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Feuersuende

Feuersuende

Titel: Feuersuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eve Silver
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nach dem Ägyptischen Pfortenbuch
    Detroit, Michigan
Gegenwart
    B ryns Herz pochte wie verrückt. Die Angst, die sie ausstand, brachte sie um den Verstand, aber sie durfte sich von ihr nicht unterkriegen lassen. Wenn sie Dana in Sicherheit bringen wollte, musste sie hellwach sein. Aber trotz aller Mahnung zu List und Besonnenheit gab es jetzt nur eines.
    „Lauf!“, befahl Bryn und fasste die Hand ihrer Tochter fester, während sie selbst zu rennen begann.
    Das Gestrüpp des Buschwerks schlug ihnen entgegen. Dana schrie auf. Ihre Jacke hatte sich in einem Ast verfangen. Sie kam nicht mehr weiter. Bryn griff zu und zerrte an dem Stoff, doch der hing fest.
    Panik schnürte ihr die Kehle zu. Mit einem Ruck zog sie an Danas Jackenärmel. Das Geräusch von zerreißendem Stoff war zu hören, dann war Dana wieder frei. Sie stapften weiter durch die Nacht. Bei jedem Schritt schlug ihnen kalter Erdgeruch entgegen.
    Bryn spitzte die Ohren, konnte aber keine Schritte hinter ihnen hören, und das beunruhigte sie noch mehr, als wenn sie ihre Verfolger gehört hätte. Wer immer hier draußen auf sie lauerte, wollte mit ihnen offenbar Katz und Maus spielen.
    Sie mussten das Gewerbegebiet erreichen. Mit dem Besitzer des dortigen Bodyshops hatte Bryn eine Vereinbarung, nach der sie gegen eine Gebühr auf dessen Parkplatz ein zweites Auto abstellen konnte, das sie für den Notfall in Reserve hatte. Aber vorher musste es ihnen gelingen, ihre Verfolger abzuschütteln. Denn selbst wenn sie es bis zum Wagen schafften undlosfahren konnten, waren sie damit noch längst nicht auf der sicheren Seite. Es gab Supernaturals, die schneller waren als Autos.
    Es blieb Bryn nur noch eine Möglichkeit. Und die war mit höllischen Schmerzen verbunden. Sie biss die Zähne zusammen und konzentrierte sich. Dann riss sie einen Teil ihrer Seele von sich los. Die eine Hälfte ihrer Lebenskraft behielt sie bei sich, die andere streute sie in Form einer Nebelwolke aus, unter der sie ihre sterbliche Hülle und ihr Liebstes, ihre Tochter, wie unter einem riesigen Regenschirm versteckte.
    Das war die Kraft, die ihr vermacht worden war. Sie war ein Walker, eine Seelengängerin. Es stand in ihrer Macht, nach Belieben ihren Körper zu verlassen, eine Fähigkeit, die sie brauchte, um die Seelen der Toten zu geleiten. Ihre Seele sollte dabei jedoch unversehrt bleiben. Was sie hier tat, indem sie sich zweiteilte, widersprach allen Naturgesetzen und allen Regeln. Aber sie tat es für Dana. Alles würde sie für Dana tun.
    Bryns Atem ging schwer. Das lag weniger an der körperlichen Anstrengung als an der psychischen Tortur, die sie erdulden musste, um die Zweiteilung ihrer Seele aufrechtzuerhalten, die ihnen diesen Schutzschild gewährte. Diese Wolke oder Blase, in der sie sich befanden, verschaffte ihr einen Vorteil. Wer auch immer sie hier erwartete, rechnete sicherlich mit einer Sterblichen und ihrer Tochter, nicht aber mit einem Walker, wie Bryn es war. Ihre besonderen Anlagen taugten zwar nicht zu einer direkten Konfrontation, aber sie reichten immerhin für eine perfekte Tarnung.
    Hand in Hand überquerten Bryn und Dana den Rasen, kletterten über den Zaun und gelangten auf den Pfad, der durch das Wäldchen zum Gewerbegebiet führte. Mit seinem hellen Kies sah er im Dunkel des Gehölzes aus wie ein schimmerndes, gewundenes Band. Bryn zog das Mädchen in den Schatten der Bäume. Hier waren sie besser geschützt. Sie hatten das alles geübt und kannten sich hier bestens aus. Aber wenn ihre Verfolger Supernaturals waren und über eine übernatürliche Sinneswahrnehmung verfügten …
    Nein. Wie gering ihre Aussichten auch waren, Bryn musste jetzt ihren ganzen Mut und ihren Optimismus mobilisieren.
    Sie presste sich an den dicken Baumstamm, hinter dem sie Schutz gesucht hatte. Dann ging sie in die Hocke, nahm Dana in die Arme und drückte ihr einen Kuss auf die Stirn, während sie aufmerksam in die Dunkelheit spähte. Nichts regte sich. Vielleicht war das gut, vielleicht auch schlecht. Jedenfalls gab es für sie eine Chance.
    „Ich habe Angst“, flüsterte Dana.
    Bryn zerriss es fast das Herz. Dana hatte ihr den Vorwand mit dem Training nicht abgenommen. Ihr Kind wusste, dass es ernst war.
    Sie gab Dana noch einen Kuss. Mehr konnte sie im Augenblick nicht für sie tun. Noch einmal schaute sie sich um. Die Schwingungen, die die Nähe von Supernaturals verrieten, waren nicht stärker geworden und auch nicht näher gekommen. Aber das hatte nichts zu sagen. Deshalb

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