Feuertanz
Vermögens gewesen. Das Barvermögen hatte sich auf vierhunderttausend Kronen belaufen. Außerdem hatte sie ein Sommerhaus am Meer in Ljungskile und ein großes Haus in Änggården geerbt. Hauptsächlich stammte das Vermögen des Nachlasses aus dem Erbe von Ernsts erster Frau. Er hatte ihr Geld nicht verschwendet, sondern gut angelegt. Sofort nach Antritt des Erbes hatte Sophie das Sommerhaus für über eine Million Kronen verkauft. Sie war zum Zeitpunkt ihres Todes eine wohlhabende junge Frau gewesen.
War sie deswegen umgebracht worden? Ihre Mutter würde sie beerben. Angelica Malmborg-Eriksson konnte zwar Geld gebrauchen, aber es kam nur äußerst selten vor, dass Mütter ihre erwachsenen Kinder aus Habgier ermordeten. Das Umgekehrte war bedeutend häufiger der Fall.
Gewisse Umstände ließen darauf schließen, dass ein ganz anderes Motiv dahintersteckte.
Sophie war in jener Nacht aus dem Park Aveny Hotel verschwunden. Die Leute im Fahrstuhl hatten sie auf die Treppe zugehen sehen. Laut Angelica hatte Sophie an einer Phobie gelitten, die es ihr unmöglich machte, Fahrstühle und Rolltreppen zu benutzen. Der Wachmann an der Treppe hatte gesehen, dass sie wirklich die Treppe hinaufgegangen war. Derselbe Wachmann hatte sie auch im zweiten Stock vor den Fahrstuhltüren stehen sehen, als er einige Minuten später eine Kontrollrunde gemacht hatte. Sie hatte ein Handy in der Hand gehabt, und er hatte den Eindruck gehabt, sie sei gerade sehr darin vertieft gewesen, eine SMS zu schreiben. Deswegen sprach er sie auch nicht an, sondern stieg einfach die Treppen bis ins oberste Stockwerk hoch. Keiner der Angestellten achtete darauf, ob sie das Hotel durch die Drehtür verließ, da sie vollauf damit beschäftigt waren, nach den Feierlichkeiten des Abends und der Nacht aufzuräumen.
Der Wachmann hatte Sophie als Letzter lebend gesehen. Er hieß Thomas Magnusson, studierte im fünften Semester an der Technischen Hochschule Chalmers und jobbte nebenher als Türsteher im Park Aveny. Irene und Tommy hatten ihn gründlichst unter die Lupe genommen, aber nichts Auffälliges entdecken können, nicht einmal ein Strafmandat wegen Falschparkens. Er war so unbescholten, dass es fast schon wieder verdächtig wirkte. Blond, durchtrainiert und mit ehrlichen blauen Augen saß er Irene gegenüber und wiederholte mit fester Stimme seine Zeugenaussage. Es gab keinen Grund, den Wahrheitsgehalt seiner Äußerungen anzuzweifeln.
Sophie Malmborg war am Freitag, den 24. September 2004, gegen 01.40 Uhr aus dem Park Aveny Hotel verschwunden.
Man hatte herausgefunden, dass sie um 01.38 Uhr eine SMS empfangen hatte. Zwei Minuten später hatte sie eine SMS geschickt. Der Absender der SMS hatte sich ganz in der Nähe des Hotels befunden, konnte jedoch nicht identifiziert werden, da er die Mitteilung von einem Handy mit Prepaid-Karte geschickt hatte. Das war das letzte Lebenszeichen von Sophie.
Drei Wochen lang war sie spurlos verschwunden.
Am Samstag, den 16. Oktober 2004, war im Industriegebiet Högsbo ein Schuppen vollkommen abgebrannt. Einige Tage später fand man in der Ruine eine verkohlte Leiche. Wiederum einige Tage später stellte man fest, dass es sich um den Leichnam von Sophie Malmborg handelte.
Irene hatte den Brandort noch nicht besucht, sondern ihn nur auf Fotos gesehen. Vom Schuppen war sozusagen nichts übrig geblieben.
Sie erhob sich und ging zur Landkarte an der Wand. Der Tatort lag im ältesten Teil des Industriegebietes Högsbo, nicht weit von einem Schießstand entfernt. Hinter dem Schuppen befanden sich keine weiteren Gebäude. Schmale Pfade führten hinauf ins Moorgebiet Axelmossen. Der Schuppen hatte einer Reifenfirma gehört, die schon vor vielen Jahren geschlossen worden war. Ihre Gebäude und der Schuppen sollten abgerissen werden. Die alten Häuser lagen abseits in einer Sackgasse und waren von einem verwilderten Gebüsch aus Birken und Weißdorn umgeben. Das ganze Gelände war von einem Pharmakonzern aufgekauft worden, der noch vor Weihnachten mit dem Bau eines eleganten Bürokomplexes beginnen wollte. Auch alle umliegenden Gebäude standen leer, da sie bald abgerissen werden sollten. Das Gelände war im Grunde genommen gänzlich verwaist.
Sämtliche Gebäude waren durchsucht worden, und obwohl man viele Spuren von ungebetenen, nicht zahlenden Mietern gefunden hatte, gab es keine von Sophie. Rasch hatte die Polizei festgestellt, dass sie in keinem der benachbarten Häuser gefangen gehalten worden war. Ebenfalls
Weitere Kostenlose Bücher