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Feuerschwingen

Feuerschwingen

Titel: Feuerschwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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und blickte endlich auf, um sie direkt anzusehen.
    Milas Herz flatterte. Der kleine Vogel hatte seinen Fehler bemerkt und dachte an nichts anderes mehr als an die Flucht. Bevor sie ihre Hand wegziehen konnte, hatte er sie bereits ergriffen. Kühle, schlanke Finger, die Hände eines sensiblen Künstlers, hielten sie fest, und auch wenn sie es gewollt hätte, Mila war sicher, dass es ihr nicht gelungen wäre, sich dem Griff zu entziehen. Doch nicht Furcht lähmte sie, sondern die Gewissheit, dass sie beide etwas verband. Etwas unbegreiflich Vertrautes, ein Band, das bei jeder Berührung stärkere Fesseln knüpfte.
    Das allein wäre schon gespenstisch genug, bedachte man, dass sie so gut wie nichts über ihn wusste und die einzigen Bürgen für seine Aufrichtigkeit zwei Engel waren, wie sie bisher keine erlebt hatte.
    Oder halt! Die Erinnerung war so flüchtig wie der Schatten einer Möwe auf dem Meer. Vergeblich versuchte Mila, sie festzuhalten. Warum hatte man ihr die Vergangenheit gestohlen? Was war geschehen, dass sie einmal alles und dann wieder nichts zu wissen glaubte? Es war sinnlos. Der Blick in die Vergangenheit blieb ihr verwehrt.
    Noch furchterregender jedoch war Lucians Verwunderung. Nun, vielleicht nicht sichtbar für jedermann, aber doch für Mila deutlich genug, um zu wissen, dass ihm dies nicht gefallen konnte. Angst kroch über ihre Haut. Einen mächtigen Engel verärgerte man nicht. Egal, wo er nun seinen Wohnsitz haben mochte – und bei Lucian war offensichtlich, dass der nicht in Elysiums luftigen Höhen zu finden war.
    Die sonst so sinnlich geschwungenen Lippen wirkten schmal, als er endlich sagte: »Du willst mir also nicht sagen, wer du bist. In Ordnung. Aber das solltest du wissen: Ich werde das Komplott aufdecken, und wenn es so weit ist, kann ich dich nur beschützen, wenn du mir vertraust.«
    »Aber ich vertraue dir doch!« Rasch dämpfte sie ihre Stimme, als ihr bewusst wurde, wie laut sie gesprochen hatte.
    »Tatsächlich?«, fragte er mit einem ironischen Unterton.
    Was sollte sie sagen? Dass ihre Seele nach ihm hungerte und es ihr gleichgültig war, wer oder was er zu sein vorgab? Das wäre nicht der klügste Schachzug. Also sagte sie das Naheliegende: »Hättest du mich loswerden wollen, wäre der Absturz die beste Gelegenheit gewesen.« Sie hob die Hand, um einem möglichen Widerspruch zuvorzukommen. »Egal was du mir einzureden versuchst, ich weiß, dass sich jemand am Schirm zu schaffen gemacht haben muss. Schließlich hing ich dran, und glaube mir, man vergisst es nicht, wenn der Sturz in die Tiefe mit jedem Riss dort oben schneller wird!«
    »Natürlich war er manipuliert. Weißt du auch, was passiert wäre, wenn du das in die Welt hinausposaunt hättest? Ich kann es dir sagen: An meiner Stelle säßen jetzt ein paar nette Polizisten, um dir Fragen zu stellen, und ein paar weniger nette Journalisten wären bereits auf dem Weg, um zu berichten, was sie für die Wahrheit halten. Diese Art von Aufmerksamkeit kann niemand von uns gebrauchen. Du zuallerletzt. Was du verborgen hältst, muss wichtig genug sein, dass jemand wie Gabriel persönlich Hand anlegt, um dich komplett zu versiegeln.«
    »Woher weißt du … du kennst ihn?«
    »Die Welt ist klein, nicht wahr?« Er klang immer noch kühl. »Ich hätte nicht gedacht, so bald wieder auf seine Spuren zu stoßen.«
    Erneut kam es Mila vor, als hätte er den letzten Satz mehr zu sich selbst gesprochen. »Verbindet euch etwa ebenfalls eine herzliche Abneigung ?«
    »Nein, mit ihm ist es etwas komplizierter als mit Micaal, oder Michael, wie du ihn nennst.«
    »Ehrlich gesagt nenne ich diesen Erzengel lieber überhaupt nicht beim Namen, weil ich das unangenehme Gefühl habe, er könnte mich hören.«
    »Dann ist dir immerhin ein Hauch von Instinkt geblieben. Aber das ändert nichts daran, dass du im Notfall schutzlos wärst.«
    Das wollte sie nicht auf sich sitzen lassen. »Ich habe eine ausgezeichnete Nahkampfausbildung, schon vergessen? Außerdem habe ich das hier …« Auf ihrer ausgestreckten Hand erschien ein knisternder Ball aus Energie.
    »Niedlich. Weißt du damit umzugehen?«
    Vermutlich war es seine Arroganz, von der sich Mila dazu hinreißen ließ, das gefährliche Licht mit einer schnellen Handbewegung auf ihn zu schleudern. Soll er doch am eigenen Leib spüren, wie gut ich das Engelsfeuer beherrsche! Sofort tat es ihr leid. Was habe ich getan?
    Doch sie brauchte sich keine Gedanken um ihn zu machen. Lucian fing ihr Feuer und

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