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Feuerteufel: Roman (German Edition)

Feuerteufel: Roman (German Edition)

Titel: Feuerteufel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ninni Schulman
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und seine Lippen auf ihre drücken wollen. Riechen. Schmecken.
    »Du bist so toll«, sagte sie.
    »Ich finde, du bist toll. Sehr sogar.«
    »Ich bin gern mit dir zusammen.«
    Und dann sah er, wie sie ihre Hand hob und auf seine legte. Eine heiße Welle rollte durch den Arm und das Rückgrat entlang. Vorsichtig drehte er die Handfläche nach oben und schloss die Finger um ihre.
    »Ich bin auch gern mit dir zusammen«, sagte er.
    Ihre Hände lebten jetzt ein Eigenleben, öffneten sich, schlossen sich, rollten herum. Fingerspitzen über Knöchel, Nägel, die leicht kratzten. Ein Tanz.
    »Hast du gesehen«, flüsterte sie, »wie schön.«
    Ihre Hände spielten weiter ihr sanftes Spiel.
    »Glaubst du, dass man jetzt die Zeit anhalten kann?«, fragte Torun.
    »Nicht so ganz richtig wirklich.«
    Dann beugte sich Christer vor und küsste sie.
    Aber jetzt vielleicht.
    Magdalena wachte mitten in der Nacht auf, sie musste aufs Klo und war verwirrt. Sie hatte etwas geträumt, und es lag immer noch ein Gefühl der Atemnot auf ihrer Brust und drückte auf die Rippen. Sie setzte sich hoch und sah Petter an, der mit leicht geöffnetem Mund und zurückgelegtem Kopf dalag. Die Kehle entblößt.
    Vorsichtig wickelte sie sich eine von seinen Locken um den Zeigefinger. Dann schlich sie in Unterhose und T-Shirt zur Toilettentür, ohne Licht zu machen. Was hatte sie eigentlich geträumt? Erst als sie auf der Toilette festgestellt hatte, dass immer noch kein Blut gekommen war, verschwand das unangenehme Gefühl.
    Als Magdalena ins Bett zurückkehrte, zeigte der Radiowecker 03:03. In der Nacht davor war es 03:17 gewesen. Offensichtlich war es ganz normal, jede Nacht mehrmals aufs Klo zu rennen, aber sie konnte sich nicht erinnern, dass es das letzte Mal auch so gewesen war.
    Sie erinnerte sich an fast gar nichts.
    Magdalena drehte das Kissen um, legte sich hin und zog die Decke bis unter die Nase. Nur Petters Atemzüge und das Rascheln der Decke, als sie eine bequeme Stellung suchte, waren zu hören.
    Hatte der Traum etwas mit Scham zu tun gehabt? Oder mit Schuld? Inzwischen konnte sie sich nicht mehr an das Gefühl erinnern, sondern nur noch an die Intensität. Vielleicht sollte sie zum Psychologen gehen, das hatte Ann-Sofie auch gesagt. Vielleicht war es an der Zeit, das alles jetzt mal zu bearbeiten.
    Die Gedanken kreisten.
    Du hörst nicht, wenn ich aufhöre zu weinen. Was bedeutet das? Es gibt aber auch Dinge, die die Politikerverachtung noch steigern. Jetzt muss ich schlafen. Geht es um eine neue Bestandsaufnahme? Muss schlafen! Wie viel Jens wohl für die Bilder in den Abendzeitungen kriegt? Das wird schon ordentlich was sein. Du hörst nicht, wenn ich aufhöre zu weinen. Es wird immer schlimmer in dieser Stadt mit den Vandalen. Und die Polizei unternimmt rein gar nichts. Es lohnt sich kaum, so etwas anzuzeigen, das führt doch zu nichts.
    Magdalena schlug die Augen auf und starrte in die Dunkelheit.
    Es wird immer schlimmer in dieser Stadt mit den Vandalen. Klar und deutlich hörte sie Gundes Stimme in ihrem Kopf.
    Gekritzel. Nein, das ist zu unwahrscheinlich, versuchte sie sich einzureden.
    Aber trotzdem. Das musste sie überprüfen.

15
    Magdalena parkte vor dem Optiker auf der Kyrkogatan und widerstand der Versuchung, über die sonntäglich still daliegende Straße zur Kaffestugan zu rennen. So eilig ist es nun auch wieder nicht, sagte sie sich. Wahrscheinlich ist es überhaupt nicht eilig, und es ist nur meine Fantasie, die mit mir durchgeht.
    Die Blumen lagen immer noch, inzwischen vertrocknet, auf der Treppe zum Café.
    Magdalena legte die Hände um die Augen und schaute durch die Glasscheibe in der Tür. Alles war dunkel und still. Dann ging sie um die Hausecke, bemerkte ein paar schwarz gesprayte Schimpfworte zwischen den Kellerfenstern und ging weiter in den Schatten auf dem Hof.
    Dort, an der Treppe zur Hintertür, entdeckte sie es. »Du hörst nicht, wenn ich aufhöre zu weinen.« Der Text war in weißen Versalien auf die Vorderseite jeder Treppenstufe geschrieben, so als wären es Linien in einem Notizblock.
    Magdalena sah sich um. Das Spätsommergrün stand wie eine Wand um den kleinen Hinterhof. Hier kamen nur die Leute vorbei, die in der Konditorei arbeiteten oder etwas lieferten.
    Nein, das hier war wirklich kein dummes Gekritzel, kein Vandalismus aus Spaß. Das hier war eine Mitteilung. Eine persönliche Nachricht an Gunde und Doris.
    Es rauschte in ihren Ohren, als sie das Handy aus der Tasche fischte und die Nummer

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