Feuersturm: Roman (German Edition)
dauerte nicht lange, bis Amphibienpfoten aus einem Regal hervorschossen, um den Lichtpunkt zu fangen.
Ein erschöpft wirkender Mann mit Ringen unter den Augen sah ihr fasziniert zu. »Wie viele Kinder haben Sie eigentlich?«
Anya räusperte sich. »Äh … einige.«
Der Mann, der ein Jumbo-Paket mit Windeln umklammert hielt, schüttelte konsterniert den Kopf. »Nun denn, wir haben nur eines. Viel Glück.«
Anya rang sich ein schwaches Lächeln ab und entwischte in den nächsten Gang, um die Suche nach Sparky fortzusetzen.
Sie entdeckte ihn in der Abteilung für Lehrvideos. Aufgenommenes Kinderlachen lieferte die Begleitmusik. Die beiden Fernsehgeräte neben ihm hatten einen Kurzschluss und verbreiteten den Gestank von verbranntem Gummi. Eine Verkäuferin mühte sich nach Kräften, einen Feuerlöscher von der Wand abzunehmen. Anya erbarmte sich, hob das Ding von der Wand und überzog die beiden kurzgeschlossenen Geräte mit einer hübschen Lage Schaum. Das machte fast so viel Spaß wie das Glasieren eines Kuchens.
Sparky regte sich nicht. Anya stellte den Feuerlöscher ab und baute sich mit vor der Brust verschränkten Armen hinter ihm auf. Ein sich wiederholender Wirbel aus Grundfarben spiegelte sich in seine Augen, und seine Kiemenwedel zuckten.
»Das begreife ich nicht.«
Sparky trillerte, ohne die Augen vom Bildschirm abzuwenden. Seine Pupillen waren vollständig erweitert, sodass seine Augen so schwarz waren wie Obsidian. Anya wischte den Löschschaum von dem DVD-Ständer. Baby-Scharfsinn warb damit, lehrreich zu sein, aber Anya konnte rein gar nichts Lehrreiches an kreisenden Farben vor dem nervenaufreibenden akustischen Hintergrund unentwegten Babygelächters erkennen. Aber immerhin war die Sache entschieden leiser als das Mobile oder die Gummiente.
Sie las den Text auf der Rückseite der Verpackung. »› … fördert und stimuliert die zunehmenden intellektuellen Fähigkeiten Ihres Kindes.‹« Sie sah Sparky an und hob eine Braue. »Wenn ich dir das kaufe, versprichst du dann, dass deine Kinder Raketentechniker werden und mich im Alter unterstützen?«
Sparky zwitscherte und legte den Kopf schief, als wäre er lobotomisiert worden. Anya verbuchte es als Zustimmung. Trotzdem war es unheimlich, wie er am Bildschirm klebte. Und Anya war nicht überzeugt, ob das gut war.
Eine halbe Stunde später schoben Katie und sie zwei volle Einkaufswagen auf den Parkplatz. Ihre Ausbeute umfasste Nestchen, eine mit grünen Geckos bedruckte Kinderbettmatratze, allerlei Hilfsmittel zur Temperaturkontrolle, eine Hand voll Gummienten, zwei DVDs, ein Mobile und einen großen Stoffdrachen – damit die Molche nicht allein waren, wenn Sparky mal nicht zugegen war. Hinter ihnen entströmte ein eigenartiger Brandgeruch dem Geschäft, und in der Ferne heulte eine Sirene. Ganz oben auf Anyas Einkaufswagen ritt Sparky auf den Paketen wie ein Pirat am Ruder seines Schiffs.
»Das hat Spaß gemacht«, sagte Anya durchaus aufrichtig, obwohl sie ein schlechtes Gewissen hatte wegen der Verwüstung, die sie und Sparky über das kunterbunte Königreich gebracht hatten. Sie versuchte, sich mit dem Gedanken an das Geld zu trösten, das die Versicherung bezahlen würde. Und damit, dass sie Waren im Wert von Hunderten von Dollar auf ihre persönliche Wunschliste gesetzt hatte. Das, so sagte sie sich im Stillen, sollte Ausgleich genug sein. Vielleicht.
Katie schob ihren Wagen und verdrehte die Augen. »Ja, ich hab den Betrag gesehen, den die Kasse für deinen Wunschzettel angezeigt hat.«
Anya wedelte mit der Hand über einem Stapel Waschlappen, die mit gelben Enten bestickt und mit einem hübschen Band zusammengebunden waren. »Ich hab für meine Anmeldung ein Geschenk bekommen. Und einen Schuhkarton voller Registrierkarten, mit denen ich anderen Leuten sagen soll: Kauft den Scheiß für mich. Aber ich glaube, Sparky war enttäuscht, weil sie uns den Scanner nicht überlassen wollten.«
»Ja. Nachdem du Babyausstattung im Wert von fünftausend Dollar auf dich registriert hast. Gut gemacht.« Katie grinste spöttisch. »Jetzt wirst du bis in alle Ewigkeit in deren Adresskartei stehen.«
»Scheiße«, sagte Anya. »Andererseits … vielleicht können wir ja noch mal herkommen, wenn sie uns ein paar Gutscheine schicken.«
»Ich hab immer noch ein schlechtes Gewissen, dass ich sie unbeaufsichtigt gelassen habe.«
Anya ging im Korridor auf und ab und lugte immer wieder ins Badezimmer. Sparky saß schnurrend in seinem Nest. Und um
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