Feuerteufel: Roman (German Edition)
zu legen und sie zu sich zu ziehen. Die Wunde auf der Nase brannte ein wenig, aber das war egal.
Das Lächeln, das er erntete, ging wieder direkt in den Bauch.
»Ich ruf dich an«, sagte er. »Danke fürs Bringen. Und für das Wochenende.«
»Danke dir.«
Christer machte die Autotür auf, kam aber nicht weit. Dass es so schwer sein konnte, sich zu trennen. Offensichtlich genügte es nicht, sich von ihr zur Arbeit fahren zu lassen, nachdem er zu Hause gewesen war und frische Kleider geholt hatte.
»Bis bald, dann«, sagte er. »Und fahr vorsichtig.«
Widerwillig kletterte er aus dem Auto. Er blieb auf dem Bürgersteig stehen und sah sie davonfahren, dann ging er über die Straße und in die Polizeistation.
Munthers Laune schien sich zu halten. Er kam direkt auf ihn zu, die Haare zerzaust und die Lesebrille auf der Stirn.
»Gunde und Doris haben auch eine Nachricht bekommen«, sagte er. »Auf ihre Treppe gesprayt.«
Christer traute seinen Ohren kaum.
»Welche Treppe?«
»Die Treppe hinter der Kaffestugan. Jemand hat genau dieselben Worte mit weißer Farbe dorthin gemalt.«
»Das kann ja wohl nicht wahr sein. Und was machen wir jetzt? Bin ich eigentlich ganz allein hier?«
Christer sah sich um, überall war es still.
»Folke kommt noch, aber Petra darf heute zu Hause bleiben. Sie war gestern hier.«
Munther ging ins Konferenzzimmer zur Teeküche und goss sich einen Kaffee ein. Da er offensichtlich frisch gebrüht war, nahm Christer sich auch einen.
»Du kannst die Nachbarn in der Kyrkogatan befragen, da sind doch oben in den Bürohäusern auch Wohnungen, oder?«
Christer nickte. Klar. Heute würde er einfach alles machen können.
»Und dann müssen wir das Rätsel mit diesem Text knacken«, fuhr Munther fort. »Du hörst nicht, wenn ich aufhöre zu weinen.«
Als ob sie das noch nicht versucht hätten. Und gerade das schien so gut wie hoffnungslos.
Magdalena fühlte sich nachgerade fiebrig, als sie den Text über die Botschaft auf der Treppe herunterschrieb. Es machte richtig Spaß, wieder zu schreiben. Endlich.
Petter war nach Hause gefahren, und Nils badete. Sie hörte sein Planschen und Reden durch die offene Badezimmertür.
Als sie fertig war, verschob sie den Artikel in den Nachrichtenkorb und klappte den Laptop zu. Dann ging sie zum Fenster und sah hinaus.
Da draußen im Garten konnte man sich ganz leicht verstecken. Der Ahorn, der Schuppen, die Himbeerhecke. Die Schatten krochen aus den Büschen und breiteten sich über den Rasen aus.
Nicht so denken.
Sie erinnerte sich an das Geräusch von splitterndem Glas, die Splitter von der Verandatür, die über den ganzen Wohnzimmerboden spritzten.
Nein, nicht denken.
»Ich will raus!«, rief Nils.
Magdalena schüttelte den Kopf und kehrte in die Wirklichkeit zurück. Die Polizei würde den Brandstifter bald fassen, und dann würden sie endlich aufatmen können.
16
Nils ließ Magdalenas Hand los, als sie am Montagmorgen die Schule betraten. Die Eingangshalle war voller Schüler, und ein schwacher Duft von brauner Soße veranlasste sie, durch den Mund zu atmen, bis sie im Flur von Nils’ Klasse waren. Dort herrschte stattdessen der Geruch von Putzmittel, der an andere Schulmorgen in einer anderen Zeit erinnerte.
Die schlafwandlerische Morgenroutine, die das fortgeschrittene Schuljahr kennzeichnet, schien sich noch nicht eingestellt zu haben. Über allem lag immer noch eine Atmosphäre des Neuen, helle Schuhe leuchteten noch sauber, und Schultaschen wurden mit ungeübten, stolzgeschwellten Bewegungen geöffnet.
Niemand nahm Notiz von Nils, als er zu seinem Haken ging, den Rucksack ablegte und die Schuhe auszog. Alle Kinder schienen mit sich selbst beschäftigt zu sein, suchten ihre Hausschuhe oder holten Obst und Schulbücher heraus.
Heute suchte Magdalena mit ganz anderem Blick die Schüler ab, versuchte, Blicke und Gesten zu deuten. Was lief eigentlich in dieser Gruppe?
»Dann haben Sie den Rucksack also doch noch gefunden!«
Magdalena war so mit ihrer Studie beschäftigt gewesen, dass sie Ika, die über den Flur kam, gar nicht bemerkt hatte. Die Lehrerin hatte ein Schlüsselbund in der einen Hand und hielt mit der anderen einen Aktenordner vor der Brust.
»Doch, das haben wir.«
»Wie schön«, meinte Ika und wollte schon weitergehen, aber Magdalena nahm sie fester als eigentlich beabsichtigt am Arm.
»Ich würde gern kurz mit Ihnen sprechen. Unter vier Augen.«
Ika hob die Hand mit dem Schlüsselbund und sah auf die Uhr.
»Wir
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