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Feuerschwingen

Feuerschwingen

Titel: Feuerschwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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sie aufsah, begegnete sie Junas wissendem Blick und spürte heiße Schamröte in ihren Wangen brennen. Trotzig dachte sie: Er hat mein Leben gerettet. Da darf man doch wohl dankbar sein.
    Ihre innere Stimme war eine Spur kritischer, als sie ihr zuflüsterte: Wen versuchst du eigentlich zu täuschen?
    »Können wir noch etwas für dich tun?«, fragte Juna und grinste nun ganz unverhohlen, als hätte sie ihre Gedanken gelesen. Wahrscheinlicher war jedoch, dass ihre Augen sie verraten hatten, jetzt, da sie die Brille nicht trug. Rasch senkte sie die Lider.
    »Ich würde gern aufstehen.« Verlegen machte sie eine Kopfbewegung in Richtung Badezimmer.
    Im Nu hatte Lucian das Sofa umrundet und sie hochgehoben. Wenn er so weitermachte, käme Florence womöglich noch darauf, dass etwas nicht stimmte.
    Juna erkannte ihr Problem und sagte mit Nachdruck: »Der Rollstuhl steht dort hinten, setz sie hinein. Denk dran, Mila, du sollst mit dem verletzten Bein in den nächsten Tagen möglichst nicht laufen.«
    Das Dumme an so einer Verletzung war, dass man auch keine Krücken benutzen konnte, weil die Schulter dabei nicht mitgespielt hätte. Das hatte Mila bisher nicht bedacht. Es gab nun die Wahl, auf dem Sofa zu nächtigen und relativ unabhängig von der Hilfe anderer zu sein, weil hier unten auch Küche und Bad frei zugänglich waren, oder in ihrem Bett auf der Empore zu schlafen. Dort oben besaß sie zwar ein geräumiges Bad, in das sie notfalls auf einem Bein hüpfen konnte, aber Kühlschrank oder gar ein Herd fehlten natürlich.
    Noch unentschlossen, wofür sie sich entscheiden sollte, rollte sie wenig später zu den anderen zurück.
    Florence sah auf die Uhr. »Ich muss nach Stanmore, Lady Margaret hat mich zum Tee einbestellt. Liebes, kann ich dich allein lassen?«
    Mit drei Bewachern an ihrer Seite war sie schwerlich allein , doch das konnte sie Flo natürlich so genau nicht sagen. »Geh nur, ich komme mit dem Ding hier gut zurecht.« Dabei rollte sie übermütig durch den Raum, bis sich Lucian ihr in den Weg stellte.
    »Ich bleibe hier.« Sein Tonfall duldete keinen Widerspruch.
    Erstaunt sah Florence zwischen ihm und Mila hin und her. Schließlich trat ein kaum sichtbares Leuchten in ihre Augen. »In Ordnung«, sagte sie und verabschiedete sich.
    Froh, dass sie Anthony nicht erwähnt hatte, winkte Mila ihr nach und sah zu Lucian auf, sobald die Tür hinter der Freundin ins Schloss gefallen war. »Wir müssen reden.«
    »Und wir sollten längst wieder auf dem Heimweg sein«, sagte Juna hastig, und ihre Lippen bewegten sich lautlos weiter, ohne dass Lucian, der leise mit Arian sprach, es bemerkt hätte. Denk dran, du kannst ihm vertrauen.
    Genau dies war es, was Mila im folgenden Gespräch herauszufinden gedachte. War ihr Retter wirklich vertrauenswürdig? Sie zwang sich, nicht allzu besorgt zu klingen.
    »Vielen Dank für alles! Ihr habt mir sehr geholfen, es würde mich freuen …« Sicher war sie sich nicht, ob es klug war, Engel wie diese zum Wiederkommen einzuladen, aber sie beendete den Satz dennoch. »Es wäre schön, wenn wir uns irgendwann einmal wiedersehen könnten.«
    »Aber natürlich! Mich wirst du so schnell nicht mehr los.« Juna zog eine Karte aus der Tasche. »Du kannst mich jederzeit anrufen. Jederzeit!«, sagte sie noch einmal und wandte sich an ihren Freund. »Komm, Arian, der Hund hat womöglich das neue Beet umgegraben, und du weißt, wie empfindlich die Feen auf kosmische Störungen reagieren.«
    Arian folgte ihr. Bevor sich die Tür hinter ihnen schloss, hörte man ihn belustigt fragen: »… im Blumenbeet-Kosmos?«
    Nachdem Ruhe eingekehrt war, stand Mila auf. Wenn sie sich an der Tischkante festhielt, sah man ihr nicht einmal an, dass sie erst gestern aus dem Himmel gefallen war. Abgesehen von dem blöden Schulterverband natürlich. Vergeblich zermarterte sie sich das Gehirn, wie sie am geschicktesten ein Gespräch über Engel, nachtschwarze Flügel und das Geheimnis ihres Lebensretters beginnen sollte.
    Auch Lucian schien noch darüber nachzudenken, jedenfalls stand er wortlos in der Terrassentür und sah hinaus.
    Als von ihm nichts kam, versuchte sie es schließlich mit: »Du siehst müde aus, wie war dein Tag?«
    »Mittelprächtig. Das Meeting war unergiebig und voll hässlicher Überraschungen, und danach musste ich zum Chef.«
    Langsam drehte er sich um. Die Sonne zauberte einen hellen Heiligenschein auf seinen blonden Schopf.
    »Weißt du was? So etwas hat mich seit Ewigkeiten niemand mehr

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