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Feuersuende

Feuersuende

Titel: Feuersuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eve Silver
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streckte den Arm aus. Beinahe berührten sich ihre Hände, aber eben nur beinahe. „Ich bin der Preis. Verzeih mir, bitte.“
    Dann schlug die Tür mit einem Krachen zu.

20. KAPITEL
    Dies ist der geheime innere Zirkel des Duat, darin der große Gott geboren ist, als er im Urgewässer Nun erschien und seinen Platz im Schoß der Urgöttin Nut einnahm .
    nach dem Ägyptischen Pfortenbuch
    B ryn!“ Lokan presste die Hände gegen die geschlossene Pforte und schrie immer wieder ihren Namen. Er hämmerte mit den Fäusten dagegen, suchte mit den Fingerspitzen nach Lücken oder Rissen entlang des Rahmens, während ihm die Tränen über die Wangen liefen. Es war alles vergebens. Niemand und nichts vermochte das Portal wieder zu öffnen. „Ich kann dich doch nicht hierlassen und einfach fortgehen.“
    Das hatte sie nicht gewollt, konnte sie so nicht gewollt haben. Sie hatte sich danach gesehnt, zu Dana zurückzukehren. Sie wollte mit ihm zusammenbleiben.
    Nichts davon sollte sich jetzt erfüllen. Sie war schlicht auf der falschen Seite der Tür gelandet. Und wie viele Male auf ihrer Fahrt durch die Unterwelt hatte sie ihm erzählt, dass es keinen Weg zurück gebe.
    „Die Tür ist versiegelt, Lokan Krayl.“
    Das wusste er selbst nur zu gut. Er lehnte die Stirn an das kühle, glatte Holz und versuchte, seine Gefühle wieder in den Griff zu bekommen, versuchte, sich zu sammeln und sich darauf zu konzentrieren, was ihn als Nächstes erwartete.
    Logik wurde ihm dieses Mal zum Feind. Denn die Logik sagte ihm, dass er nicht ewig hier herumstehen und trauern konnte. Er musste die Unterwelt hinter sich lassen und sich um die Rettung seiner Tochter kümmern. Erst dann konnte er nach einem Weg suchen, um wieder hierherzukommen und Bryn zurückzuholen. Es musste eine Chance geben. Auch wenn ihm der Verstand sagte, dass es diese Chance nicht gab, wollte er daran glauben. Verdammt. Am liebsten hätte er irgendetwaszerschlagen, jemanden umgebracht, ein zuckendes Herz aus einer Brust gerissen, dass ihm das Blut ins Gesicht spritzte. Er musste diesen unbeschreiblichen Schmerz aus sich herauslassen.
    Schließlich fasste er sich ein wenig und blickte um sich. Links und rechts von sich entdeckte er wieder Schlangen, allerdings nicht von so überdimensionaler Größe wie drüben auf der anderen Seite der Pforte. Es waren Aspisvipern.
    „Sie ist fort.“
    Auch das noch. Diese Schlangen hier konnten sogar sprechen. Sie erzählten ihm, was er gar nicht hören wollte. Aber das war nicht das Einzige an ihnen, was ihm merkwürdig vorkam. Wenn er den Kopf abwendete und sie nur aus dem Augenwinkel sah, erschienen sie in einem eigenartigen Schimmern und schienen ihre Gestalt zu verändern. Dann waren es keine Schlangen mehr, sondern Frauen. Glaubte er wenigstens, denn genau konnte er das nicht erkennen.
    Die Stimme, die gesprochen hatte, kam ihm bekannt vor.
    Wieder wandte er sich ihnen zu, sah sie aber nicht direkt an, sondern an ihnen vorbei, und für einen Moment erblickte er vor sich eine Frau anstelle der Schlange. Sie trug nachtschwarzes Haar und hatte ein Gesicht von fesselnder Anmut. Ihre Züge waren klar und streng, die dunklen Augen mit Kajal geschminkt, der Mund sinnlich. Sie war in ein durchsichtiges weißes Gewand gekleidet, das mit einem Silberfaden durchwirkt war, und wenn sie sich bewegte, schienen ihre Kleider, ihr Haar, sogar die Luft, die sie umgab, sich mit ihr zu bewegen. Sie war die Schönheit und Grazie in Person. Und Lokan kannte sie.
    Isis, Schwester und Gemahlin des Osiris, Mutter des Horus und Ahnin aller Isistöchter und der Isisgarde. Sie war Sutekhs Todfeindin, und bis zu seinem Tod gehörte sie auch für Lokan ins feindliche Lager. In diesem Augenblick war sie sozusagen der allerletzte Grenzposten zwischen ihm und seiner Rückkehr ins Leben. Möglicherweise war gerade sie es, die ihm einen Ausweg aus dieser entsetzlichen Situation zeigen konnte.
    „O Isis“, sprach er sie an, „gib mir, worum ich inständig bitte. Gib mir das Wertvollste zurück, das ich habe.“ Seine Worte klangen verzweifelt.
    Ein perlendes Lachen antwortete ihm, wie Wassertropfen, die aus einem Springbrunnen sprühen, wie ein Glockenspiel im Wind. Und doch schwang in diesem leisen Gelächter eine gewisse Traurigkeit mit, als ob Isis um seinen Kummer wüsste.
    Als Lokan noch einmal hinsah, war die menschliche Gestalt der Göttin verschwunden, und er sah wieder nur die Schlange mit ihren schimmernden schwarz-braunen Schuppen.
    „Das

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