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Feuersuende

Feuersuende

Titel: Feuersuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eve Silver
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nicht schlecht. Im Gegenteil. Ein kühler Kopf war immer besser als überbordende Gefühle, die gerade bei Seelensammlern, die außer Zorn normalerweise keine Emotionen kannten, nur zu Fehleinschätzungen und falschen Reaktionen führen konnten. Aber Lokans Ermordung und seine eigene Verbindung mit Roxy hatten bei Dagan einiges aus dem Gleichgewicht gebracht. Ihm kam es vor, als befinde er sich permanent in einem Zustand inneren Aufruhrs, und das gefiel ihm nicht.
    „Ich …“, begann er, aber Malthus fuhr ihm in die Parade.
    „Das mag ja alles richtig sein“, sagte er, „aber wir dürfen auch nicht vergessen, dass wir Lokan noch immer nicht zurückgeholt haben und auch nicht wissen, ob oder wann wir das schaffen.“ Mit gesenkter Stimme fuhr er fort: „Und dann haben wir es außerdem noch mit unserem Vater zu tun, der Lokan umgebracht hat und uns allen gefährlich werden kann. Da ist es wohl angebrachter, wenn wir an einem Strang ziehen und uns nicht wie Kleinkinder zanken.“
    Alle sahen sich betreten an. Sich wie Kleinkinder zanken war ein Ausdruck, den Lokan gerne benutzt hatte. Er war der Pragmatiker unter den vier Brüdern und der Vernünftigste von allen, weshalb es meist ihm vorbehalten war, unter ihnen Frieden zu stiften.
    „Glaubt ihr, dass Lokans Seele und sein Körper wieder zusammengefunden haben?“ Malthus sprach aus, woran alle dachten. Keiner von ihnen hatte seit dem Treffen in der Unterwelt, als die zerstückelten Glieder Lokans sich vereint hatten, gewagt, diese Frage laut zu stellen.
    Alle Teile, die zur Erfüllung der Prophezeiung nötig waren, waren an ihrem Platz. Das Blut der Isis, Sutekhs Blut. Die Vermischung des Bluts der beiden sollte dem Gott erlauben, die zwölf Pforten zu durchschreiten und wieder auf Erden zu wandeln. Sutekhs Plan war es gewesen, sich Lokans Körper zu eigen zu machen, um auf diesem Weg die Sonne wiederzusehen. Aber sie hatten diesen Plan vereitelt. Bevor Sutekh ihn für seine Zwecke missbrauchen konnte, hatten sie sich Lokans Körper bemächtigt und ihn fortgeschickt, damit er seine Seele fände, damit es Lokan war, der wieder auf Erden wandeln konnte.
    Lange Zeit sprach keiner ein Wort, dann sagte Dagan: „Wir sollten jetzt nicht darüber reden.“
    „Aber irgendwann werden wir darüber reden müssen“, wandte Malthus ein.
    „Aber nicht jetzt“, entschied Alastor in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete. „Eins nach dem anderen. Jetzt müssen wir uns erst einmal überlegen, wie wir Roxy und Naphré zurückbekommen. Und mit Roxys Hilfe werden wir auch Dana finden und können dafür sorgen, dass sie sich von Sutekh so weit wie möglich fernhält.“
    „Und von uns.“ Alle Augen richteten sich auf Dagan, als er das sagte. „Wir werden unseren Kontakt zu Dana auf ein Minimum beschränken. Die Tatsache, dass Lokan uns nie von ihr erzählt hat, zeigt deutlich, dass er diesen Kontakt nicht wollte.“
    „Aber die Voraussetzungen haben sich inzwischen geändert“, widersprach Malthus.
    Dagan hob abwehrend die Hand, ließ sie aber gleich wieder sinken. Die Geste erinnerte ihn zu sehr an Roxy. Um seine Verlegenheit zu überspielen, zog er einen Lolli aus der Hosentasche, packte ihn aus, schob das Zellophanpapier sorgfältig gefaltet wieder in die Tasche und steckte den Lutscher in den Mund.
    „Das können wir immer noch bereden, wenn wir sie gefunden haben“, meinte er dann. „Jetzt sollten wir uns wirklich zuerst auf die nächste Etappe konzentrieren.“
    „Bevor jemand auf die Idee kommt, die Festung der Gardezu stürmen, um die Mädchen herauszuholen, halte ich es für die bessere Idee, die Matriarchinnen um eine Audienz zu bitten“, meldete sich Calliope zu Wort. Ohne Frage war sie die kompetenteste Ratgeberin auf diesem Gebiet. Calliope hatte früher einen hohen Rang innerhalb der Isisgarde innegehabt. Darüber hinaus verfügte sie noch über eine besondere Gabe. Zwar konnte sie nicht geradewegs die Zukunft voraussagen, dennoch hatte sie oft ein sicheres Gespür für bevorstehende Ereignisse. Das war auch der Grund dafür, dass sie die anderen an diesen Ort führen konnte. Sie wusste, wo man suchen musste, da sie eine Vision von diesem Gebirgsmassiv mit dem Wald am Fuß des Abhangs gehabt hatte. Und so war ihr auch ungefähr klar, was sie dort erwartete. „Die Matriarchinnen wissen eine Menge. Vielleicht wissen sie auch, wo das Kind ist. Ich vermute sogar, dass sie Antworten auf Fragen haben, an die wir noch gar nicht gedacht

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