Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feuersuende

Feuersuende

Titel: Feuersuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eve Silver
Vom Netzwerk:
besinnen, wo sie war, und das war ein weiter Weg von dort, wohin er sie mitgenommen hatte.
    Sie hätte nicht sagen können, wie lange sie so verharrt hatte. Irgendwann wurde ihr bewusst, dass Lokan ihr fortwährend den Rücken streichelte und sie dasselbe tat, als könnten sie beide nie mehr damit aufhören.
    „Es tut mir leid, dass ich so eine Heulsuse bin. Ich glaube, ich habe auf dieser Tour mehr geweint als in den ganzen Jahren, seitdem wir uns kennengelernt haben, zusammengenommen“, sagte sie leise. Es tat ihr wirklich leid, denn sie wollte ganz gewiss nicht, dass er sie so in Erinnerung behielt – weinend und mit verquollenen Augen.
    „Bryn, schau mich an.“
    Sie sah ihn an, und sie sah alles. Nicht nur sein anziehendes Äußeres. Sie konnte in diesem Moment quasi in ihnhineinblicken. Deshalb wusste sie auch, was er sagen wollte, noch bevor er es ausgesprochen hatte.
    „Ich liebe dich, Bryn. Ich liebe alles an dir. Deine Stärke, deine Stimme, ganz gleich was du erzählst, auch deine Tränen.“ Er schenkte ihr ein hinreißendes Lächeln. „Und natürlich die Kekse.“
    Sie versuchte, die Panik niederzukämpfen, die sie ergriff. Jetzt – jetzt war der Moment gekommen, da sie es ihm sagen musste.
    Lokan schien ihre Beklommenheit zu bemerken, denn er meinte: „Ich weiß, dass du Angst hast und dir Sorgen machst, ob du mich hier herausbekommst. Aber wir haben das Schlimmste schon hinter uns. Vor uns liegt nur noch eine Pforte, und dann werde ich mit der Sonne emporsteigen. Ich werde wieder auf Erden wandeln.“ Noch einmal küsste er sie. „Und ich liebe dich.“
    Sie nickte. „Ich weiß, ich weiß“, sagte sie mit tränenerstickter Stimme. Sicher. Es stimmte alles, was er sagte. Jedes Wort. Er würde der Unterwelt entrinnen und wieder unter die Lebenden gelangen. Er schon. Aber sie würde ihn nicht begleiten können. Wenn er zurückkehrte, war sie zum Alleinsein verdammt.
    „Keine Schlangen. Das ist versprochen“, erklärte Lokan, als sie den seltsamen Korridor weiter hinuntergingen. Sie kamen an doppelköpfigen Wachen vorbei, auf dem einen Kopf eine leuchtende Scheibe, auf dem anderen ein Skarabäus. Sie waren paarweise aufgebaut, und jeder hatte einen langen Stab neben sich aufgepflanzt.
    Bryns Hand fühlte sich kalt in seiner an. Lokan konnte sich vorstellen, warum das so war. Sie hatten zwar nur noch die eine, letzte Pforte zu passieren, aber auf der anderen Seite, in der Oberwelt, wartete noch manch andere Herausforderung auf sie. Zum Beispiel waren da ihre Brüder, die Dana mit Sicherheit für sich behalten wollten. Daran gab es für ihn keinen Zweifel. Aber Bryn und er wollten ihre Tochter wiederhaben. Er hatteseine Brüder an seiner Seite. Wenn es hart auf hart kam, wäre er bereit, einen Krieg anzuzetteln, um Dana zu bekommen.
    Schon Bryn zuliebe hoffte Lokan, dass es nicht so weit kam. Trotz ihrer Entfremdung von ihren Brüdern und bei allem, was diese ihr angetan hatten, war er sicher, dass sie sie liebte. Und hatte sie nicht gesagt, dass ihre Brüder ihre Fehler eingesehen und ihr Verhalten korrigiert hatten? Immerhin waren sie lange Zeit darüber informiert gewesen, wo Bryn sich versteckt hielt, und hatten sie trotzdem in Frieden gelassen. Wenn es so war, war das immerhin ein Hoffnungsschimmer. Aber die Hoffnung konnte auch trügen. Für den Fall müsste er in sich gehen und sich auf seine an Sutekhs Seite erworbenen Fähigkeiten besinnen, um eine tragbare Lösung auszuhandeln.
    „Wie wirst du dich deinem Vater gegenüber verhalten?“, fragte Bryn besorgt.
    Das war die große Preisfrage. „Keine Ahnung. Ich kann nicht einfach auf meinen alten Posten zurück. Aber wenn ich keine andere Gottheit finde, die sich meiner annimmt, werde ich kaum woanders einen Platz finden. Das ist das Problem.“ Er merkte, wie ihre Hand in seiner zuckte. „Aber ich werde es lösen, Bryn. Es gibt für jedes Problem eine Lösung.“
    Wie wahr. Es konnte allerdings sein, dass ihm selbst so eine Lösung nicht besonders gefiel. Es konnte sein, dass er allein schon aus Gründen der Selbsterhaltung wieder in den alten Familienbetrieb einsteigen musste. Ganz großes Kino. Für seinen Vater zu arbeiten, der ihn schon einmal umgebracht hatte, und sich fragen zu müssen, was für eine Schweinerei dieser als Nächstes ausheckte.
    Geschäft ist Geschäft. Da haben persönliche Vorlieben nichts zu suchen. Er hatte Sutekhs Stimme wieder im Ohr.
    „Und angenommen, du müsstest keiner anderen Gottheit dienen und

Weitere Kostenlose Bücher