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Feuerschwingen

Feuerschwingen

Titel: Feuerschwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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grün glitzernder Augen war da nur Dunkelheit. So hatte sie sich weder ihren ersten echten Flug noch den Tod vorgestellt.
    »Ein ausgesprochen netter Zug, mich auf diese Weise in die Unterwelt begleiten zu wollen«, rief sie gegen den Wind an, »aber hast du dich nicht im Datum geirrt?« Wenn Mila nicht mehr weiterwusste, neigte sie zur Respektlosigkeit.
    Das hatte ihr schon früher Ärger gebracht, und deshalb war es eigentlich auch nicht verwunderlich, dass der Kerl einfach seinen Griff lockerte und sie aus beachtlicher Höhe fallen ließ.
    Um die Wucht des Aufpralls wenigstens zu vermindern, rollte sie sich schnell zusammen. Doch es war zu spät. Ein Knacken und Rauschen war zu hören. Der Sturz endete abrupt. Mühsam robbte sie aus dem Gebüsch, das ihre Landung nur unwesentlich gebremst hatte, und versuchte, auf die Füße springen. Jetzt war der ideale Zeitpunkt zur Flucht … hoffte sie. Doch ein scharfer Schmerz sorgte dafür, dass sie auf ihrem Hinterteil sitzen blieb. »O verdammt! Bestimmt habe ich mir alle Knochen im Leib gebrochen.«
    »Nur die Schulter ausgekugelt, und das Bein ist verstaucht.« Er sah sie prüfend an. » Und eine Gehirnerschütterung natürlich.«
    »Natürlich? Woher willst du das wissen?«
    »Komm schon, versuch’langsam aufzustehen.«
    Weil ihr nichts anderes übrig blieb, ergriff sie die ausgestreckte Hand und hob endlich auch den Kopf, um herauszufinden, was dieser merkwürdige Abgesandte der Unterwelt von ihr wollte.
    »Du!« Beinahe hätte sie seine Hand losgelassen.
    Ihr Retter verhinderte es, indem er sie hochhob, zu einem Baumstamm trug und dort behutsam absetzte. »Mila, was ist passiert?« Den Mund zu einer schmalen Linie zusammengepresst, betrachtete er sie mit gefühllosen Augen.
    »Lucian? Das kann doch nicht sein … Wo kommst du denn her?« Ohne einen klaren Gedanken fassen zu können, verstummte sie und beobachtete, wie er aufmerksam lauschte. Kehrte der Todesengel zurück? Ihre Muskeln zitterten unkontrolliert, und sie ahnte, dass dies die ersten Anzeichen des Schocks waren.
    Weniger grob, als sie erwartet hatte, hob er sie auf die Arme und hatte sie im Nu über die Lichtung zu einem Baum mit dichter Krone getragen. »Das muss reichen«, murmelte er.
    Ehe Mila begriff, was er vorhatte, hing der kaputte Schirm hoch oben im Geäst und sie lächerliche fünfzig Zentimeter über dem Boden. Zweige brachen wie von selbst, bis es aussah, als wäre sie hier gelandet und nicht etwa im Sturz von einem geflügelten Wesen aufgefangen worden. Als ob mir das irgendjemand jemals glauben würde.
    Doch natürlich wusste sie, dass die magische Welt es nicht schätzte, wenn einer von ihnen die Aufmerksamkeit der Sterblichen auf sich zog. Obwohl Lucian zu ihr aufsehen musste, fühlte sie sich keineswegs überlegen.
    »Der Suchtrupp ist unterwegs. Man wird dich ins Krankenhaus bringen. Keine Sorge, wir holen dich da rechtzeitig raus, bevor du noch mehr Unheil anrichtest.«
    »Was soll das heißen? Es war todsicher nicht meine Idee, dass der Fallschirm komplett zerfetzt ist.«
    Konzentriert sah er sie an. »Das ist er nicht, hörst du! Er hat sich verheddert. Danach hast du in deiner – verständlichen – Panik den Ersatzfallschirm einfach zu spät geöffnet und bist in diesem Baum gelandet.« An etwas anderes kannst du dich nicht erinnern!
    »Aber das stimmt nicht! Wenn ich eine solche Geschichte erzähle, werde ich nie wieder springen dürfen.«
    »Hoffentlich«, glaubte sie zu hören, bevor er die Hand auf ihre Stirn legte und die Welt um sie erneut in Dunkelheit versank.
    Lucian hatte es zuerst kaum glauben können. Warum stürzt sich eine Sterbliche freiwillig und geradezu begeistert aus dem Flugzeug? Seinen ursprünglichen Plan, Mila zu einem Ausflug einzuladen und die beiden Engel einzubestellen, hatte sie zwar unbeabsichtigt durchkreuzt, womöglich gelänge es ihm jedoch, mehr über sie zu erfahren, indem er ihr an einem freien Tag wie heute folgte.
    Zuerst hatte er gedacht, sie wollte irgendwo hinfliegen. vielleicht nach London, wo sie, wie er inzwischen wusste, mit dieser Florence ein gemeinsames Apartment bewohnte. Es dauerte nicht lange, bis er herausfand, was sie stattdessen vorhatte.
    Beim ersten Sprung war er noch besorgt gewesen. Dann aber sah er, dass sie etwas von ihrem Sport verstand, und es machte ihm Spaß, sie beim Sturzflug zu beobachten. Ein solches Manöver, wie es mit dem Fallschirm leicht gelang, wäre für manch einen weniger erfahrenen Engel eine

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