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Feuerschwingen

Feuerschwingen

Titel: Feuerschwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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sich an einer Frau zu vergehen, die kurz zuvor beinahe ihr Leben verloren und unter Schmerzen gelitten hatte, war er nicht.
    Die Vorstellung, wie sie sich für den Liebesdienst, den er ihr erwiesen hatte, revanchieren würde, ließ das Feuer in Lucians Adern auflodern. Seinen Namen hatte sie in höchster Ekstase geschrien, und ihr Feuer hatte heißer gebrannt, als er es sich jemals vorgestellt hätte. Er war sich nicht sicher, was geschehen wäre, hätte er wirklich mit ihr geschlafen. Womöglich wäre das Haus über uns abgebrannt. Ich werde mich nach einem sichereren Ort umsehen müssen , dachte er belustigt und lauschte dem gleichmäßigen Atem neben sich.
    Muss ich mir Sorgen um dich machen? , fragte die lästige Stimme in seinem Inneren, die in Wahrheit mehr als nur das war.
    Ist ein bisschen Rücksichtnahme nicht das, was du immer von mir verlangst? , fragte er zurück.
    Allerdings, aber wann hast du jemals auf mich gehört? Ich gebe dir dennoch einen guten Rat: Wenn du wirklich wissen willst, ob das, was sie für dich empfindet, stark genug ist, alle Gegensätze zu überwinden, dann gib ihr Zeit!
    Lucian musste nicht fragen, warum. Im Grunde konnte er sich nichts vormachen. Was heute zwischen Mila und ihm geschehen war, hatte ihn auf eine Weise erregt, wie er es nicht mehr für möglich gehalten hatte. Luzifer wusste genau, warum er ausgerechnet ihn zum Herrn über Inkubi und Sukkubi gemacht hatte. Eine Nacht mit ihm reichte aus, um ein so junges Herz wie ihres zu versklaven. Und das durfte auf keinen Fall passieren.
    Ich werde sie nicht mehr anrühren, bis sie versteht, worauf sie sich einlässt , schwor er sich.
    Anders als von unterschiedlichen Seiten kolportiert, hatten die Dunklen Engel der ersten Stunde keineswegs die Seele bei ihrem Sturz verloren, und es dauerte nicht lange, bis er etwas Erstaunliches entdeckte: Je mehr er sich mit ihr befasste, sie in seine Entscheidungen einbezog, sich mit ihr stritt oder gar einer Meinung mit ihr war – was fraglos so gut wie nie vorkam –, desto lebendiger wurde sie. Nicht ohne Grund waren Seelen ein geschätztes Gut in der Unterwelt. Instinktiv ahnten auch diejenigen, die sie verkauft, verwirkt oder getötet hatten, dass eine intakte Seele das Zünglein an der Waage sein konnte, wenn es um Sieg oder Niederlage ging.
    Das Denken ist das Selbstgespräch der Seele , hatte er Plato einmal sagen hören. Für Lucian war sie Ressource, Refugium und nicht selten auch Ort heftigster Auseinandersetzungen, denn er begnügte sich nicht damit, sie bei ihren Monologen zu belauschen. Und kurios genug stellte er sie sich tatsächlich als etwas Weibliches vor, die andere Seite der Medaille. Ihm war natürlich klar, dass dies nach einer schweren Persönlichkeitsstörung klang, aber mit wem hätte er darüber reden sollen? Allenfalls doch mit ihr.
    Wie gut, dass wir darunter nicht zu leiden haben. Der ironische Unterton war nicht zu überhören, und Lucian verzichtete auf eine Antwort.
    Stattdessen schwang er die Beine aus dem Bett, vergewisserte sich noch einmal, dass Mila schlief, und verließ lautlos das Haus.
    Drei Tage später hätte Mila am liebsten mit ihren Fingernägeln den Kalk aus den Wänden gekratzt. Das untätige Herumsitzen machte sie allmählich wahnsinnig. Florence hatte nur gestern kurz vorbeigeschaut, so getan, als wüsste sie Mila in den besten Händen, und war wieder nach Ivycombe verschwunden. Ohne die entspannende Wirkung der täglichen Joggingrunden und mit einem wortkargen Gesellschafter gestraft, war Mila inzwischen nicht mehr sicher, ob sie die intimen Stunden mit ihm nur geträumt hatte.
    Es war ihr einfach unbegreiflich, warum er sich seit jener Nacht so kühl verhielt – sofern er überhaupt anwesend war. Meistens war er fort, und sie wollte gar nicht wissen, wo er seine Zeit verbrachte. Es konnte kein schöner Ort sein, so verschlossen, wie er bei seiner Rückkehr gemeinhin war.
    Das Cottage sei versiegelt, hatte er ihr gesagt. Sie müsse sich keine Sorgen machen, dass jemand eindringen würde. Leider galt das auch in umgekehrter Richtung. Weiter als bis auf die Terrasse kam sie nicht, ohne den überwältigenden Wunsch zu verspüren, zurück in die sichere Wohnung zu fliehen.
    Bisher hatte ihr der Mut gefehlt, gegen diese unverschämte Freiheitsberaubung zu protestieren, doch jetzt hielt sie es nicht mehr aus. »Könntest du mich bitte vom Dach werfen?«
    Erstaunt sah er auf und musste etwas in ihrem Gesicht gelesen haben, das ihn dazu veranlasste,

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