Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feuerschwingen

Feuerschwingen

Titel: Feuerschwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
Vom Netzwerk:
markiert, einige mit Buchstaben, und wieder andere waren durchgestrichen oder per Hand eingefügt. Konnte das die Gästeliste der wichtigen Wochenendeinladung sein, derentwegen sogar die Bauarbeiten beschleunigt werden sollten?
    Vor nicht allzu langer Zeit hatte Anthony darüber geklagt, er müsse alle Einladungen handschriftlich verfassen. Milas Angebot, ihm dabei zu helfen, lehnte er mit dem Hinweis ab, Namen und Adressen wären vertraulich.
    Genau dieses Material war es aber, das Lucian brauchte, um den Waffenschiebern das Handwerk legen zu können. Kurz entschlossen stand sie auf und ging zum Kopierer.
    Da klopfte es.
    »Janet! Was ist denn los?« Gerade noch rechtzeitig fiel Mila ein, dass ihr Stock am Schreibtisch lehnte. Hastig legte sie die Hand auf eine Stuhllehne, als suchte sie nach Halt. Aufmerksam musterte sie danach die beiden Männer, die der Haushälterin auf den Fuß folgten.
    Obwohl sie von der unauffälligen Farblosigkeit umgeben waren, die Mila von ihren Begegnungen mit der Staatsmacht kannte, sah sie sofort, wie hier die Rollen verteilt waren. Der kleinere, ein schmaler Mann mit korrekt sitzendem Anzug und grauem, kurz geschnittenem Haar, zupfte an seinem Ärmel, dabei bemüht, sich nicht allzu auffällig umzusehen. Sein Vorgesetzter mochte Mitte dreißig und damit gut zehn Jahre jünger sein. Dafür maß er einen Kopf mehr, wirkte sportlich und wenig beeindruckt von der gediegenen Pracht vergangener Zeiten, die diesen vom Feuer verschonten Teil des Hauses ausmachte. Die Krawatte war gelockert, was ihm beinahe etwas Verwegenes gab, auf dem Revers seines Anzugs glänzte ein Fleck, und die Hände hatte er tief in den Hosentaschen vergraben.
    »Guten Tag, meine Herren. Was kann ich für Sie tun?«
    »Police Department Ivycombe. Das ist Sergeant Komarow, mein Name ist Parker. Wir würden gern mit Lord Hubert sprechen«, sagte der Polizist und betrachtete sie aufmerksam mit intelligenten grauen Augen.
    »Angenehm. Mila Durham, ich assistiere der Innenarchitektin. Stanmore House wird derzeit renoviert«, fügte sie unnötigerweise hinzu, denn draußen in der Halle hörte sie die Maler hantieren, und zweifellos war den Männern dies nicht entgangen. »Es tut mir leid, Gentlemen. Lord Hubert ist in Brüssel, soweit ich weiß. Aber Lady Margaret müsste im Haus sein. Janet …?«
    Polizei. Und dazu noch in Zivil. Sie hatte sich also nicht geirrt.
    »Migräne. Mylady will … sie möchte unter keinen Umständen gestört werden.« Janet lief rot an, und es war nicht zu übersehen, wie peinlich ihr die Anwesenheit der Polizei war.
    Großartig! Und was mache ich nun mit zwei Staatsdienern?
    Um Haltung bemüht, schenkte Mila den beiden ein bescheidenes Lächeln. »Ich glaube nicht, dass ich Ihnen weiterhelfen kann, und wenn die gnädige Frau Migräne hat …«
    Sie zuckte vielsagend mit den Schultern. Insgeheim war sie verwundert über diese Ausrede. Maggy wirkte nicht wie jemand, der einer unangenehmen Situation aus dem Weg ginge, und Männerbesuch war ihr stets willkommen. Das brachte Mila auf einen anderen Gedanken. Wo ist Lucian?
    Sie hatten ausgemacht, dass er sie nach dem Treffen mit der Hausherrin hier abholte und wieder ins Cottage begleitete, um die Illusion aufrechtzuerhalten. Ein eigenartiges Ziehen machte sich in ihrem Bauch bemerkbar.
    Eifersucht?
    Darüber würde sie später nachdenken.
    »Miss Durham, wir haben eine Leiche gefunden.«
    Erschrocken fuhr sie zusammen. »So?« Das war unter diesen Umständen womöglich keine passende Reaktion, also schlug sie die Hände vor den Mund und fügte hinzu: »Wie schrecklich!«
    »Richtig«, sagte Sergeant Komarow mit einem ihr nur allzu gut bekannten Akzent. »Und deshalb gehen Sie jetzt besser los und holen ihre Chefin!«
    Seinem Namen machte er alle Ehre, dem Image von Freund und Helfer allerdings nicht. Der Familienname bedeutete im Russischen Stechmücke, und vermutlich war er auch noch stolz darauf.
    »Meine Chefin «, sagte Mila mit einer wohldosierten Portion Arroganz, »ist, wie ich bereits erwähnte, hier im Hause als Innenarchitektin tätig. Es steht mir nicht zu, Anordnungen von Lady Margaret infrage zu stellen. Ich schlage vor, dass sie zu einem geeigneteren Zeitpunkt wiederkommen.«
    Womöglich täuschte sie sich, doch Parkers Mundwinkel schienen kurz zu zucken.
    »Leider«, sagte er mit geschmeidiger Stimme, »erlaubt die Situation dies nicht. Aber da wir ohnehin alle Haushaltsmitglieder befragen müssen, können wir ebenso gut mit Ihnen

Weitere Kostenlose Bücher