Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feuerschwingen

Feuerschwingen

Titel: Feuerschwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
Vom Netzwerk:
bekommen?«
    Gemurmel.
    »Was? Das war viel zu viel!«
    »Macht nix«, murmelte sie und ließ sich zurück auf ihr hellgrünes Kissen sinken.
    »So so! Da wollten wir also fliegen lernen. Warum bloß? Ich wette, auf diese hübsche Dame fliegen die Kerle sowieso. Da fragt man sich doch, ob schon einer gelandet ist.« Meckerndes Lachen erklang, ein Ruck ging durch ihr Bett.
    »Lass gut sein, Bertie.« Eine weibliche Stimme. Dunkel, befehlsgewohnt. Eine Tür klappte.
    »Wie geht es uns?«
    Uns? Mila versuchte, die Augen zu öffnen. Es war zu hell. Mit wenig Hoffnung, eine Antwort zu erhalten, fragte sie noch einmal, was mit ihr geschehen war.
    »Du erinnerst dich nicht, was? Ja, die Jungs von der Rettung haben es ein bisschen zu gut gemeint mit dem Beruhigungsmittel. Nun ist aber alles wieder in Ordnung.«
    Ja. Ja. »Was ist passiert?«, fragte sie abermals mit so viel Nachdruck, wie sie aufbringen konnte.
    »Ich will es dir verraten: Dein Fallschirm hat sich irgendwie verheddert, und du bist direkt in eine stattliche Buche mitten im Ivycombe Forest gerauscht. Ein paar Blätter steckten noch in deinem Haar, als du hier eingeliefert wurdest. Außer einer Menge Abschürfungen und Prellungen, die dir ein paar unangenehme Nächte bescheren werden, fehlt dir praktisch nichts. Gehirnerschütterung, Bein verdreht und die Schulter ausgerenkt. Ich sage dir was: Da muss dich ein mächtiger Schutzengel aufgefangen haben. So, und jetzt schlaf erst mal.« Damit drückte die Schwester irgendeine Flüssigkeit in dieses schauderhafte Ding in ihrem Handrücken.
    »Lucian!« Nun erinnerte sie sich wieder. Sie hätte sich auf ihre Intuition verlassen sollen. Die hatte ihr gleich gesagt, dass etwas mit ihm nicht stimmte.
    »Heißt so dein Freund? Er wird bald kommen und nach dir sehen, keine Sorge.«
    Ob das eine gute Sache war, konnte sie beim besten Willen nicht entscheiden. Zu genau sah sie die kohlrabenschwarzen Schwingen vor sich. Wäre sie ihm bloß nie begegnet.
    Aber er hat dir das Leben gerettet! , war alles, was Mila noch denken konnte, bevor sie einschlief.
    »Schlafmittel«, sagte eine melodische Stimme. Dann wurde es kühl, jemand hob ihre Bettdecke und dann sogar das geliehene Nachthemd an. Gerade wollte sie protestieren, da kehrte mit der Decke auch die Wärme zurück.
    »Oh-oh! Sie heilt.«
    Das klang kurioserweise, als wäre ein fortschreitender Heilungsprozess nicht wünschenswert, doch sie konnte sich beim besten Willen nicht erklären warum. Lag man denn nicht im Krankenhaus, um gesund zu werden? Vorsichtig versuchte sie, die Augen zu öffnen, und was ihr zuvor nicht gelingen wollte, war nun kein Problem mehr. An dessen Stelle war ein neues, weit beunruhigenderes getreten: ein Engel. Nein, da standen sogar zwei.
    »Was wollt ihr von mir?« Der Zugang an ihrer Hand schmerzte beim Versuch, sich aufzustützen, der Frage folgte deshalb ein saftiger Fluch. Sie ignorierte das leise, männliche Lachen. Etwas, das sie unter günstigeren Umständen nicht getan hätte, denn es weckte eine unbestimmte Erinnerung in ihr, keineswegs unangenehm. Vergiss es, du bist vergeben , mahnte ihre innere Stimme, die offenbar auch wieder zum Leben erwacht war. Mit zusammengebissenen Zähnen probierte Mila noch einmal, sich aufzurichten, und lehnte sich dabei schwer auf den anderen Arm, bevor sie ihre Besucher erneut taxierte.
    Tatsächlich. Engel. Von den Flügeln war zwar nichts zu sehen, doch aus ihrer Herkunft machten sie Mila gegenüber keinen Hehl.
    »Hallo!«, sagte sie so leise, dass hoffentlich nur die zwei sie hören konnten, denn die anderen Patienten im Zimmer reckten bereits die Köpfe. »Können die«, sie machte eine Kopfbewegung zum Bett nebenan, »können die euch sehen, oder rede ich hier mit Gespenstern?«
    Die Frau griff nach ihrer Hand und nickte.
    Erleichtert ließ sie sich zurücksinken. Wenigstens war sie die Einzige, die wusste, dass keine normalen Menschen an ihrem Krankenlager standen. Ihre Zimmergenossen würden denken, es wären Freunde oder Bekannte.
    Sie sah die beiden genauer an. Zuerst hatte sie die Frau für älter gehalten, doch das Gesicht unter dem kinnlangen weißen Haar sah ebenso jung aus wie ihr eigenes. Den Mann schätzte sie auf etwa dreißig, aber das sollte bei Engeln nichts heißen. Ihre Mutter war viele Hundert Jahre alt gewesen, und sie wären inzwischen dennoch als Schwestern durchgegangen.
    »Weißt du eigentlich, was für einen Schreck du uns eingejagt hast?«
    »Ach wirklich? Ich hatte doch

Weitere Kostenlose Bücher