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Feuersee

Titel: Feuersee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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wenigen, primitiven Runen, an die die Sartan sich noch erinnerten,
wurden
erst geschlossen, wenn die königlichen Lider sich zum
Schlummer senkten. Die
Zeit in dieser Welt ohne Sonne richtete sich nach dem Herrscher von
Nekropolis,
was zur Folge hatte, daß sie sich gelegentlich
änderte, gemäß den Launen Seiner
bzw. Ihrer Majestät.
    Die einzelnen Abschnitte der Zyklen hatten
Bezeichnungen wie ›Des Herrschers Vesperstunde‹
oder ›des Herrschers
Audienzstunde‹ oder ›des Herrschers
Schlummerstunde‹. Ein Frühaufsteher unter
den Herrschern zwang seine Untertanen, sich ebenfalls früh zu
erheben und ihrer
Beschäftigung unter seinen wachsamen Augen nachzugehen. Ein
Langschläfer wie
der gegenwärtige Herrscher änderte den Lebensrhythmus
der gesamten Stadt.
Solche Veränderungen waren keine große Beschwernis
für die lebenden Bürger der
Stadt, die reichlich Muße hatten, ihr Leben nach den
Gewohnheiten des Monarchen
einzurichten. Die Toten, die alle Arbeit taten, schliefen nie.
    Der Kanzler und seine Gefangenen durchschritten
das Tor gegen Ende der Audienzstunde, eine der geschäftigsten
Zeiten in der Stadt.
Während der Audienzstunde herrschte noch einmal emsige
Betriebsamkeit, bevor
sich zur Vesper- und Schlummerstunde Ruhe über die Stadt
senkte.
    Folglich wimmelten die schmalen Straßen von
Nekropolis vor lebenden wie toten Passanten. Die Straßen
waren in Wirklichkeit
Tunnel, von der Natur geschaffen oder künstlich angelegt und
dazu bestimmt, die
Einwohner vor dem Nieselregen zu schützen. Die Tunnel waren
eng und gewunden,
von zischenden Gaslampen nur unzureichend beleuchtet.
    Angesichts des herrschenden Gewühls wurde Alfred
angst und bange bei dem Gedanken, sich da hindurch- kämpfen zu
müssen. Er
begriff, daß das Verbot von Tieren in der Stadt nicht
willkürlich erlassen
worden war, sondern aus schierer Notwendigkeit. Ein Sumpfdrache
würde den
Verkehr ernsthaft behindert haben; der massige, bepelzte Leib eines
Paukas
hätte jedes Vorwärtskommen unmöglich
gemacht. Alfred ließ den Blick über die
drängende, schiebende, stoßende Menge gleiten und
stellte fest, daß die Toten
den Lebenden zahlenmäßig bei weitem
überlegen waren.
    Die Wachen schlossen die Reihen um ihre
Gefangenen, die einzelnen Gruppen wurden fast sofort voneinander
getrennt.
Haplo und der Prinz waren bald nicht mehr zu sehen. Der Herzog und die
Herzogin
ergriffen Alfred links und rechts beim Arm.
    Er spürte ihre befremdliche und beunruhigende
Anspannung und schaute zweifelnd, mit einer plötzlichen,
beklemmenden Vorahnung
von einem zum anderen.
    »Ja«, sagte Jera so leise, daß
ihre Stimme über
dem Getöse der Massen, die die Straßen verstopften,
nicht zu hören war, »wir
versuchen, Euch die Flucht zu ermöglichen. Ihr
müßt nur genau tun, was wir Euch
sagen.«
    »Aber – der Prinz – mein Freund
…« Alfred
stockte. Er war im Begriff gewesen, Haplo seinen Freund zu nennen, und
fragte
sich, ob er nicht das falsche Wort gewählt hatte.
    Jonathan, den der Einwand verunsichert zu haben
schien, blickte seine Frau an, die entschieden den Kopf
schüttelte.
    Der Herzog seufzte. »Es tut mir leid, aber Ihr
seht ja, daß es unmöglich ist, ihnen zu helfen. Wir
werden dafür sorgen, daß
Euch nichts geschieht, dann können wir gemeinsam vielleicht
etwas tun, um Euren
Freunden beizustehen.«
    Was er sagte, hörte sich vernünftig an.
Woher
sollte der Herzog wissen, daß Alfred ohne Haplo in dieser
Welt ein Gefangener
war. Er stieß auch einen Seufzer aus, aber so leise,
daß ihn niemand gehört
haben konnte. »Ich vermute, es würde nichts
ändern, wenn ich sagte, daß ich gar
nicht fliehen will!«
    »Ihr habt Angst«, meinte Jera und klopfte
ihm
auf den Arm.
    »Das ist verständlich. Aber vertraut uns.
Wir
kümmern uns um Euch. Es wird nicht einmal allzu schwierig
sein.« Sie warf einen
geringschätzigen Blick auf ihre Bewacher, die sich stur einen
Weg durch die
Menge bahnten.
    »Ja, das habe ich mir gedacht«, sagte
Alfred zu
sich selbst.
    »Wir sind um Eure Sicherheit besorgt«,
fügte
Jonathan hinzu.
    »Wahrhaftig?« fragte Alfred mit einem
Anflug von
melancholischer Ironie.
    »Aber selbstverständlich!« rief
der Herzog aus,
und Alfred hatte das Gefühl, daß der junge Mann es
wirklich ernst meinte,
trotzdem fragte er sich unwillkürlich, ob die beiden auch so
ohne weiteres
bereit sein würden, ihr Leben aufs Spiel zu

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