Feuersee
konnte ihm
seine
Kräfte wiedergeben. Die Runen auf seiner Haut leuchteten nur
schwach; was ihm
an Magie geblieben war, mußte er aufwenden, um einen
Fuß vor den anderen zu
setzen. Bei der geringsten zusätzlichen Beanspruchung
würden die Sigel ganz
verblassen, und der magische Panzer, der ihn von frühester
Jugend an geschützt
hatte, ließ ihn zum ersten Mal im Stich.
Er ließ den Herzog in der Obhut des Hundes
zurück und eilte im Laufschritt nach vorn, bis er Alfred
eingeholt hatte. Der
Sartan sang leise vor sich hin und beobachtete die Runen, die eine nach
der
anderen
achtete die Runen, die eine nach der anderen aufleuchteten,
um ihnen den Weg zu weisen.
»Wir werden verfolgt«, sagte Haplo mit
gedämpfter Stimme.
Der Sartan, der ganz in seine Aufgabe vertieft
war, hatte das Auftauchen des Patryns nicht bemerkt. Er zuckte
zusammen,
stolperte, und wenn er sich nicht mit seltener Geistesgegenwart an der
Wand
abgestützt hätte, wäre er gefallen. Nachdem
er den Schreck überwunden hatte,
schaute er angstvoll zurück.
Haplo schüttelte den Kopf. »Ich glaube
nicht,
daß sie schon so nahe sind, obwohl der Schall hier unten
täuscht. Sie können
nicht wissen, welche Richtung wir eingeschlagen haben. Ich vermute,
daß sie an
jeder Kreuzung, jeder Einmündung haltmachen müssen
und Kundschafter oder
Suchtrupps aussenden, um sicherzugehen, daß sie uns nicht
verlieren.« Er
deutete auf die leuchtend blauen Zeichen an der Wand. »Die
Sigel werden ihnen
doch nicht verraten, wohin wir uns gewandt haben, oder doch?«
»Unter Umständen.« Alfred
überlegte, dann hob er
Unglücklich die Schultern. »Wenn der Herrscher die
richtigen Worte kennt …«
Haplo blieb plötzlich stehen und begann zu
fluchen. »Dieser verdammte Pfeil!«
»Welcher Pfeil?« Alfred drückte
sich flach gegen
die Wand, als rechnete er damit, eine ganze Wolke gefiederter
Schäfte aus der
Dunkelheit hervorschnellen zu sehen.
»Der Pfeil, den die Herzogin dort hinten
weggeworfen hat.« Haplo deutete mit dem Daumen über
die Schulter. »Wenn sie den
finden, wissen sie, daß sie auf der richtigen Spur
sind!«
Unwillkürlich drehte er sich um, als wollte er
zurücklaufen.
»Das kannst du nicht tun!« rief Alfred
erschreckt. »Du findest den Rückweg nicht
mehr!«
War das meine wirkliche Absicht? dachte Haplo und
fühlte, wie ihn bei dem Gedanken ein angenehmes Prickeln
überlief. Ich nehme
den Pfeil als Vorwand und kehre auf der eigenen Spur zurück.
Die Soldaten
laufen an mir vorbei. Ich brauche nur in einem Versteck abzuwarten, bis
sie
verschwunden sind, dann kann ich unbesorgt meiner Wege gehen, und was
aus
diesen Sartan wird, kann mir gleichgültig sein.
Verlockend, äußerst verlockend. Doch es
blieb
das Problem der Rückkehr zu seinem Schiff, dessen Ankerplatz
jetzt feindliches
Gebiet war.
Haplo ging neben Alfred weiter.
»Ich würde den Rückweg finden,
keine Sorge«,
meinte er schneidend. »Dir geht es darum, daß du niemals den Rückweg
finden würdest – den Weg zurück durchs
Todestor. Aus diesem Grund warst du auch
so erpicht darauf, mir das Leben zu retten,
stimmt’s?«
»Selbstverständlich«, erwiderte
Alfred müde.
»Weshalb sonst?«
»Ja. Weshalb sonst.«
Alfred war offenbar ganz von seinem Runengesang
in Anspruch genommen, Haplo konnte die Worte nicht hören, doch
er sah, wie sich
des Sartans Lippen bewegten und vor ihnen das leuchtende Fries sich wie
ein
gesticktes blaues Band in die Dunkelheit hinein entrollte. Es fiel ihm
jetzt
erst auf, aber der Boden war inzwischen eben, es ging nicht mehr bergab
–
vielleicht ein Zeichen, daß man sich dem Ende des Ganges
näherte. Ob es dort
für sie günstig aussah oder ungünstig, blieb
abzuwarten. »Es hängt nicht etwa
mit der Prophezeiung zusammen?« fragte er unvermittelt und
beobachtete Alfred
scharf.
Den Sartan durchfuhr ein Ruck, als hätte ein
Puppenspieler an den Fäden seiner Marionette gezogen: der
Kopf, die Hände
flogen in die Höhe, die Augen öffneten sich weit.
»Nein!« protestierte er.
»Nein, du mußt mir glauben! Ich weiß
nichts von dieser Prophezeiung.«
Haplo musterte ihn prüfend. Alfred war nicht
über eine Lüge erhaben, wenn er sich in die Enge
getrieben fühlte, doch er
brachte seine Geschichten mit einer verlegenen, kläglichen
Miene vor, als
wollte er darum bitten, daß man ihm glaubte. Jetzt erwiderte
er Haplos Blick
furchtsam und
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