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Feuersuende

Feuersuende

Titel: Feuersuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eve Silver
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in den Hosentaschen seines maßgeschneiderten Anzugs lehnte er sich an die Felswand. „Die einzig gute Nachricht in diesem ganzen Schlamassel ist, dass unser Vater in seiner Suche bisher nicht erfolgreicher war als wir.“
    „Und woher hast du diese Nachricht?“, wollte Dagan wissen.
    „Von Kai. Er hat es mir erzählt. Er sympathisiert mit uns, nur sind ihm die Hände gebunden.“
    Kai Warin war Sutekhs neuer persönlicher Adjutant. Würde er sich offen gegen seinen Herren wenden, wäre das sein sicheres Ende.
    „Soll das heißen, Kai weiß von Dana?“
    Dagan hörte deutlich den gereizten Unterton in der Frage, die Malthus gestellt hatte, und erklärte: „Selbstverständlich weiß Kai, dass der alte Herr auf der Suche nach der Kleinen ist.“
    „Aber Kai ahnt nicht, warum Sutekh hinter ihr her ist“, ergänzte Alastor.
    „Und du hast mit Sutekh gesprochen?“, fragte Malthus weiter.
    „Ich musste – leider. Er lag mir mit seiner Meine-Söhne-gehen-mir-über-alles-Masche in den Ohren.“
    Malthus schnaubte verächtlich. „Er glaubt doch wohl selbst nicht, dass ihm das noch einer abnimmt.“
    Einen Augenblick lang herrschte betretenes Schweigen, denn auch wenn keiner der Brüder sich jemals übertriebenen Illusionen über seinen Vater hingegeben hatte, waren die drei bis zu dessen jüngster Schandtat doch davon ausgegangen, dass es zwischen ihm und ihnen wenigstens so etwas wie einen gewissen gegenseitigen Respekt gab.
    „Gibt es bei euch etwas Neues?“, fragte Alastor mit leicht resignierter Miene.
    „Wir halten noch Ausschau“, antwortete Malthus.
    „Man sollte doch annehmen, dass eine Festung, die eine ganze Armee beherbergt, nicht so leicht zu übersehen ist.“ Alastor zog die rechte Augenbraue ein Stück hoch und sah Calliope an. „Bist du sicher, dass es hier ist?“
    „Absolut.“
    „Aha. Und wo genau jetzt? Ich sehe nichts.“ Alastors britischer Akzent war, wie immer wenn er sich aufregte, ausgeprägter als sonst. Er war für gewöhnlich ein Muster an Selbstbeherrschung, aber seit Naphré verschwunden war, fiel es ihm zusehends schwerer, sie zu wahren. Dagan hatte Verständnis dafür. Ihm ging es nicht besser.
    Empört über den Ton, in dem Alastor mit Calliope redete, fuhr Malthus herum und warf seinem Bruder einen wütenden Blick zu. Bevor die beiden jedoch ernsthaft aneinandergeraten konnten, trat sie dazwischen.
    „Könntet ihr bitte überlegen, warum wir hier sind“, ermahnte sie die Brüder streng.
    „Verdammte Pest“, knurrte Alastor und wandte sich an Dagan. „Roxy war immerhin eine von ihnen. Das könnte noch zu ihren Gunsten sprechen und sie vielleicht schützen. Aber Naphré …“ Er verstummte einen Augenblick, und man sah seine Kiefermuskeln arbeiten. „Naphré hat immer jede Verbindung zu ihnen geleugnet. Sie werden keinerlei freundliche Gefühle für sie haben.“
    Wen er damit meinte, war klar. Sie – das waren die Isisgarde und die Matriarchinnen, die machtvollen Anführerinnen der Garde.
    „Wir müssen jetzt einen kühlen Kopf bewahren“, mahnte Calliope erneut. „Isis hat zugesichert, dass die Garde die beiden nur zu ihrer eigenen Sicherheit zu sich geholt hat.“
    Dagan war nicht bereit, diese Auskunft so ohne Weiteres zu schlucken. Jedenfalls nicht ohne handfeste Beweise. „Seit dreihundert Jahren waren Isis und ihre Garde für mich Gegner“, sagte er. „Seit Tausenden von Jahren sind Isis und mein Vater einander spinnefeind. Und jetzt sind meine und Alastors Frau in der Gewalt der Isisgarde. Es fällt mir da wirklich schwer, Isis’ Versicherungen zu glauben.“
    Dagan verstummte. Er hatte schon zu viel gesagt. Er hasste es, Gefühle zu offenbaren und seine Besorgnis zu zeigen, die wie mit Rattenzähnen an ihm nagte. Gefühle waren ohnehin nicht sein Ding.
    Calliope blickte zu Malthus, aber der zuckte nur die Achseln und meinte trocken: „Isis hat gesagt, Roxy und Naphré würden zurückkehren, sobald das Gipfeltreffen in der Unterwelt vorüber sei. Inzwischen ist es beendet. Es gibt keine Treffen mehr. Ihre Teilnehmer sind auseinandergegangen. Es gibt nurnoch eine Unterwelt, die am Rande eines Krieges steht, in dem jeder gegen jeden ist und in dem jeder ein Stück von Sutekh haben möchte. Und wenn nicht von Sutekh selbst, dann vielleicht von uns.“
    „Ich glaube, was Isis genau sagte, war, dass sie die Frauen freigibt, wenn alles vorüber ist. Sie hat nichts darüber gesagt, was sie mit alles meinte.“
    Dagan fand Calliopes nüchterne Sichtweise

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