Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feuersturm: Roman (German Edition)

Feuersturm: Roman (German Edition)

Titel: Feuersturm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Bickle
Vom Netzwerk:
immer schon ein komischer Vogel, sogar damals. Obwohl das damals eine Zeit der … na ja, schätze, man könnte es die Ära der spirituellen Erkundung nennen …«
    Max prustete los und tat, als rauche er einen Joint.
    Ciro bedachte ihn mit einem giftigen Blick. »Das hab ich nicht gemeint. Ich meine, Bernie stand auf abgefahreneres Zeug als der Rest von uns. Und ich rede nicht nur von Drogen.«
    »Wovon dann?« Anya beugte sich vor. Ciro war der Dämonologe der DAGR. Er hatte mehr Dämonennamen vergessen, als Anya je gekannt hatte. Wenn Ciro behauptete, jemand hätte auf abgefahrenere Dinge gestanden als er selbst, dann hatte das schon einiges zu sagen.
    »Bernie war besessen von der Idee der Astralreisen. Außerkörperliche Erfahrungen. Er hat immer behauptet, er wäre schon überall auf der Welt gewesen.«
    »Ich glaube nicht, dass Menschen auf die astrale Ebene vordringen können«, sagte Anya. »Ist das nicht das Gleiche wie das Jenseits?«
    Ciro schüttelte den Kopf. »Du verwechselt den Weg und das Ziel. Das Jenseits ist ein Teil der astralen Ebenen, aber sie umfassen noch viel, viel mehr. Nicht jeder dieser Orte ist ein Paradies. Astralreisen führen uns zu Verbindungspunkten zwischen unserer Welt und jenen Ebenen … Abkürzungen, sozusagen.« Der alte Mann seufzte. »Aber im Allgemeinen hast du recht. Menschen gelangen dort nicht hin. Nicht, ohne einen schrecklichen Preis dafür zu bezahlen.«
    Anya erinnerte sich an Bernies angstvolle Miene, als sein Geist aus dem Raum gezerrt worden war. »Das kann ich mir vorstellen.«
    »Als Bernie gesagt hat, er würde die Ebenen bereisen, dachten wir, er wäre auf ’nem Trip. Aber ein- oder zweimal ist es ihm gelungen, stoffliche Gegenstände von seinen Reisen mitzubringen.«
    Anyas Brauen krochen in Richtung Haaransatz. »Wirklich?«
    »Kleinigkeiten. Chinesische Münzen, Kruzifixe … einmal tauchte er mit einem Stein wieder auf, von dem er behauptet hat, er stamme von einer archäologischen Ausgrabungsstätte in Ägypten. So ein Zeug eben. Diese Form des Apports ist in der metaphysischen Literatur nicht gänzlich unbekannt, aber fundierte Berichte sind heutzutage eine Seltenheit.«
    »Er hatte einen Haufen Zeug in seinem Haus. Dinge, die nach Magie gerochen haben. Schwerter, Gläser mit Skeletten, Zauberbeutel …«
    Ciro nickte bekümmert. »Demnach hat er sich nicht sehr verändert. Er hat Anfang der Achtziger angefangen, mit magischen Artefakten zu handeln. Herkunft oder Geschichte der Gegenstände haben ihn ebenso wenig interessiert wie die Leute, die sie kauften. Ihm ging es nur ums Geld. Manchmal hat er wirklich scheußliches Zeug angeschleppt … Einmal ist er mit einem Stück einer Rüstung aufgetaucht und hat geschworen, die hätte einmal einem Dämon gehört. Das Zeug hat nach dem Bösen gestunken . Ich hab ihm gesagt, er soll die Finger davon lassen, ehe er an etwas geriete, das seine Fähigkeiten übersteigt.«
    »Wie hat er reagiert?«
    »Er hat gesagt, er würde die Dinge, die er verkauft, schließlich nicht benutzen und hätte keine Beziehung zu ihnen, also könne ihm nichts passieren. Ich hab ihm gesagt, dass das nichts hilft. Manchmal stellen die Gegenstände selbst eine Beziehung her.«
    Anyas Finger huschten zu dem Metallreif an ihrem Hals. Diese Art des Beziehungsaufbaus war ihr vertrauter als den meisten anderen Menschen.
    Beziehungen waren, wie Anya inzwischen beschlossen hatte, nicht grundsätzlich eine schlechte Sache. Aber sie ging bei diesem Thema immer noch langsam und vorsichtig vor.
    Zu vorsichtig, soweit es Brian betraf, was ihr durchaus bewusst war.
    Brian steuerte seinen Van in die Auffahrt von Anyas winzigem, einstöckigem Haus. Es sah genauso aus wie alle Häuser an dieser Straße, abgesehen von dem mächtigen Ahornbaum im Vorgarten und der Tatsache, dass ihre Fensterläden grün waren. Alles andere war bei allen Häusern identisch, soweit das Auge die Straße entlangzublicken vermochte: ausgebleichte Verkleidungen, alternde Mauerziegel, schadhafte Dachschindeln und Rasenflächen von der Größe einer Briefmarke, beleuchtet vom Schein der Verandalampen. Das Frühjahr entlockte kantig geschnittenen Hecken und Bäumen ihre Blüten, doch es war noch zu früh im Jahr für den ersten Rasenschnitt.
    Hier in Hamtramck, das im Stadtgebiet Detroits lag, lebte Anya schon seit ihrer Kindheit. Nicht in diesem Haus, aber das machte keinen großen Unterschied. Das Haus, in dem sie mit ihrer Mutter gelebt hatte, das Haus, in dem sie bei Onkel

Weitere Kostenlose Bücher