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Feuersuende

Feuersuende

Titel: Feuersuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eve Silver
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den Kopf.
    „… dass du das Kind so lieben würdest.“
    „Genau“, flüsterte sie.
    „Mir ist es mit Dana genauso gegangen.“ Und nicht nur mit Dana, sondern auch mit ihr, Bryn. So war es doch. Er liebte sie.
    Wie hatte das passieren können? Wie hatte er sich in Brynverlieben können? Und wann war das geschehen? Wenn er jetzt genauer darüber nachdachte, wurde ihm bewusst, dass er sich jedes Mal darauf gefreut hatte, Bryn zu sehen, wenn er Dana besuchte. Er hatte Gefallen daran gefunden, wie sich alles zwischen ihnen entwickelte. Es war so unbeschwert, so natürlich gewesen. Niemals hatte Bryn sich beklagt, wenn er die verabredeten Zeiten nicht eingehalten hatte. Mittwochabends und sonnabends lautete die Verabredung. Aber manchmal kam er auch schon freitags oder erschien auch am Sonntag. Sie machte ihm deshalb keine Vorwürfe, sondern ließ ihn einfach daran teilhaben, was immer sie und Dana sich für den Tag vorgenommen hatten.
    Ja, eigentlich hatte er sogar das Gefühl, dass sie das sogar gerne sah. Sie waren … eine Familie. Er sollte es aussprechen, es ihr sagen.
    Bryn aber legte ihm die Finger auf die Lippen und schüttelte den Kopf. „Nicht. Sag es nicht.“
    Sie konnte beim besten Willen nicht wissen, was er gerade sagen wollte. Lokan vermutete, dass sie dachte, er wolle einen Kommentar zu dem abgeben, was sie erzählt hatte. Nichts lag ihm ferner. Er wusste besser als irgendjemand sonst, was es hieß, Entscheidungen treffen zu müssen, wenn man von vorneherein wusste, dass man nur die Wahl zwischen Pest und Cholera hatte. Dabei hatte sie aus ihrer vertrackten Situation noch das Beste gemacht. Das verdiente Anerkennung, sogar Bewunderung.
    Er strich ihr übers Haar. Dies war nicht der richtige Zeitpunkt, ihr von seinen frisch entdeckten Gefühlen zu erzählen. Das musste er ihr nicht antun, erst recht nicht, da er selbst nicht wusste, wie ihm geschah. Aber auch, weil immerhin das Risiko bestand, dass sie diese Gefühle vielleicht gar nicht teilte.
    So kurz nach dem Verrat, den sein Vater an ihm verübt hatte, konnte er mit solchen Dinge nicht umgehen. Ja, wahrscheinlich war es wirklich besser, damit ein wenig zu warten, bevor er ihr reinen Wein einschenkte.

18. KAPITEL
    Seine Feinde winden sich unter seinen Füßen. Vor ihm sind die Götter und Dämonen versammelt. Er ist feind allen Verdammten im Reiche Duat. Osiris hält die Feinde in Schach, er zerstört sie, und er richtet ein Gemetzel an unter ihnen .
    nach dem Ägyptischen Pfortenbuch
    S ie schafften es durch die fünfte Pforte, aber auch nicht weiter. Ganz gleich, wie eifrig sie ruderten, das Boot bewegte sich kein Stück vorwärts. Bryn schaute sich um. Ihr Gefühl sagte ihr, dass sie eine Station auf ihrem Weg übersehen haben mussten.
    „Dort“, rief sie plötzlich aus und zeigte auf einen schattenhaften rechteckigen Umriss, der sich in der Felswand des weiten Tunnels abzeichnete. Kaum hatte sie diese Entdeckung gemacht, zog es das Boot auf die Stelle zu, als werde es von einem unsichtbaren Strick gezogen.
    Der Umriss erwies sich als ein in den Felsen gehauener Tunnel, eine Art Korridor, an dessen Ende Bryn undeutlich eine Tür erkennen konnte.
    „Sieht aus, als sei das der einzige Weg, der uns weiterführt.“
    „Bist du sicher, dass wir den Fluss verlassen sollten?“, fragte Lokan.
    Nein, sicher war sie keineswegs. Sie konnte sich nur von ihrem Instinkt leiten lassen, der Produkt Jahrtausende alter genetischer Engramme war. Und der sagte ihr, dass sie hier aussteigen mussten, wenn sie weiterkommen wollten.
    Lokan lenkte das Boot ans Ufer. Als der Bug anstieß, sprang Bryn heraus und zog es aufs Trockene. Sekunden später stand Lokan an ihrer Seite, um ihr zu helfen. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass es abtreibt. Es gibt überhaupt keine Strömung hier“, meinte er.
    „Sollten wir zu einem schnellen Rückzug gezwungen sein,und das Boot ist nicht mehr da, sehen wir ganz schon alt aus. Das Risiko will ich lieber nicht eingehen.“
    Er lachte. Ein warmer, voller Ton, der Dinge in ihr anrührte, die sie besser unter Verschluss halten sollte. Dann drehte er sich zu ihr. Sein Gesicht war ihrem so nah, dass sie seinen Atem spürte. Er schaute ihr in die Augen. „Als wäre dieses ganze Unternehmen nicht ein einziges, verdammt unkalkulierbares Risiko.“
    Unkalkulierbar? Nein, das war es für sie nicht. Sie wusste jetzt schon genau, wo sie am Ende landen würde, hier eingeschlossen für die Ewigkeit. Das Risiko bestand für sie darin,

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