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Feuerschwingen

Feuerschwingen

Titel: Feuerschwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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zerdrückte es zwischen den Fingern, als wäre es nicht mehr als eine lästige Mücke.
    »Recht nett.« Der grimmige Ausdruck war jedoch aus seinem Gesicht verschwunden. »Aber auch das ändert nichts daran, dass du jemanden brauchst, der auf dich achtgibt.«
    »Und das willst du sein? Warum?«
    »Weil ich es versprochen habe.«
    Nun war es an ihr, ironisch zu klingen. »Natürlich. Und du hältst alle deine Versprechen?«
    »Allerdings. Wenn ich nicht vorhabe, sie zu halten, dann gebe ich sie nicht.«
    Die Selbstverständlichkeit, mit der er diese schlichten Worte sagte, beeindruckte Mila. »Du möchtest mich also wirklich beschützen?«
    »Ja.«
    Ein Dunkler Engel – denn das war er ja wohl, auch wenn er es nicht direkt gesagt hatte –, der sich an Zusagen hielt und ihr helfen wollte? Ihre Mutter hätte sie bestimmt nur ausgelacht. Wie damals, als sie ihr von dem geheimnisvollen Wächter erzählt hatte, der ihrem Vater so ähnlich gewesen war und dessen Tipps ihnen nicht selten einen vollen Bauch und einen warmen Kamin beschert hatten, obwohl niemand davon wissen durfte, nicht einmal der kleine Aljoscha. Eine weitere Erinnerung an die Vergangenheit, die zu allem Überfluss mit all ihren damaligen Ängsten und Sehnsüchten im Gepäck an die Oberfläche drängte. Schnell zwinkerte sie, um zu verhindern, dass ihre Augen überliefen. Sie brauchte dringend eine neue Sonnenbrille.
    Durchdringend sah Lucian sie an. »Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber mich macht dieses Gerede immer durstig. Auch noch etwas Wein?«, fragte er und erhob sich, um die Karaffe in der Küche aufzufüllen.
    Als er sich zum Haus umwandte, stand sie ebenfalls auf. »Lucian?«
    »Was ist?«
    »Ich weiß, dass du es nicht hören möchtest, aber eines muss ich dir noch sagen …«
    Langsam drehte er sich um. »Tu es nicht!«
    Natürlich ignorierte sie seine Warnung. »Danke, Lucian. Danke dafür, dass du mir das Leben gerettet hast und dafür, dass du mich beschützen willst.« Dabei legte sie die Hand auf seinen Arm. »Auch wenn ich das für übertrieben halte, ich finde es süß.« Und dann tat sie, was sie schon seit geraumer Zeit tun wollte: Sie küsste ihn.
    Zuerst reagierte er verhalten, und Mila überlegte bereits, ob sie einen Fehler gemacht und sich sein Interesse nur eingebildet hatte. Doch bevor es peinlich werden konnte, wurden seine Lippen nachgiebiger, er legte die Hand in ihren Nacken und erwiderte den Kuss nicht nur, sondern übernahm alsbald die Führung. Etwas, wogegen sie in dieser Situation überhaupt nichts einzuwenden hatte. Bereitwillig öffnete sie ihren Mund, und Lucian nahm die Einladung nach einem spielerischen Zögern an. Es fühlte sich so richtig an, was auch immer das in diesem Zusammenhang zu bedeuten hatte.
    Das Begehren fragte ohnedies nicht nach richtig oder falsch . Milas weibliche Formen schmiegten sich an seinen harten, muskulösen Körper und entfachten gemeinsam mit ihm eine Hitze, die jede noch so definierte Körperkontur zum Schmelzen gebracht hätte. Die Amazone und der Dunkle Wächter ergänzten sich auf eine Weise, die nicht anders als magisch genannt werden konnte.
    Unerwartet gab er sie frei. »Das ist Wahnsinn, Dornröschen!«
    »Dornröschen? Was soll das heißen?« Er wusste von ihrem Schutzwall! Also konnte er doch Gedanken lesen oder zumindest unbemerkt in ihre Erinnerungen eindringen. Was hat er noch gesehen? , dachte Mila panisch.
    »Du duftest wie ein einzigartiger Rosengarten.«
    Irgendwo zwischen Erheiterung und Erleichterung schwebend, brachte sie gerade noch ein scheinbar atemloses Wirklich? heraus und erwiderte seinen belustigten Blick mit so viel Würde, wie ihr möglich war. Es war also doch nur der Geruch ihres Shampoos, das ihm in die Nase gestiegen war.
    Mit einer tiefen Falte zwischen den Augenbrauen und gekräuseltem Nasenrücken, der jedem Wolf zur Ehre gereicht hätte, senkte er den Kopf, bis sie den warmen Atem an ihrer Kehle spürte. »Mhm …«, sagte er. »Rosen, Lavendel und ein Hauch von …«
    Bis hierher hatte er charmant geklungen. Näher wollte sie ihn nicht noch einmal lassen, denn zuletzt hatte sie vor ihrem Flugabenteuer geduscht. »Sag’s lieber nicht!« Auf weitere Details zu ihrem Körpergeruch legte sie keinen Wert.
    Schmunzelnd, als habe er ihre Gedanken erraten, küsste er ihren Hals, und Mila fand das Nachdenken auf einmal enorm schwierig. Logisch betrachtet war es sträflicher Leichtsinn, aber sobald sie sich berührten, wusste Mila einfach, dass sie ihm

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