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Feuersturm: Roman (German Edition)

Feuersturm: Roman (German Edition)

Titel: Feuersturm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Bickle
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Sichthöhe auf, wenn er sich winselnd auf die Hinterbeine erhob. Gelegentlich, wenn Sparky den Leuchtfreund betatschte, eines der wenigen Spielzeuge, die auf Resonanz gestoßen waren, sah sie auch Licht in der Nähe des Hundekorbs aufflackern, den sie in einer Ecke des Raums untergebracht hatte. Anya tat ihr Bestes, um ihn zu ignorieren, und presste das Ohr noch etwas fester an Brians Brust.
    Das Licht der Straßenlaternen sickerte durch die Fensterläden herein und fiel auf das Ischtar-Gemälde an der Wand. Das in die Farbe gemischte mineralische Pulver funkelte in der Düsternis wie der Quarz in Bernies Geisterfalle. Wie sie dem Betrachter auf dem Bildnis entgegenblickte – kühl, distanziert, machtvoll –, wurde sie wieder einmal daran erinnert, wer sie nicht sein wollte. Aber sie fühlte sich jetzt auch nicht wie Ischtar. Sie fühlte sich warm und sicher.
    Brians Finger erkundeten ihren nackten Hals. »Ich hab dich noch nie ohne diesen Reif gesehen.«
    Anya zog das Laken unters Kinn. »Ich hab ihn getragen, solange ich mich erinnern kann.«
    »Und deine Mom hat ihn dir gegeben? Sie hat dir Sparky gegeben?«
    »Sozusagen.« Sie biss sich auf die Lippe und überlegte, wie viel sie ihm erzählen sollte. Irgendwie schien es hier, in der Dunkelheit, einfacher, sich ihm zu offenbaren, denn hier sah sie ihm nicht in die Augen. Sie konnte aus ihrer Position nun nicht einmal mehr das Ischtar-Gemälde sehen, diese Repräsentation ihrer dunklen Seite. Anya hörte, wie Sparky vom Schlafzimmer ins Badezimmer und wieder zurück tapste, eine nervöse Patrouille, bei der seine Klauen auf dem Boden tickten wie eine Uhr. Es war an der Zeit, Brian die Wahrheit zu sagen.
    Und doch fürchtete ein Teil von ihr noch immer, zurückgewiesen zu werden, und es dauerte ein paar Minuten, bis sie das Beben ihrer Stimme unter Kontrolle hatte. »Als ich zwölf war, ist unser Haus abgebrannt. Es war meine Schuld … ich hab mich runtergeschlichen, um die Christbaumbeleuchtung wieder einzustöpseln, und bin davor eingeschlafen. Als ich aufwachte …« Ihre Stimme brach, und Brian streichelte ihr Haar.
    »Als ich aufwachte, stand das Zimmer in Flammen. Durch den Sauerstoffmangel wurde das Feuer ins Obergeschoss gesogen, wo meine Mutter schlief. Sie hatte keine Chance.«
    Anya biss sich auf die Lippe und lauschte Brians beschleunigtem Herzschlag, versuchte, das Urteil herauszuhören, das sich dahinter verbergen musste.
    »Das war nicht deine Schuld«, murmelte er schließlich nah an ihrem Kopf.
    »Das hat der Priester auch gesagt. ›Nicht meine Schuld.‹ Aber es hat sich für mich anders angefühlt. Und das tut es noch.« Anya rieb sich die Nase, die plötzlich lief. »Der Reif – Sparky – ist alles, was mir aus diesem Leben geblieben ist.«
    »Du bist mit ihm aufgewachsen?«
    »Ja. Er war immer da. Ich weiß nicht, wo meine Mom ihn herhatte. Sie hat mir erzählt, er hätte zusammengerollt in meinem Kinderbett geschlafen. Er war mir immer … ein Beschützer. In der Nacht des Feuers hat er mich aus dem Haus gezerrt.« Anya blinzelte gegen ihre verschwommene Sicht an und fühlte sich schlecht, weil sie den Salamander aus dem Bett vertrieben hatte. Sie hob den Kopf und lauschte. Sparky wanderte nicht mehr umher. Zweifellos lag er schmollend in irgendeiner Ecke des Hauses und überlegte, welche Kabel er annagen sollte. Anya hatte nicht daran gedacht, sich einen magischen Kreis um den neuen Fernseher ziehen zu lassen, aber nun zog sie es in Erwägung.
    »Er hat Glück, dass er dich hat.«
    Anya setzte eine nachdenkliche Miene auf. Der Salamander war untrennbar mit ihr verwoben. Selbst wenn sie wollte, sie könnte sich niemals ganz von ihm lösen.
    Aber in dieser einen Nacht genoss sie die Stille und die kühle Luft auf der bloßen Haut ihres Halses, während sie schlief.
    Im grauen Licht der Morgendämmerung erwachte sie, schlängelte sich aus Brians Armen und trottete ins Badezimmer. Eine Gänsehaut breitete sich auf ihrem Körper aus, und sie schnappte sich den Morgenmantel, der an einem Haken im Badezimmer hing.
    Sie schaltete das Licht an, griff nach dem Salamanderreif auf dem Tischchen und legte ihn um ihren Hals. Aber er fühlte sich kalt an, leer. Panik machte sich in ihrem Bauch breit.
    »Sparky?«, flüsterte sie.
    Ein leises Tschirpen erscholl aus der Badewanne hinter dem mit Cartoon-Gummienten verzierten Duschvorhang. Anya zog den Kunststoffvorhang zur Seite und keuchte auf.
    Das Innere der Badewanne war von einem kristallinen Belag

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