Feuerteufel: Roman (German Edition)
fragte er.
«Nein, nein, aber wie gesagt, wir haben nach Ihnen gesucht und …«
»Wo ich war, das ist meine Privatsache. Das werde ich nicht sagen.«
»Okay.«
»Wenn Sie wollen, dass ich es sage, dann will ich wissen, was mir vorgeworfen wird, und dann will ich einen Anwalt.«
Der zurückhaltende, unscheinbare Mann hatte plötzlich etwas sehr Resolutes an sich.
Er steht ja nicht unter Verdacht, dachte Christer, dann ist es wohl egal. Aber er konnte doch nicht umhin, sich zu fragen, was denn so geheim war.
»Jetzt möchte ich aber wirklich meine Schlüssel haben.«
»Die bekommen Sie vorne am Empfang. Und wir meinen, dass Sie woanders wohnen sollten, bis wir diesen Pyromanen gefasst haben. Vielleicht haben Sie einen Freund, bei dem Sie wohnen können, oder Sie mieten sich im Hotel ein. Sie arbeiten doch im Wohnungsamt, vielleicht können Sie sich eine Übergangswohnung organisieren.«
»Das werde ich auf keinen Fall tun.«
Seltsamer Mann, dachte Christer, als Hermansson gegangen war.
Magdalena faltete die Aushänger des Tages auf, klemmte sie im Metallhalter fest und schloss das Schaufenster. »Die Gesundheitsversorgung in Värmland am schlechtesten in ganz Schweden – nur jeder siebte Anruf kommt durch.«
Karlstad war wieder am Zug. Es würde wohl eine Weile dauern, ehe sie wieder einen Aushänger bekam. Was den finnischen Mörder anging, lag sie so weit hinten, dass es völlig sinnlos erschien, es mit Saxberg aufnehmen zu wollen.
Ihre eigenen Aushänger bewahrte Magdalena in einem Umschlag in der Schreibtischschublade auf, warum, wusste sie selbst nicht genau. Man sagte ja, Journalist zu sein wäre, als würde man in Sand schreiben, und die Aushänger waren wenigstens ein Beweis, dass sie etwas geleistet hatte.
Wenn sie mal starb, würde Nils diesen Umschlag in irgendeinem Keller finden und sich fragen, was um Himmels willen er mit Mamas alten Aushängern machen sollte – wegwerfen oder für die Enkelkinder aufheben?
Magdalena trat vom Schaufenster zurück.
»Wie geht’s?«, fragte Barbro hinter dem Empfangstresen.
»Ich bin einfach ein bisschen müde, hab die letzten Nächte so schlecht geschlafen.«
»Ja, ich konnte auch nicht einschlafen. Man liegt da und denkt, dass es anfangen könnte zu brennen, und horcht auf jedes Geräusch. Heute Nacht habe ich mir eingebildet, ich würde Sirenen hören, aber das war sicher nur in meinem Kopf. Vielleicht werde ich schon langsam verrückt.«
Barbro fingerte an der Perlenhalskette herum. Sie sah auch mitgenommen aus. Die gefärbten Haare hatten nicht denselben Glanz wie noch im Frühjahr.
»Wahrscheinlich werden wir alle verrückt, wenn das so weitergeht«, sagt Magdalena.
Sie ging in ihr Zimmer, hatte aber keine Ruhe, sich hinzusetzen. Stattdessen ging sie zum Hängeregister und blätterte aufs Geratewohl in den Mappen, rückte die Gardine zurück und warf ein paar alte Umschläge fort, die auf dem Kameraregal gelandet waren. Dann brachte sie zwei schmutzige Tassen in die Teeküche.
Als das Handy klingelte, rannte sie zum Schreibtisch.
Magdalenas Mund wurde trocken, als sie Petters Nummer auf dem Display sah. Obwohl sie so sehr auf den Anruf gewartet hatte, wagte sie zunächst nicht, sich zu melden, doch kurz bevor sich die Mailbox einschaltete, nahm sie ab.
»Endlich«, sagte sie.
Petter reagierte verwirrt.
»Ja, ich habe gesehen, dass du angerufen hast«, sagte er, »aber ich war nicht in Stimmung zu reden.«
Seine Stimme klang so sachlich auf null gestellt, dass sie erstarrte. Magdalena sah Barbro durch die Glasscheibe, die immer noch an ihrer Kette spielte und gleichzeitig die Ohren aufzusperren schien.
»Ich wollte dir wirklich nicht wehtun, indem ich nichts erzählt habe. Das wollte ich wirklich nicht«, beteuerte sie und ging aus dem Zimmer.
Ihre Stimme überschlug sich, obwohl sie sich bemühte, ruhig zu klingen.
»Verstehst du denn nicht, dass ich mich frage, was hier eigentlich abgeht?«, fragte Petter. »Davon haben wir doch schließlich geträumt, oder? Und seit dem Frühjahr möchte ich, dass wir zusammenziehen, aber sowie ich anfange, davon zu reden, weichst du mir aus. Und jetzt fängst du plötzlich an, von Stockholm zu sprechen und dass hier ja nicht alles perfekt ist, und wenn ich frage, was du meinst, verschwindest du in dir selbst. Möglicherweise weißt du selbst genau, was da drinnen vor sich geht, aber draußen zu stehen und begreifen zu wollen, was los ist, das ist scheußlich.«
Magdalena ging aus der Redaktion,
Weitere Kostenlose Bücher