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Feuersuende

Feuersuende

Titel: Feuersuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eve Silver
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in der Lage. Durch den Aufenthalt in der Unterwelt hatte sich mit Lokan ein Wandel vollzogen, wie Boone erklärt hatte, und seine Rückkehr würde ein Übriges tun. Dieser Wandel würde ausreichen, um seinem Vater Paroli zu bieten. Kein zweites Mal sollte Sutekh seinen Sohn überwinden können. Bryn wusste nicht genau, wie das möglich war. Darüber hatte sich Boone nicht weiter ausgelassen, sondern sie nur mit dem Spruch abgespeist, je weniger sie wisse, desto besser. Seine Antwort hatte in ihr den Verdacht geweckt, dass er über die Zusammenhänge selbst auch nicht so genau Bescheid wusste.
    Einen Punkt hatte Boone allerdings unmissverständlich klargestellt: Lokan musste die Wandlungen, die sich an ihm vollzogen hatten, selbst erkennen. Selbst das wenige, was sie wusste, durfte sie ihm nicht verraten. Nicht die besten Voraussetzungen für ihren guten Vorsatz, künftig nur noch ehrlich zu ihm zu sein.
    Inzwischen war Lokan mit ihr so weit ins Wasser gegangen, dass es ihm bis zu den Hüften reichte. Er setzte sie ab und begann, sie zu waschen, indem er ihr mit den Händen über Arme, Beine, Bauch und Rücken fuhr. Sie revanchierte sich auf gleiche Weise. Sie genoss es, alle Teile seines kräftigen Körpers unter ihren Händen zu spüren. Von der Feuersbrunst waren nichteinmal mehr Narben geblieben. Auch deutete nichts darauf hin, wie man ihn einst zugerichtet hatte, dass ihm die Haut abgezogen und sein Körper zerstückelt worden war. Äußerlich jedenfalls waren keine Spuren davon zu erkennen.
    „Du hast dich verändert“, meinte sie in der stillen Hoffnung, dass so eine Andeutung ihn vielleicht dazu bringen könnte, sich selbst genauer zu betrachten.
    Er wich ein Stück zurück und sah sie an. Dann strich er ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht und fragte: „Meinst du?“
    Bryn lächelte, aber sie wusste, dass er ihre Traurigkeit, die sich hinter diesem Lächeln verbarg, erkannte. „Dein Haar ist länger“, antwortete sie und fuhr ihm mit den Fingerspitzen über die Schläfe. „Und deine Züge sind ein wenig härter geworden.“
    In Wirklichkeit ging der Wandel viel tiefer, und Bryn musste sich auf die Zunge beißen, um nicht mit all den Fragen und Vermutungen herauszuplatzen, die ihr durch den Kopf gingen.
    Lokan zuckte nur die Achseln. „Nichts bleibt, wie es ist.“
    Sie wartete zwischen Hoffen und Bangen, dass noch mehr von ihm kam. Aber er sagte nichts mehr. Stattdessen fuhr er fort, sie zu streicheln, und konnte offenbar gar nicht genug davon bekommen. Als er dann dazu überging, sie zu küssen, und seine Liebkosungen immer eindeutiger wurden, hielt sie ihm die Hände fest und meinte: „Wir sollten uns jetzt wieder auf den Weg machen.“ Es war nicht das, was sie eigentlich sagen wollte. Sie hätte sich sehnlichst gewünscht, dieses Zusammensein mit ihm fortzusetzen – wenn vielleicht auch nicht gerade an diesem Ort.
    „Ja.“ Er gab ihr noch einen Kuss, der mehr sagte als tausend Worte. Dann legte er ihr den Arm um die Taille und ging mit ihr aus dem Wasser dorthin, wo sie ihre Kleider abgelegt hatten.
    Als sie sich angezogen hatten, half er ihr ins Boot und stieg dann selbst ein. Er setzte sie an seine Seite und meinte: „Versuch, ein wenig zu schlafen, Bryn. Ich halte Wache.“
    Sie wollte protestieren. Aber tatsächlich hatte er die Worte noch nicht ganz ausgesprochen, fühlte sie sich mit einem Schlagschrecklich müde. Die Glieder wurden ihr bleischwer, und ihr war, als wollte ihr jeden Moment das Kinn auf die Brust sinken.
    „Sprich zu mir, Bryn. Lass mich ein wenig deine Stimme hören.“
    „Soll ich mir selbst eine Gute-Nacht-Geschichte erzählen?“
    „Wenn es hilft …“
    Sie lachte. Aber im Augenblick fiel ihr überhaupt nichts ein. Sie wusste, was er hören wollte. Er wollte, dass sie über Gott und die Welt redete, über alles Mögliche, das ihr gerade durch den Kopf ging, so wie sie es getan hatte, als sie in der Küche den Teig für ihre Kekse anrührte. Andererseits fürchtete sie, dies könnte die letzte Chance sein, dass sie in Ruhe über Dinge sprechen konnten, die wirklich wichtig für ihn waren. Über sie und über Dana zum Beispiel.
    Die Müdigkeit wollte sie schier überwältigen, aber sie zwang sich dazu, wach und aufmerksam zu bleiben. „Dana wird mindestens bis zu ihrer Pubertät eine Sterbliche bleiben“, begann sie dann.
    Mit seinen Atemzügen hob und senkte sich sein Brustkasten unter ihr. „War das auch der Zeitpunkt, da du deine besonderen Fähigkeiten

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