Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feuerschwingen

Feuerschwingen

Titel: Feuerschwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
Vom Netzwerk:
gefragt.«
    »Dann wurde es aber mal Zeit.« Wollte er ihr damit sagen, dass er ungebunden war? Unwahrscheinlich. »Warte mal, wie lange dauert bei dir so eine mittlere Ewigkeit ?«
    »Länger, als du dir vorstellen kannst.« Abrupt änderte sich der spielerische Ton. »Du hast recht, wir müssen über einige Dinge reden.« Nach einer winzigen Pause fragte er: »Es könnte eine Weile dauern, möchtest du lieber draußen sitzen?«
    »Das wäre schön.« Bevor sie den Satz zu Ende gesprochen hatte, war er bei ihr, nahm sie kurzerhand wieder in die Arme und trug sie hinaus auf die Terrasse, wo er sie behutsam in einen bequemen Holzsessel setzte. Er ging sogar so weit, einen zweiten heranzuziehen, damit Mila ihr Bein darauf ablegen konnte. »Ich bin sofort zurück.«
    Und in der Tat dauerte es nicht lange, bis er mit Gläsern, Baguette, Wasser für sie und einer Karaffe Rotwein für sich selbst zurückgekehrt war. Daran, so aufmerksam umsorgt zu werden, könnte sie sich gewöhnen.
    Schließlich ließ es sich nicht mehr länger hinauszögern, und beide sagten im selben Moment: Wer …
    Er verstummte, und Mila wiederholte die Frage. »Wer bist du wirklich?«
    »Lucian. Und weil du das sicher auch wissen willst: Ja, es stimmt, dass ich hier bin, um einer Sache auf den Grund zu gehen, die letztlich unser aller Sicherheit gefährden könnte.«
    »Geht es wirklich um Waffenhandel?«
    »Auch. Sehr wahrscheinlich Schlimmeres.« Mit den Fingerspitzen berührte er ihre Hand.
    Das Engelsfeuer schoss ihr in die Adern, und für einige köstliche Sekunden verlor sie sich darin. Doch das war nicht richtig, und sie bemühte sich, es zurückzudrängen. Mit Mühe beruhigte sie die Flammen, obwohl diese heißer auflodern wollten als jemals zuvor. Endlich verbannte sie die Kraft der Magie sogar vollkommen aus ihrem Bewusstsein.
    »Eindrucksvoll!« Es klang, als habe er diese Bemerkung ernst gemeint. Weiter ging er allerdings nicht darauf ein. »Ich habe deine Frage beantwortet, nun gestatte mir, die gleiche zu stellen: Wer bist du ?«
    Es dauerte lange, bis sie sich zu einer ehrlichen Entgegnung durchringen konnte. »Wärst du überrascht, wenn ich dir sagte, dass ich die Antwort darauf selbst nicht kenne?«
    Sekundenlang sah er sie mit diesen im heraufziehenden Abend geradezu unirdisch glimmenden Augen an, und auf einmal fürchtete sie, in seinem Blick ertrinken zu müssen. Vergeblich versuchte Mila, sich davon loszureißen. Die Luft zum Atmen wurde ihr knapp, und der Wirbel, der in der grün schillernden Iris die gesamte Aufmerksamkeit jedes Beobachters gebannt hätte, reflektierte auf erschreckende Weise ihren eigenen Blick. Mila hätte in Lucians Magie untergehen mögen, ohne Widerstand zu leisten. »Nicht!« Dieses eine geflüsterte Wort reichte aus, um den Zauber aufzuheben.
    Als wäre nichts gewesen, sagte er: »Dann will ich meine Frage anders formulieren.« Die kühlen Worte wirkten wie eine eiskalte Dusche. »Mila Durham, sag mir, was ist deine Geschichte? Wer glaubst du zu sein?«
    Instinktiv wusste sie, dass er versuchte, sie zu manipulieren. Der Impuls, sich ihm rückhaltlos zu offenbaren, war geradezu überwältigend stark, doch einmal diesem beunruhigenden Trancezustand entkommen, den seine Magie erzeugte, hatte sie sich gegen neue Angriffe gewappnet. Es war vielleicht nicht klug, ihm seine Grenzen aufzuzeigen, widerstehen konnte sie dennoch nicht. »Nur zu deiner Information, diese Hypno-Masche zieht bei mir nicht.« Und es stimmte – beinahe jedenfalls.
    Langsam ließ er den exzellenten Wein in seinem Glas kreisen und sagte dann wie beiläufig: »Ich weiß von deinem Feuer.«
    Weshalb ist das jetzt so leicht gegangen? Mila fragte sich, ob sie etwas übersehen hatte. Doch schnell befand sie, dass es für einen gefallenen Engel wie Lucian ohnehin nicht schwierig sein dürfte, ihre wahre Natur zu erraten. Es gab eine Zeit, da hatte Mila Engel bereits spüren können, bevor sie in ihrer Nähe auftauchten, und nicht selten war es dieser Vorsprung gewesen, der ihr das Leben gerettet hatte.
    Wie merkwürdig. Bis zu dieser Minute hatte sie nicht mehr daran gedacht, dass ihr Leben damals täglich in Gefahr gewesen war. Der Erzengel Michael, so hieß es, befehligte die Gerechten , eine Gruppe himmlischer Krieger, die es sich in den Kopf gesetzt hatten, gefallene Engel und ihre Nachkommen zu vernichten. Eine Abnormität hatte der Mächtigste von ihnen sie genannt. Und dennoch hatte er sie am Leben gelassen. Warum?
    Ungeduldig

Weitere Kostenlose Bücher