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Feuertaufe

Feuertaufe

Titel: Feuertaufe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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Jagd zu überreden. Würdest du frisches Fleisch essen?«
    »Würde ich.«
    »Und Blut, frisches Blut würdest du trinken?«
    »Blut?« Regis schluckte. »Nein. Was Blut angeht, danke ich. Aber ihr, wenn euch danach ist, tut euch keinen Zwang an.«
    Geralt, Milva und Cahir wahrten tiefes Schweigen.
    »Ich weiß, worum es geht, Rittersporn«, sagte Regis langsam. »Und erlaube, dass ich dich beruhige. Ich bin ein Vampir, ja doch. Aber ich trinke kein Blut.«
    Das Schweigen wurde zu bleierner Stille. Doch Rittersporn wäre nicht er selbst gewesen, wenn er auch geschwiegen hätte.
    »Du hast mich wohl falsch verstanden«, sagte er gespielt lässig. »Ich meine nicht...«
    »Ich trinke kein Blut«, fiel ihm Regis ins Wort. »Seit langem nicht mehr. Ich habe es mir abgewöhnt.«
    »Was heißt >abgewöhnt    »Einfach abgewöhnt.«
    »Wirklich, ich verstehe nicht...«
    »Entschuldige. Das ist eine persönliche Angelegenheit.«
    »Aber...«
    »Rittersporn.« Der Hexer hielt es nicht mehr aus, drehte sich im Sattel um. »Regis hat dir eben gesagt, du sollst ihm nicht auf die Nerven gehen. Er hat es nur höflicher formuliert. Also sei auch höflich und halt endlich die Klappe.«
     
    Die ausgestreute Saat der Unruhe und Unsicherheit keimte jedoch und ging auf. Als sie zum Nachtlager anhielten, war die Atmosphäre noch immer schwer und angespannt, sie besserte sich selbst dann nicht, als Milva an einem Flüsschen eine fette, an die acht Pfund schwere Bernikelgans erlegte, die sie in Lehm einhüllten, brieten und aßen, wobei sie selbst das kleinste Knöchelchen sauber abnagten. Den Hunger hatten sie bezähmt, doch die Unruhe blieb. Trotz den titanischen Anstrengungen Rittersporns kam kein Gespräch in Gang. Die Rede des Dichters wurde zum Monolog, und das derart offensichtlich, dass er es schließlich selbst merkte und den Mund hielt. Die am Lagerfeuer herrschende Totenstille wurde nur noch vom Knistern des trockenen Grases unterbrochen, das die Pferde kauten.
    Trotz der späten Stunde schickte sich niemand an, sich schlafen zu legen. Milva machte in dem übers Feuer gehängten kleinen Kessel Wasser warm und richtete über dem Dampf zerzauste Flugfedern von Pfeilen. Cahir reparierte eine abgerissene Stiefelschnalle. Geralt schnitzte an einem Stöckchen. Und Regis ließ reihum den Blick von einem zum anderen schweifen.
    »Na schön«, sagte er schließlich. »Ich sehe, dass es sich nicht vermeiden lässt. Anscheinend hätte ich euch schon längst gewisse Dinge erklären sollen ...«
    »Niemand verlangt das von dir.« Geralt warf das lange und sorgsam geschnitzte Stöckchen ins Feuer und blickte auf. »Ich brauche deine Erklärungen nicht. Ich bin ein altmodischer Typ, wenn ich jemandem die Hand reiche und ihn als Gefährten akzeptiere, dann bedeutet mir das mehr als ein in Anwesenheit eines Notars unterzeichneter Vertrag.«
    »Ich bin auch altmodisch«, ließ sich Cahir vernehmen, noch immer über den Stiefel gebeugt.
    »Ich kenn keine andren Moden«, sagte Milva trocken und hielt den nächsten Pfeil in den vom Kessel aufsteigenden Dampf.
    »Um das Gerede von Rittersporn brauchst du dich nicht zu kümmern«, fügte der Hexer hinzu. »Der ist nun mal so. Aber dich uns anzuvertrauen oder zu erklären brauchst du nicht. Wir haben uns dir auch nicht anvertraut.«
    »Ich vermute aber« - der Vampir lächelte sacht -, »ihr wollt euch gern anhören, was ich euch erzählen will, obwohl ich es keineswegs muss? Ich habe das Bedürfnis, Leuten gegenüber offen zu sein, denen ich die Hand reiche und die ich als Gefährten akzeptiere.«
    Diesmal gab niemand Antwort.
    »Beginnen muss ich damit«, sagte Regis nach einer Weile, »dass alle Befürchtungen, die mit meinem vampirischen Wesen zusammenhängen könnten, unbegründet sind. Ich werde mich auf niemanden stürzen, mich nicht nachts heranschleichen, um jemandem die Zähne in den Hals zu schlagen. Und das betrifft nicht nur meine Kameraden, zu denen ich ein nicht minder altmodisches Verhältnis habe als die anderen hier anwesenden altmodischen Typen. Ich rühre kein Blut an. Überhaupt nicht, niemals. Ich habe es mir abgewöhnt, als es für mich zum Problem wurde. Zu einem bedrohlichen Problem, das zu lösen mir nicht leichtgefallen ist.
    Das Problem«, fuhr er nach einem Augenblick fort, »ist im Grunde genau so aufgetaucht und hat üble Züge angenommen, wie es im Buche steht. Schon in jungen Jahren habe ich mich... hmm... gern in guter Gesellschaft vergnügt, darin unterschied ich

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