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Feuerschwingen

Feuerschwingen

Titel: Feuerschwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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Versuchen, sie zu überwinden, weiter stand. Lucian gab das Unterfangen auf … vorerst.
    »Einverstanden. Ich werde sehen, was ich tun kann, um deinen Schmerz zu lindern.«
    »Erst die Bedingungen«, erinnerte sie ihn.
    »Du gewährst mir eine Nacht in deinem Bett …«
    »In deiner Hälfte natürlich.«
    Ohne auf ihren Einwurf näher einzugehen, sprach er weiter: »… und dafür versprichst du, diese Heilung für dich zu behalten.«
    »Und wenn ich es doch ausplappere?«
    »Dann werfe ich dich eigenhändig vom Dach, und dieses Mal wird nichts deinen Fall aufhalten.«
    Mit vorgetäuschter Ernsthaftigkeit erwiderte sie: »Das ist ein Argument. Ich werde mir allergrößte Mühe geben, unser Geheimnis nicht zu verraten.«
    Fassungslos, dass sie ihn offenbar nicht ernst nahm, sagte er mit befehlsgewohnter Stimme. »Deal! Und jetzt zieh dich aus.«
    »Wie bitte?«
    »Ich kann nur heilen, was nicht von Kleidung bedeckt ist«, sagte er harsch. »Aber wenn du nicht willst …« Beinahe wäre es ihm lieber gewesen, sie hätte abgelehnt.
    Doch nach kurzem Zögern tat sie, was er von ihr verlangte, und knöpfte das viel zu große Flanellhemd auf, das ihr als Nachtkleidung diente. Fasziniert sah er zu, wie der weiche Stoff cremeweiße Brüste und eine schmale Taille entblößte. Beiläufig ließ sie ihr Hemd über die Schulter herabgleiten und sah ihm direkt in die Augen. Anstelle von Verlegenheit las er nur eine enorme Ruhe darin, die seine hitzigen Fantasien wirkungsvoll abkühlten.
    »Das auch?«, fragte sie und lenkte seine Aufmerksamkeit damit auf das winzige Höschen, das mehr verriet, als es verbarg.
    Die Verlockung war riesig, aber letztlich schüttelte er den Kopf.
    Wortlos ließ sie sich auf das voluminöse Kissen zurücksinken und sah ihm erwartungsvoll dabei zu, wie er das Licht rief, zu dem die meisten Dunklen Engel nach einigen Jahren in der Unterwelt keinen Zugang mehr fanden. Die Hände zu einem Kelch geformt, erweckte er einen winzigen Funken zum Leben und beobachtete, wie sich die Energie zwischen den Handflächen ausbreitete, pulsierte und schließlich zu der Kraft wurde, von der Elysium einst vollständig durchdrungen war. Der Versuchung zu widerstehen, einzutauchen und sich wie in einem langen, heißen Bad selbst zu reinigen, war bei jeder Heilung die größte Herausforderung. Er widerstand. Luzifer würde ihm diesen Verrat niemals verzeihen.
    Behutsam dirigierte er die heilende Kraft voran und ließ sie wie warmes Öl über Milas Körper fließen, bis er vollständig davon eingehüllt war. Dabei spürte er, wie sich jede noch so kleine Verletzung schloss und Narben glätteten, sah, wie sich die geschundenen Sehnen und Muskeln in ihrer Schulter erholten und zum Schluss am Bein die letzten Spuren des Sturzes verschwanden. Als alles wiederhergestellt und der Schmerz gewichen war, holte er das Licht behutsam zurück und sandte es an den verborgenen Ort in seiner Seele, den außer ihm selbst niemals jemand gesehen hatte – nicht einmal Luzifer. Erst danach blickte er in Milas Gesicht und entdeckte die Tränen.
    »Warum weinst du?« Geduldig sah er zu, wie sie ihr Hemd wieder überstreifte.
    Die Finger zitterten, als sie versuchte, es zuzuknöpfen. Am Ende gelang es zwar nicht vollständig, doch das schien sie nicht zu kümmern. Schluchzend schlang sie plötzlich die Arme um seinen Nacken.
    Nicht einmal das Rinnsal ihrer Tränen, das ihm wenig später den Hals entlanglief, konnte Lucian dazu bringen, etwas zu sagen. Ihm fehlten einfach die Worte. Hilflos legte er den Arm um ihre Schulter und hielt sie fest. Was habe ich bloß angerichtet? , dachte er. Gutes zu tun, gehörte wirklich nicht zu seinen Stärken.
    Schließlich löste sich ihre Umklammerung, die Tränen versiegten. Verlegen ließ sie ihn los und wischte sich trotzig mit dem Ärmel übers Gesicht.
    »Es ist diese verdammte Erinnerung. Erst habe ich sie so sehr vermisst, dass ich manchmal dachte, ich werde verrückt. Irgendwann habe ich mich damit abgefunden, so gut wie nichts mehr über meine Vergangenheit zu wissen, und jetzt holt sie mich wie eine eiskalter Flutwelle wieder ein.« Sie legte die Finger auf den Mund und verstummte.
    Ohne zu überlegen, griff er nach der bebenden Hand und presste die Fingerspitzen an seine Lippen.
    »Wer ich bin, wolltest du wissen«, sagte sie kaum hörbar. »Ich kann es dir nicht sagen, weil ich es wirklich nicht weiß. Nicht mehr weiß.« Bereitwillig ließ sie zu, dass er sie näher an sich zog, und sprach weiter.

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