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Feuerschwingen

Feuerschwingen

Titel: Feuerschwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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geben. Als sie schließlich im Auto saß und die Türen geschlossen waren, sagte sie bitter: »Von wegen sie heilt . Es gibt kaum eine Stelle an meinem Körper, die nicht wehtut. Es fühlt sich an, als hätte er mich aus zwanzig und nicht aus läppischen drei oder vier Metern fallen lassen.«
    »Er hat was?« Juna, die hinter dem Lenkrad saß, ließ den Autoschlüssel los und fuhr herum. Ihre Augen funkelten ärgerlich.
    Womöglich hätte sie das lieber nicht sagen sollen. Engel waren mächtige Wesen, die Mila besser nicht verärgerte, solange sie nicht näher mit ihnen bekannt war.
    »Juna, reg dich nicht auf. Ganz ohne Verletzungen wäre die Sache unglaubwürdig. Hättest du es lieber gesehen, er hätte sie zu sich nach Hause mitgenommen?«
    »Nein!«, riefen beide Frauen gleichzeitig.
    Mila war ernsthaft entrüstet. »Keine Chance! Das hätte er mal versuchen sollen.«
    »Ihr kennt euch noch nicht lange, stimmt’s?«
    In Arians Stimme klang ein merkwürdiger Unterton mit, aber sein Gesichtsausdruck war freundlicher geworden, und er zwinkerte ihr sogar zu. Mila glaubte zu wissen, was seine Freundin an ihm so faszinierte, dass sie ihm liebevolle Blicke zuwarf, sobald sie sich unbeobachtet fühlte. Dicht unter der gleichgültig wirkenden Oberfläche brodelte es gewaltig. Der Typ sah wahrscheinlich nicht nur aus wie ein Latin Lover, und er schien Humor zu haben.
    »Seid ihr gefallene Engel?«
    Es konnte gar nicht anders sein. Mutter hatte erzählt, dass es den himmlischen Engeln verboten war, Gefühle zu besitzen. Schließlich waren die Eltern ja wohl deshalb auf die Erde verbannt worden. Und das gleiche Schicksal dürfte auch diese beiden ereilt haben, denn sie hegten eindeutig mehr als nur freundschaftliche Gefühle füreinander.
    Womöglich war das eine Frage, die man nicht stellte. Mila kannte sich nicht besonders gut in diesen Dingen aus. Aber wenn sie nun schon mal ins Fettnäpfchen getreten war, konnte sie auch weiterfragen. »Wie Schutzengel kommt ihr mir nicht vor«, versuchte sie es noch einmal, als ihr niemand antwortete.
    »Wir reden später darüber, in Ordnung?«, sagte Juna zu guter Letzt über die Schulter.
    »Meinetwegen, aber eines wüsste ich schon ganz gern. Wohin bringt ihr mich?«
    »Ins Rose Cottage.«
    Die kurze Antwort lud nicht dazu ein, das Gespräch fortzuführen, also lehnte sie sich zurück. Die holprigen Straßen verlangten ihr einiges an Selbstdisziplin ab, obwohl sich Juna eindeutig große Mühe gab, vorsichtig zu fahren.
    »Müssen wir hier abbiegen?«
    Sie war wohl eingeschlummert, Junas Frage schreckte Mila auf. Ein Blick aus dem Fenster zeigte ihr, dass sie die Tore von Stanmore erreicht hatten, und sie erklärte mit wenigen Worten den Weg zum Häuschen.
    »Ich wohne da mit Florence, meiner Chefin und Freundin«, fügte sie erklärend hinzu. »Hat sie überhaupt eine Ahnung, was passiert ist?«
    »Weiß Lucian von ihr?«, fragte Arian. »Wenn ja, hat er sich um alles gekümmert. Und … es ist Sonntag. Dein Absturz war gestern«, kam er ihrer nächsten Frage zuvor.
    Bequem aufs Sofa gebettet, das bandagierte Bein auf einem weichen Kissen, dazu eine Tasse Tee in der Hand, ging es ihr gleich viel besser. Krankenhäuser , dachte Mila, machen krank .
    Als sich ihre Retter ebenfalls setzten, sagte sie: »Verzeiht meine Neugier. Ich will auch nicht unhöflich sein, aber ihr versteht sicher, dass das alles ziemlich verwirrend für mich ist. Eben dachte ich noch, Lucian sei ein ganz normaler Journalist, da stellt er sich als mein Schutzengel heraus. Was soll ich davon halten?«
    »Da musst du ihn selbst fragen.« Arians Tonfall war freundlich, dennoch wurde deutlich, dass er keinen Widerspruch duldete.
    Unsinnigerweise machte ihr Herz einen Hopser. »Er kommt also hierher?«
    Juna zwinkerte ihr unauffällig zu. Arians Miene blieb undurchdringlich. »Wie wäre es, wenn du erst einmal von dir erzählst? Wir treffen nicht alle Tage auf Sterbliche, die sehen können, wer wir wirklich sind.«
    »Und die, falls sie uns doch erkennen, nicht schreiend davonlaufen«, ergänzte Juna mit weicher Stimme.
    Mila hätte ihr stundenlang zuhören und sie betrachten können. Der Engel war wenige Zentimeter kleiner als sie selbst. Das strubbelige weiße Haar und ihre helle Haut ließen sie zerbrechlich wirken, fast als wäre sie wahrhaftig eines der ätherischen Wesen, die sich manche Menschen vorstellten, wenn sie an Engel dachten. Doch dann lächelte Juna aufmunternd, und Mila fiel zum ersten Mal die

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