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Feuerschwingen

Feuerschwingen

Titel: Feuerschwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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beginnen, wenn Sie gestatten?« Was er wie eine Frage formulierte, war keineswegs so gemeint. Dies bewies neben der feinen Ironie auch ein unübersehbar störrischer Zug, der um seinen Mund erschienen war.
    »Selbstverständlich. Tee?« Er wollte es formell? Das konnte er haben.
    Als Parker nickte, sagte sie zu Janet, die immer noch wie angewurzelt mitten im Raum stand: »Führen Sie die Herren bitte in den Wintergarten? Danach informieren Sie Jeeves, damit er alles Weitere arrangieren kann.« Insgeheim fragte sie sich, wo der sonst stets präsente Butler sein mochte.
    Froh, eine erfüllbare Aufgabe erhalten zu haben, knickste Janet und drehte sich um.
    »Ach, und Janet? Ich brauche hier anschließend noch Ihre Hilfe.«
    »Ja, Miss Durham«, sagte sie über die Schulter gewandt und floh wie ein aufgeschrecktes Reh.
    Komarow drehte sich ebenfalls um. »Mit Ihnen müssen wir auch sprechen.«
    »Gewiss. Lassen Sie mich nur die Papiere ordnungsgemäß verwahren. Ich bin gleich bei Ihnen.«
    Kaum hatte Janet die Tür hinter sich geschlossen, kopierte Mila die Gästeliste, faltete die Blätter zusammen und steckte sie in die Gesäßtasche ihrer Jeans. Danach rannte sie zum Schreibtisch, legte das Original in die Schublade zurück und ließ sich auf ihren Stuhl fallen.
    Ein Mord war geschehen. Schon der Gedanke, dies könnte etwas mit Stanmore zu tun haben, bereitete ihr Sorgen. Lucian hatte von Gefahren gesprochen, die er abzuwenden versuchte. Was hatte das alles zu bedeuten? Unfroh sah sie der Befragung entgegen. Besser, sie brachte es schnell hinter sich. Wenn sie sich geschickt anstellte, konnte sie dabei bestimmt einige Details erfahren.
    Janet kehrte zurück, und sie winkte sie zu sich. »Stimmt das mit der Migräne?«, fragte sie unverblümt.
    »Nachdem der Journalist gegangen ist, hat sie nach Jeeves geläutet.« Verlegen sah Janet beiseite. »Bisher ist er nicht wieder zurückgekommen.« Sie klang nicht, als überraschte sie diese erstaunliche Mitteilung besonders. Was ging hier vor? Hatte Lady Margaret etwa ein Verhältnis mit dem Butler?
    Das konnte sich Mila beim besten Willen nicht vorstellen. Es musste etwas anderes dahinterstecken, und höchstwahrscheinlich war es klüger, sich nicht einzumischen. »Dann sollten wir nicht stören«, sagte sie. »Ich werde sehen, ob ich die Polizisten vertrösten kann.« Viel Hoffnung machte sie sich allerdings nicht.
    Im Wintergarten wurde sie schon ungeduldig erwartet. Der Sergeant sah missmutig auf, als sie die Tür öffnete.
    Darauf bedacht, keinen Fehler zu machen, humpelte Mila vorsichtig hinein. »Was ist passiert? Ein Unfall an der Steilküste?«
    »Setzen sie sich doch bitte.« Parker stellte seine Teetasse ab und sah sie schweigend an.
    Vermutlich erwartete er, dass sie ihre getönte Brille absetzte, doch da konnte er lange warten.
    »Wie kommen Sie darauf, dass etwas an den Klippen geschehen ist?«, fragte er, als deutlich wurde, dass Mila nicht wunschgemäß reagierte.
    »Ich weiß nicht«, sagte sie. »Viele Leute gehen zu nahe an den Rand oder versuchen, zum Strand hinabzusteigen.« Sie machte eine vage Handbewegung.
    »Sind sie häufig dort draußen?«
    »Normalerweise jogge ich täglich.« Sie hob ihren Stock. »Aber in den letzten Tagen ging das leider nicht.«
    Ein verständnisvoller Ausdruck huschte über sein Gesicht, als wüsste er, wie sehr ihr die Bewegung fehlte. »Nun, dort ist in der Tat ein Unglück geschehen. Wir kennen zwar noch nicht den genauen Hergang, aber eine Gewalttat ist nicht auszuschließen.«
    Als er die blasse Kopie einer Phantomzeichnung hervorzog, rutschten einige Fotos aus der Mappe. Hastig steckte er sie zurück. Nicht schnell genug für Mila. Der kurze Augenblick hatte ausgereicht, um zu erkennen, dass dies Aufnahmen des Toten sein mussten. Ein Mann, ausgemergelt und wachsbleich. Fröstelnd zog sie an den Ärmeln ihres Pullis, den sie sich um die Schultern gelegt hatte, weil es im Büro immer ein wenig zog.
    »Kennen Sie diesen Mann?«
    Für einen kurzen Augenblick setzte ihr Herzschlag aus. Sie zwang sich, genauer hinzusehen.
    Stimmt etwas nicht? , verlangte Lucian zu wissen.
    Alles in Ordnung , schwindelte sie. Wo bist du? Die Polizei schnüffelt in Stanmore herum.
    Sie hätte ahnen müssen, dass das Amulett in beide Richtungen funktionierte. Er überwachte sie. Jetzt war allerdings nicht der richtige Zeitpunkt, darüber nachzudenken. Überzeugt davon, dass ihr jedes Gefühl, das ihren Körper in den letzten Sekunden erhitzt

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