Feuersuende
seine Gefühle nie Rechenschaft abgelegt. Bis er gesehen hatte, wie sie von einem Meer von Flammen umgeben war, Flammen, die drohten, sie zu verschlingen, und da merkte er, dass er bereit war, die gesamte Unterwelt in Stücke zu schlagen, um sie zu retten. Allein, um sie noch einmal in den Armen zu halten.
Vielleicht kamen sie nicht mehr heraus. Es konnte gut sein, dass einer von ihnen auf der Strecke blieb. Das musste doch ein verdammter Weckruf sein. Er ließ sich nicht länger vertrösten.
Bryn griff ihm ins Haar und zog ihn unsanft zu sich heran. Sie wollte seinen Kuss, hart und fordernd, während er nicht nachlassen sollte. Und er tat ihr den Gefallen gerne. Ohne nachzudenken. Lokan wollte überhaupt nicht mehr denken – nur fühlen. Fühlen, wie heiß sie war, wie sie ihn festhielt, wie sie ihn anstachelte. Alles wollte er von ihr: ihren Mund, ihre Brüste, ihren Schoß.
Bryn stöhnte auf, ohne die Lippen von seinen zu lösen. Sie klammerte sich an ihn, so fest sie konnte, nahm den Takt auf, in dem seine Stöße kamen, und erwiderte sie wild und ungestüm.
Ein Beben ging Lokan durch den ganzen Körper. Es war, als sei er in einen Strudel hineingerissen worden. Alles andere war vergessen. Es gab nur noch Bryn. Sie war sein. Sie war immer schon sein gewesen. Er schob seine Hand zwischen ihre Körper, suchte und fand in ihrem feuchten Versteck die Perle und ließ sie über die Fingerkuppe hin- und hergleiten.
Wieder stöhnte Bryn auf. Sie hatte die Augen geschlossen. Mit jedem Ausatmen hauchte sie seinen Namen, und ihre Stimme klang tief und kehlig dabei. Ihre Nägel bohrten sich ihm noch tiefer ins Fleisch. Im nächsten Augenblick war es um sie geschehen. Berauscht von einem Gefühl unendlicher Erlösung ließ sie sich fallen.
Mit einem mächtigen letzten Stoß kam gleich darauf auch er. Es war, als ob eine gewaltige Welle ihn verschlingen würde. Er spürte das Pulsieren in ihr und hielt sie fest.
Er hatte nicht die Absicht, sie je wieder loszulassen.
17. KAPITEL
Dieser Gott kommt zu seinem Tempel und tritt durchs Eingangsportal, und die Götter im Verborgenen jubeln ihm zu . nach dem Ägyptischen Pfortenbuch
B ryn wagte kaum zu atmen. Noch immer hielt sie sich an Lokan fest. Er fühlte sich warm und stark an, und für diesen Moment gehörte er ihr. Wie sollte sie ihn je loslassen? Wie konnte es sein, dass sie ihn wieder verlieren sollte?
Das Herz krampfte sich in ihrer Brust zusammen. Sie würde ihn verlieren. Daran war nicht zu rütteln. Sie hatte sich bereit erklärt, den Preis zu zahlen, den ihre Brüder mit Osiris ausgehandelt hatten. Osiris würde Lokan passieren lassen, sein Geleit aber musste in der Unterwelt bleiben. Eine Seele für die andere. Das war das eherne Gesetz.
Boone hatte Tränen in den Augen gehabt, als er ihr das eröffnete. Er hatte sie gebeten, es nicht zu tun und Dana weiter seinem, Jacks und Cahns Schutz anzuvertrauen.
Dennoch wusste jeder von ihnen, dass es nur eine Möglichkeit für Bryn gab, ihre Tochter zu schützen. Sie musste Lokan zurückholen.
Sie sah ihn an, sein weizenblondes, zerrauftes Haar, seine strahlend blauen Augen, die auf sie herabblickten, als würden sie die Tiefen ihrer Seele erforschen.
Aber das konnten sie nicht. Und so musste sie ihm eigentlich sagen, wie es sich verhielt. Wie der Handel aussah, den sie abgeschlossen hatte. Er hatte ein Recht darauf zu wissen, dass es nur einen von ihnen gab, der wieder unter die Lebenden zurückkehren konnte. Aber wie sollte sie ihm das sagen? Ausgerechnet jetzt.
Er beugte sich zu ihr und küsste sie zärtlich. Lange weilten seine Lippen auf ihrem Mund. Dann hob er sie auf die Arme und ging mit ihr ans Flussufer.
„Essen oder trinken dürfen wir hier nichts“, sagte sie,während sie auf die glatte Wasseroberfläche blickte. „Aber da wir schon durch den Feuersee geschwommen sind, könnte ein Bad vielleicht nicht schaden. Nur …“
„Nur … was?“
„Ich dachte gerade an die Schlangen.“
Er lachte. Der tiefe, raue Klang ging ihr unter die Haut und verstärkte gleichzeitig ihre Gewissensbisse. „Ich werde schon auf dich aufpassen.“
Sie lehnte den Kopf an seine Schulter und verbarg das Gesicht an seinem Hals. Ja, das würde er. Darauf konnte sie zählen. Dabei ging es ja gar nicht so sehr um sie selbst. Sie war sicher, dass er alle Hebel in Bewegung setzen würde, um ihre Tochter vor Unheil zu bewahren, und allein darauf kam es an.
Sie selbst konnte gegen Sutekh nichts ausrichten. Lokan wäre dazu
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