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Feuerteufel: Roman (German Edition)

Feuerteufel: Roman (German Edition)

Titel: Feuerteufel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ninni Schulman
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werden, die Schuldgefühle gegenüber den Eltern, die Resignation, die Sorge vor der Zukunft. Mitten in all dem hatte er mal gedacht, dass diese Art von Monolog nicht gerade eine geniale Aufreißtechnik war, hatte sich aber nicht beherrschen können. Es war etwas an Toruns Art zuzuhören, und »ja« und »hm« und »wie meinst du das?« und »was war dann?« zu sagen, das ihm Geborgenheit gab.
    Christer wusste nicht, wann er das letzte Mal so offen mit jemandem gesprochen hatte. Früher war es manchmal vorgekommen, dass er sich Petra anvertraut hatte, aber das war lange her.
    Arbeit ist nicht alles, hatte Torun gesagt. Es gibt noch andere Sachen im Leben, die wichtig sind. Freunde, Familie, Freizeitinteressen.
    »Mein Vater hat immer gearbeitet, und der hat das ganz schön bereut, als wir dann groß waren und Mama die Scheidung eingereicht hat.«
    Kurz bevor sie das Gespräch beendet hatten, beschlossen sie, sich zu treffen. Bald.
    »Komm doch einfach mal abends vorbei, wenn du Zeit hast«, hatte sie gesagt. »Es gibt auch einen Kaffee.«
    Christer sog die Luft bis tief in die Lungen und lächelte vorsichtig zu den Sternen hinauf. Vielleicht wird es endlich mal geschehen.
    Als er wieder reingehen wollte, waren Sirenen zu hören. Drei Feuerwehrautos mit Blaulicht donnerten über die Bodenwellen auf der Storgatan und verschwanden lärmend über die Brücke.
    Nicht schon wieder, dachte Christer. Nicht schon wieder. Dann holte er das Handy aus der Tasche und wählte die Nummer der Landeskommunikationszentrale.
    Brand in Einfamilienhaus am Björnängsvägen. Notruf um 00:12 eingegangen.
    »Sagt Munther, dass ich hinfahre«, sagte er und lief aus der Wohnung.
    Christer parkte am Björnängsvägen und rannte das letzte Stück. Sowie er den schwarzen Rauch sah, der aus den Fenstern quoll, und das Feuer, das schon das Erdgeschoss eingenommen hatte, begriff er.
    Das dritte Mal. Du verfluchtes Aas!
    Lange Flammen loderten aus den Fenstern, und dicker Rauch wurde stoßweise zum Himmel gepumpt. Christer merkte, wie es anfing, im Hals zu kratzen. Er trat ein paar Meter zurück und hielt sich den Pulloverärmel vor Mund und Nase, aber das half nichts – er bekam einen derart heftigen Hustenanfall, dass er sich zusammenkrümmte.
    Als er wieder Luft geholt hatte, wischte er sich die brennenden und tränenden Augen. Irgendwo im Nebel meinte er Viktor Hed stehen zu sehen, der die restlichen Feuerwehrleute dirigierte. Etwas weiter entfernt stand Jens Sundvall, die Kamera auf das lichterloh brennende Holzhaus gerichtet. Natürlich.
    Dieser Typ war doch immer zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Bestimmt war es nicht leicht, sich als freischaffender Pressefotograf über die Runden zu bringen, aber irgendwann mussten solche Leute doch auch mal schlafen.
    Es fing wieder an, im Hals zu kratzen. Diesmal musste er sich an der Bordsteinkante neben dem Krankenwagen übergeben.
    »Geht’s?«
    Jens Sundvall war zu ihm gekommen. Er hustete auch, und sein Gesicht war schweißnass.
    »Ja, doch«, keuchte Christer, »vergleichsweise gut.«
    Plötzlich explodierte die Fensterscheibe auf der einen Seite. Glassplitter sausten über den Rasen, und einer der Feuerwehrmänner duckte sich und wandte sich ab.
    Pehrsson, las Christer auf dem Briefkasten mit Blumenmuster. Pehrsson. Ja, aber das war doch die Gemeinderätin, die hier wohnte. Maud Pehrsson.
    Die Sanitäter hatten eine Trage ein Stück auf den Rasen gebracht und warteten.
    Ein neuer Hustenanfall kam und schnitt in der Kehle. Als Christer aufschaute, sah er zwei Feuerwehrleute mit Atemschutzgeräten und mit einem Bündel zwischen sich aus der Tür kommen, ein Körper in zerrissener Unterwäsche. Das Haar und der hautfarbene BH brannten immer noch. Jens Sundvall hob seine Kamera, da bemerkte Christer, dass sich das Bündel in den Armen der Feuerwehrmänner bewegte. Trat und sich wand.
    Der wortlose Schrei war das Schrecklichste, was Christer je gehört hatte. Die Stimme, die wieder und wieder erstickte. Das Brüllen nach einem Gott, nach Gnade.
    Und die Stille hinterher. Als der Körper zusammensank und schlapp und unförmig in den Armen der Feuerwehrmänner hing.
    Die Kamera von Jens Sundvall knatterte.
    »Ob das gute Bilder werden?«
    Christer musste das einfach fragen.
    »Wie fühlen Sie sich heute?«
    »Nicht gut.«
    »Nicht gut?«
    »Nein. Es drückt auf der Brust, wenn ich atme. Es ist so dunkel. So verdammt dunkel.«
    »Vielleicht sollten wir die Dosis ein wenig erhöhen.«
    »Von mir aus,

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