthony glaubte, ihm müsste das Blut in den Adern gefrieren.
    »Wenn du das sagst.« Mit

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