Feuersee
inneren Glühen. Nur
die Augen lohten
feurig wie das Magma ringsum.
»Ich habe nicht die Kraft, gegen einen Drachen
zu kämpfen«, meinte Haplo.
Alfred schüttelte den Kopf. Er konnte nicht
sprechen.
»Vielleicht brauchen wir das nicht«,
bemerkte
Jonathan. »Sie greifen nur an, wenn sie sich bedroht
fühlen.«
»Aber sie lieben uns nicht«, warf der
Prinz ein,
»das habe ich schmerzlich erfahren müssen.«
»Ob er uns angreift oder nicht, wir verlieren
jedenfalls Zeit.« Haplo ballte die Fäuste.
»Ich habe eine Idee.« Langsam, aber mit
festen
Schritten, ging Jonathan auf den Drachen zu. »Verhaltet euch
ganz ruhig und
achtet darauf, keine hastigen oder drohenden Bewegungen zu
machen.«
Der Drache schenkte ihm einen kurzen Blick, aber
dann richteten die glühenden Augen sich wieder auf das
Schattenbild des
Prinzen.
»Was bist du?«
Der Drache sprach zu dem Prinzen, als wäre er
allein. Haplo legte dem Hund beruhigend die Hand auf den Kopf. Das Tier
zitterte, aber es schmiegte sich vertrauensvoll an seinen Herrn.
»Nie zuvor habe ich etwas wie dich
gesehen.«
Die Worte des Drachen waren deutlich zu
verstehen, obwohl sie nicht laut gesprochen wurden. Sie schienen wie
Blut durch
den Körper zu strömen.
»Ich bin, was sein sollte von Anbeginn
an«,
erwiderte der Prinz.
»Wahrhaftig.« Die Reptilienaugen glitten
über
seine Begleiter. »Und ein Patryn! Auf einem Stein, umgeben
von Feuer.
Was wird als nächstes kommen? Die Erfüllung
der
Prophezeiung?«
»Wir sind in großer Not«, sagte
Jonathan und
verneigte sich tief. »Viele meines Volkes sind tot
…«
»Viele meines Volkes sind
tot!« Der
Drache stieß ein zischendes Fauchen aus, die schwarze Zunge
schnellte vor und
zurück. »Was kümmert mich deine
Not!«
»Seht Ihr jene Schiffe, die über die
Feuersee
fahren?« Jonathan streckte die Hand aus. Der Drache wandte
nicht den Kopf, er
wußte offenbar, was in seinem Reich vorging. »Sie
tragen Lazare und eine Armee
von Toten …«
»Lazare!« Die Pupillen des Drachen
verengten
sich. »Schlimm genug, daß die Toten umhergehen. Wer
hat Lazare nach Abarrach
gebracht?«
»Ich tat es«, antwortete Jonathan. Er
krampfte
die Hände ineinander, um nicht vom Schmerz übermannt
zu werden.
»Ihr werdet keine Hilfe von mir bekommen!«
Die
Augen des Drachen lohten zornig. »Soll das Übel, das
Ihr heraufbeschworen habt,
Euch mit in den Abgrund reißen!«
»Er hat es nicht leichtfertig getan. Er tat es
aus Liebe«, gab der Schemen zu bedenken. »Seine
Gemahlin starb, sie hat ihr
Leben für ihn geopfert. Er konnte es nicht ertragen, sie zu
verlieren.«
»Unverstand! Verhängnisvoller Unverstand!
Ich
will nichts mehr …«
»Ich will gutmachen, was ich gefehlt
habe«, sagte
Jonathan. »Mir wurde gezeigt, was ich tun muß.
Jetzt versuche ich, den Mut zu
finden …« Die Stimme versagte ihm. Er schluckte,
holte tief Atem und
verschränkte die Finger, bis die Knöchel
weiß wurden. »Meine Gefährten und ich
müssen das jenseitige Ufer erreichen, vor den Lazaren und den
Toten, die sie
befehligen.«
»Ihr wollt, daß ich Euch trage«,
stellte der
Drache fest.
»Nein …« Alfred zitterte vom
Scheitel bis zur
Sohle. »Still!« Haplo legte ihm gebieterisch die
Hand auf den Arm.
»Wir hätten nicht gewagt, darum zu
bitten.«
Jonathan verneigte sich wieder.
»Wie kann ich sicher sein, daß Ihr Euer
Wort
haltet!
Vielleicht macht Ihr alles noch schlimmer?«
»Er ist derjenige, von dem die Prophezeiung
spricht«, warf der Prinz ein.
Alfred spürte, wie Haplos Hand auf seinem Arm
zuckte. Der Patryn runzelte die Stirn und preßte die Lippen
zusammen, doch er
schwieg. Sein wichtigstes Ziel war es, ungehindert das Schiff zu
erreichen.
»Und Ihr steht ihm zur Seite?« fragte der
Drache. »Allerdings.« Der tote Prinz richtete sich
hoch auf, sein Schemen umgab
ihn wie eine flimmernde Aura. »Der Patryn
gleichfalls?«
»Ja.« Was konnte Haplo unter dem
forschenden
Blick dieser feurigen Augen sagen?
»Dann sei es. Aber rasch!«
Der Drache glitt dichter an den gestürzten
Koloß
heran, sein dreieckiger Schädel erhob sich turmhoch
über den Steintrümmern. Ein
schlangenähnlicher Leib mit gezacktem Rückenkamm
tauchte aus der Glut; weit
hinten sah man die dornenbewehrte Schwanzspitze das orangerote Magma
peitschen.
Ohne Zögern stieg Jonathan auf den Nacken des
Drachen, er hielt sich an den Stacheln der Mähne fest. Der
Weitere Kostenlose Bücher