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Feuerschwingen

Feuerschwingen

Titel: Feuerschwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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diesen Moment wählte Lady Margaret, um den Wintergarten zu betreten. Sie strahlte eine Lebensenergie aus, die nahezu unheimlich wirkte. Hinter ihr tauchte ein blasser Komarow auf, der allerdings so selbstzufrieden aussah, als hätte er besonders fette Beute an Land gezogen. Margaret warf erst Mila und dann dem Polizisten einen mörderischen Blick zu. »Ich kann mich nicht erinnern, Ihnen mein Haus für eine Teerunde zur Verfügung gestellt zu haben.«
    Rasch erhob sich Parker.
    Diese Ablenkung nutze Mila, um ebenfalls aufzustehen. Sofort war Lucian bei ihr und reichte ihr den Gehstock.
    Das lästige Ding hätte ich beinahe vergessen, danke. Sie konnte regelrecht spüren, wie er zu einer Belehrung ansetzen wollte, weil sie seine Anweisung, ihm niemals zu danken, zum wiederholten Male ignoriert hatte. Ja, ja. Schon gut , kam sie ihm zuvor.
    Ich sehe dich später , sagte er nur und musterte den Sergeant aufmerksam.
    Im Hinausgehen verdrehte sie absichtlich die Augen hinter seinem Rücken, dann zog sie die Tür zu und lehnte sich erschöpft an die Wand.
    »Alles in Ordnung, Miss?«
    »Jeeves! Haben Sie mich erschreckt. Ja, es geht schon.« Sie wollte sich abwenden, da fiel ihr noch etwas ein. »Sagen Sie, Jeeves, sind Seine Lordschaft und Mr. Khavar aus Brüssel zurück?«
    Ein wissender Ausdruck erschien auf seinem Gesicht. »Sie sind letzte Nacht zurückgekehrt. Hat er sich noch nicht bei Ihnen gemeldet?«
    »Warum sollte er das tun?«
    Sie hätte wetten können, in seinen Augen ein merkwürdiges Funkeln zu sehen. Aber da musste ihr die Fantasie einen Streich gespielt haben, denn es war schon wieder verschwunden. Der Butler war ihr einfach nur unsympathisch. Jetzt, da ihre Kräfte allmählich wieder zurückkehrten, hätte sie es fraglos gespürt, wäre er ein magisches Wesen. Sie bedachte ihn mit einem arroganten Blick.
    »Es gibt Geschäftliches zu besprechen. Richten Sie ihm aus, er möchte sich bei mir melden.«
    Ohne eine Antwort abzuwarten, ging sie davon und zog ihr Bein nach, das sie viel lieber dazu verwandt hätte, dem schmierigen Typen vors Knie zu treten. Er und seine Chefin hatten irgendwie etwas gemeinsam. Vielleicht war es gar nicht so weit hergeholt anzunehmen, dass sie miteinander ins Bett stiegen.
    Weil der Autoschlüssel in Lucians Tasche steckte, musste sie wohl oder übel auf ihn warten. Dabei wäre sie viel lieber zu Fuß zum Cottage gegangen, was für jemanden, der vorgab, unter einer ernsthaften Beinverletzung zu leiden, zu allem Unglück nicht infrage kam.
    Es war schrecklich. Kaum kehrten die Engel in ihr Leben zurück, ging es schon wieder mit der Schwindelei los. Verdrossen setzte sich Mila auf die Stufen vor dem Personaleingang.
    Während sie auf diesen ganz besonderen Engel wartete, damit er sie nach Hause kutschierte, ließ sie das Gespräch mit den Polizisten Revue passieren, bis sie zu dem Punkt kam, an dem die Fotos vom Tatort aus der Mappe gerutscht waren. Oder hatte Parker vom Fund ort gesprochen? Sie war sich nicht mehr sicher. Und sicher war sie sich auch nicht, was das nagende Gefühl betraf, das sich in ihr eingenistet hatte.
    Ein wichtiger Gedanke lag greifbar direkt unter der Oberfläche. Jedes Mal aber, wenn sie danach fassen wollte, rutschte er ein Stück tiefer. Das war nichts Neues, dieses Phänomen beobachtete sie häufig an sich selbst, seit Gabriel mit ihrem angeblich desaströsen Geheimnis auch den Zugang zu ihren Erinnerungen verschlossen hatte. Doch die Siegel waren brüchig geworden, und Mila hatte keine Ahnung, wie sie sich – und vor allem die anderen – schützen sollte.
    »Lucian ist womöglich meine einzige Hoffnung«, sagte sie kaum hörbar und lehnte sich mit geschlossenen Lidern an die sonnenwarme Hauswand. In jener unvergesslichen gemeinsamen Nacht hatte sie Glück gehabt und nicht zu viel preisgegeben.
    Nachdem er sich am nächsten Morgen so unnahbar gezeigt hatte, war aber erfreulicherweise ihr Verstand zurückgekehrt. Bloß weil jemand mit ihr schlief, hieß es noch lange nicht, dass sie ihm vertrauen konnte. Gut, Sex hatten sie nicht gehabt – oder doch? Für Mila gab es keinen Grund, sich zu beklagen, aber als sie ihm ihre Bereitschaft signalisiert hatte, sich zu revanchieren, hatte er nichts davon wissen wollen. Bis heute.
    Wie ging man miteinander um, wenn es mehr als nur ein One-Night-Stand werden sollte? Dafür fehlte es ihr einfach an Erfahrung. Vielen Dank, Gabriel , dachte sie ärgerlich.
    Dabei wusste sie natürlich, dass ihr Groll auf den

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