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Feuersuende

Feuersuende

Titel: Feuersuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eve Silver
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eine letzte Pforte zu durchqueren gab. Das klang gut. Lokan konnte nur nicht begreifen, warum Bryn neben ihm außer sich zu sein schien. Sie zitterte am ganzen Körper, und kalter Schweiß drang ihr aus allen Poren. Ihre Lippen waren blau.
    Lokan überfiel ein höchst unangenehmes Kribbeln in der Magengegend, als hätte er zwei Hände voll lebender Maden verschluckt.

19. KAPITEL
    Sie sind es, die die verborgene Pforte von Ament bewachen, und im Gefolge dieses Gottes schreiten sie vorwärts . nach dem Ägyptischen Pfortenbuch
    S ie fanden sich in einer Art Korridor wieder, durch den ein Feuersturm fegte. Auf der ganzen Länge waren in die Wände Nischen eingelassen. Hier gab es weder einen Fluss noch ausgedehnte Höhlen, nur eine hohe Decke und Wände aus Steinquadern, ein Tunnel, der sich schnurgerade bis ins Unendliche zu erstrecken schien. Eben hatten sie noch vor Osiris in der Halle der Wahrheit und Gerechtigkeit gestanden, jetzt, einen Wimpernschlag später, waren sie hier – nur sie beide allein.
    Bryn fragte sich, ob Lokan wirklich an so etwas gedacht hatte, als er Osiris um eine Abkürzung auf ihrem Weg durch die Unterwelt gebeten hatte. Vielleicht spekulierte er auf eine direkte Rückkehr in die Welt nach oben, aber das wäre zu einfach gewesen. Außerdem hätte sie ihm auf diesem Weg nicht folgen können.
    Natürlich war sie nicht ganz undankbar dafür, dass ihnen die unwägbaren Widrigkeiten beim Passieren der Pforten, die noch verblieben wären, erspart blieben. Aber sie grämte sich auch bitterlich um die Zeit, die sie mit Lokan auf dem Weg dorthin noch hätte verbringen können.
    Ein Feuerstoß rollte durch den Korridor heran und hätte sie getroffen, hätte Lokan sie nicht im letzten Moment am Arm gepackt und in die nächste Nische gezogen. Hier war es klamm und dunkel. Brust an Brust standen sie aneinandergedrängt in der Enge.
    Er betrachtete sie aufmerksam. „Du siehst blass aus“, bemerkte er. „Und du zitterst.“ Aus seiner Gesäßtasche kramte er einen rot-weiß gestreiften Pfefferminzbonbon hervor. Es war einer von denen, die Boone in den Rucksack gepackt hatte.„Hier. Zucker – wird dir guttun. Dann bekommst du wieder ein bisschen Farbe ins Gesicht.“
    „Zucker? Ist das dein Patentrezept für alles?“ Sie bemühte sich, sich im Zaum zu halten, was ihr aber kaum gelang.
    Er zwinkerte ihr zu. Offenbar war er nach dem Auftritt bei Osiris bester Laune. „Nicht für alles.“
    Die nächste Feuerwalze kam brüllend den Gang herunter. Lokan zog sie tiefer in die Nische und versuchte, sie mit seinem Körper zu schützen.
    Bryn bemühte sich, tapfer zu lächeln. „Ich bin froh, dass wir das Boot los sind. Aber dieses dauernde Feuer geht mir allmählich auch auf die Nerven.“
    „Wenn wir hier raus sind, nehme ich euch mit zu einem Skiurlaub in die Alpen. Ich weiß, dass dir Schnee nicht besonders liegt. Aber vielleicht denkst du ja nach diesen Erfahrungen anders darüber.“
    Skiurlaub in den Alpen? Das war leider ein unerfüllbarer Traum. Dennoch nickte sie stumm. Sie brachte kein Wort heraus. Was hätte sie auch sagen sollen? Oh ja, die Alpen – wie schön . Natürlich wäre es schön. Aber auf sie würden Dana und er verzichten müssen. „Das würde Dana bestimmt gefallen“, sagte sie dann, während sie vor sich auf den Boden starrte und an ihrem Pfefferminzbonbon lutschte, der sich in ihrem Mund langsam auflöste.
    Er fasste ihr mit dem Zeigefinger unters Kinn und richtete ihren Kopf wieder auf. Dann beugte er sich zu ihr und drückte ihr die Lippen auf den Mund, den sie sogleich einladend für ihn öffnete. Sie genoss das Gefühl seines Kusses, seines ganzen Körpers, an den sie sich schmiegte. Vielleicht war es der letzte Kuss, die letzte Gelegenheit, mit ihm allein sein zu können. Und dabei blieb noch so vieles ungesagt.
    Sie hielt ihn weiter fest, als er die Lippen schon von ihr löste. Sie wollte dieses schöne Gefühl seiner Umarmung, seiner Nähe nicht verlieren. All dies wenigstens in der Erinnerung bewahren: den Geruch seiner Haut, den Blick, mit dem er sie manchmalansah, als gäbe es niemand anderen für ihn auf der Welt als sie. Genau dieses Gefühl, dass sie ihm etwas bedeutete, hatte sie auch, weil er ihr zuhörte . Das war von Anfang an so gewesen – egal ob sie ihm etwas über ihre Keksrezepte erzählt hatte oder über Danas Tag auf dem Spielplatz im Park. Dass ihr das so immens wichtig war, hing nicht zuletzt damit zusammen, dass sie als Kind und als junges Mädchen

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