Feuerteufel: Roman (German Edition)
fangen gleich an.«
»Es ist wichtig«, insistierte Magdalena.
Ika schloss die Tür zum Klassenzimmer auf und machte sie weit auf.
»Wie gesagt, wir fangen in ein paar Minuten an«, sagte sie und lächelte höflich, »aber wir können uns kurz dort in den Raum setzen.«
»Ich versichere Ihnen, dass ich darauf achten werde«, sagte Ika und legte den Kopf ein wenig schief.
»Das ist gut«, sagte Magdalena.
Sie versuchte, echtes Engagement und eine gewisse Zuversicht in den Worten der Lehrerin zu entdecken. Doch das gelang ihr nicht. Als Ika den Aktenordner wieder aufnahm, ignorierte Magdalena diesen Hinweis darauf, dass das Gespräch beendet sei, und redete weiter:
»Nils hatte es im Frühjahr nicht ganz einfach. Er ist neu hier in der Stadt und ein sehr ruhiger und empfindsamer Junge.«
»Ich denke, Sie sollten die Sache jetzt nicht zu hoch hängen«, erwiderte Ika pädagogisch. »Das Schuljahr hat eben erst begonnen, und die Kinder sind noch im Begriff, sich kennenzulernen. Da kommt es leicht zu Reibereien.«
Sie nahm den Ordner auf den Schoß und stellte ihn hochkant.
»Reibereien?«, fragte Magdalena. »Den Rucksack von jemandem zu klauen ist doch wohl keine kleine Reiberei!«
»Wir wissen aber ja auch nicht, was vorher passiert ist, nicht wahr?«
Magdalena fühlte sich derart provoziert, dass es ihr vor den Augen flimmerte.
»Soll das heißen, dass Nils sich das auf irgendeine Weise selbst zuzuschreiben hat, meinen Sie das? Ist das also etwas, was man akzeptieren sollte?«
»Das habe ich nicht gesagt.«
»Nein, das haben Sie vielleicht nicht gesagt, aber es scheint doch genau das zu sein, was Sie meinen.«
Magdalena zeigte mit dem Finger auf Ika, um die letzten Worte zu unterstreichen.
»Ich meine nur, dass Jungs eben Jungs sind«, sagte Ika und hielt sich den Ordner vor die Brust. »Manchmal explodiert es, aber genauso schnell ist es auch wieder vorüber. Wir sollten da nicht zu viel hineininterpretieren, denn nur zu leicht überträgt man als Eltern seine Ängste auf die Kinder.«
»Wenn Nils sich auch nur im Geringsten dumm gegenüber jemand anderem verhält, dann möchte ich, dass Sie mir das sofort sagen. Und wenn so etwas wieder vorkommt, dann gehe ich zum Rektor, das sage ich Ihnen.«
Magdalena stand auf und verließ das Zimmer, ohne sich um den erschrockenen Blick von Ika zu scheren.
Als Magdalena ins Büro kam, hatte Barbro schon den Aushänger des Tages ins Schaufenster gehängt. Sehr hübsch.
»Was für ein Scoop«, sagte Barbro und sah von der Zeitung auf. Trotz der Hitze hatte sie die lachsrosafarbene Bluse bis oben zugeknöpft. »Du hättest Polizistin werden sollen.«
Magdalena lächelte.
»Das ist nett, aber ich glaube, das ist nicht so eine gute Idee.«
Barbro las weiter und runzelte die Stirn.
»›Du hörst nicht, wenn ich aufhöre zu weinen‹. Das klingt so traurig.«
»Ja, wirklich.«
Als das Telefon auf dem Schreibtisch klingelte, lief Magdalena schnell in ihr Zimmer.
»Fantastisch, Hansson!«, rief Bertilsson, »einfach fantastisch!«
Zum ersten Mal seit langer Zeit konnte Magdalena das Lob auch wirklich annehmen. Die Worte auf der Treppe hatte sie definitiv als Einzige gesehen.
Christer saß mit seiner Kaffeetasse am Konferenztisch und sah sich um. Wenn er die Augen schloss, konnte er immer noch den Duft von Toruns Shampoo erahnen. Ihm gegenüber saß Urban über das Värmlandsbladet gebeugt.
»Guten Morgen«, sagte Christer.
Er muss fröhlich geklungen haben, denn Petra sah ihn fast erstaunt an. Er widerstand dem Reflex, ihr zuzuzwinkern.
»Guten Morgen. Wie geht’s?«
»Super.«
Mehr konnte er nicht sagen, denn dann betrat Munther den Raum und nahm den Platz vor dem Whiteboard ein. Jetzt stand in allen Spalten »Du hörst nicht, wenn ich aufhöre zu weinen«.
»Das gefällt mir alles gar nicht«, knurrte Urban.
Er faltete die Zeitung zusammen und legte sie weg.
»Was gefällt dir nicht?«, fragte Munther.
Urban zeigte auf die Tafel.
»Die Privatermittlungen, oder wie man das jetzt nennen will, von Magdalena Hansson. Sie rennt vorneweg, und wir versuchen, so gut es geht hinterherzukommen.«
Munther setzte sich und legte die Unterarme auf den Tisch.
»Natürlich ist das keine wünschenswerte Situation«, gab er zu. »Aber es ist eine interessante Spur, und …«
»Ich habe das schon mal gesagt«, unterbrach ihn Urban, »und ich sage es gern noch einmal: Woher wissen wir, dass sie nicht an der Nase herumgeführt wird? Sich diese Postkarte an
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