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Feuersuende

Feuersuende

Titel: Feuersuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eve Silver
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Ammut hervor, bereit, Lokans Herz und seine Seele zu verschlingen.
    „Nein!“, rief Bryn aus. Sie war schon im Begriff, Ammut in den Weg zu treten, als Lokan sie mit ausgestrecktem Arm zurückhielt.
    Dann ergriff ihn ein Schwindel. Er wurde im Kreis herumgeschleudert. Vielleicht drehte sich auch der Raum um ihn herum im Kreis. Er konnte es nicht unterscheiden, sondern merkte nur, dass es keinen Halt für ihn mehr gab, nichts, wonach er greifen, nichts, was ihn retten konnte. Wie in einem Zeitrafferfilm kamen ihm Bilder der Vergangenheit in Erinnerung, dunkle, blutige Bilder. Bis eines kam, das stehen blieb, als sei der rasende Film angehalten worden. Eine Winterlandschaft, eisiger,schneidender Wind, ein Paar, ein Mann und eine Frau, dazu zwei kleine Mädchen. Sie waren aus dem Wasser gekommen und standen auf dem Eis. Dann waren da drei Jungen mit leuchtend blauen Augen.
    Und plötzlich war Lokan wieder zurück. Wieder war die Waage vor ihm. Er war auf die Knie gesunken und stützte sich mit einer Hand auf dem Boden ab. Kraftlos war sein Kopf nach vorne gefallen. Die freie Hand hielt Lokan an die Brust gepresst. Blut sickerte ihm dort durch die Finger, und in jeder Zelle seines Körpers pochte der Schmerz.
    Aber die Waagschale vor ihm war leer und die Wunde in seiner Brust geschlossen. Er hatte die Prüfung bestanden. Irgendwie hatte er es geschafft.
    Bryn kniete sich neben ihm hin. Sie legte sich seinen Arm um die Schultern und stand langsam auf, sodass er taumelnd wieder auf die Beine kam. Anubis und Osiris standen vor ihm, Ammut war verschwunden.
    Lokan fiel auf, wie sehr sich diese Szene von denen unterschied, als er im Auftrag seines Vaters hier gewirkt hatte. Damals war nur Anubis anwesend gewesen. Die Waage entschied darüber, ob er vor Osiris treten durfte oder nicht. Die Prüfung dieses Mal war weitaus härter gewesen, und Osiris hatte ihr persönlich beigewohnt. Der Unterschied war leicht zu erklären. Statt um die Formalitäten einer Akkreditierung ging es um nicht mehr und nicht weniger als um die Erlaubnis, die zwölf Pforten zu passieren und mit der Sonne ins Licht der Erde zu treten.
    Lokan wandte sich an Osiris. „Das war’s dann wohl. Da ich noch hier vor dir stehe, nehme ich an, dass ich für würdig befunden wurde, meinen Weg fortzusetzen.“
    „So ist es“, entgegnete Osiris.
    Lokan wies mit einer Kopfbewegung auf Bryn. „Und was ist mit ihr?“ Seine Tätigkeit im diplomatischen Dienst seines Vaters hatte ihn Vorsicht gelehrt.
    Osiris kniff kurz die Augen zusammen. In all den Jahren,in denen Lokan ihm begegnet war, hatte er bei dem Herrscher über die Toten noch nie auch nur die Spur einer Gemütsregung bemerkt, nicht einmal eine so flüchtige wie diese. Heute jedoch war es, das Lächeln vorhin mitgezählt, schon die zweite. Erstaunlich genug. Lokan war auf der Hut.
    „Ihr könnt beide passieren.“
    „Ich danke dir.“ Lokan meinte seinen Dank aufrichtig. Er verbeugte sich in angemessenem Respekt, erneut ohne unterwürfig zu erscheinen. Dann fügte er hinzu: „Um eine Gunst würde ich dich gern noch bitten, Osiris.“
    „Sprich. Ich werde sehen, ob ich sie gewähren kann.“
    „Da ich nicht zum ersten Mal zu dir komme, weiß ich, dass du die Macht hast, den Gang der Dinge voranzutreiben. Deshalb glaube ich nicht, dass es notwendig ist, dass Bryn und ich zu dem Boot zurückkehren. Du könntest uns einen anderen Weg weisen.“
    Er merkte, wie Bryn neben ihm nach Luft schnappte. „Lokan …“, sagte sie ängstlich. Was hatte sie nur? Er konnte sich nicht vorstellen, dass sie sich nach dem endlosen Fluss mit all seinen Schlangen zurücksehnte.
    Osiris sah ihn scharf an. „Das könnte ich tun. Ist es wirklich dein Wunsch, den Weg abzukürzen?“
    Die Frage machte Lokan stutzig. Sieben Pforten würden noch vor ihnen liegen. Wem konnte schon an einer Wiederholung der Abenteuer auf dem Feuersee oder an einer weiteren Begegnung mit Apophis gelegen sein?
    „Es käme auf den Preis an.“ Mit seinen blutverschmierten Händen kehrte er seine leeren Hosentaschen nach außen. „Momentan bin ich etwas klamm.“
    „Der Preis wurde bereits im Voraus entrichtet“, sagte Osiris. Sein Blick streifte Bryn.
    Jetzt war es Lokan, der nach Luft schnappte. Nicht Bryn. Sie durfte nicht der Preis dafür sein. Er wollte gerade etwas sagen, aber Osiris fuhr fort: „Ihr könnt gehen. Ich gebe euch den Weg zur letzten Stunde im Duat frei.“
    Die letzte, die zwölfte Stunde. Das bedeutete, dass es nur noch

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