Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feuerteufel: Roman (German Edition)

Feuerteufel: Roman (German Edition)

Titel: Feuerteufel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ninni Schulman
Vom Netzwerk:
stand widerwillig vom Computer auf. Als sie nachgesehen hatte, dass es Petter war, ließ sie es klingeln.
    Ich kann grad nicht reden, nicht jetzt. Verzeih.
    Gunde setzte sich auf die Bettkante und stellte das Wasserglas auf den Nachttisch. Hoffentlich halfen die Schlaftabletten. Er fürchtete sich vor Medikamenten, aber Doris hatte doch recht. So konnte es nicht weitergehen.
    Er war nicht ihrer Meinung, dass der Schlafmangel seine Persönlichkeit verändert hatte, doch er wusste, dass er schlechtere Laune hatte und wütender geworden war als sonst. Die Müdigkeit machte es ihm unmöglich, sich zu konzentrieren, was ihm wiederum Stress bereitete, wenn er Fehler machte. Es war, als würde er sich in einer Abwärtsspirale befinden, die direkt in einen verschrobenen Albtraum führte.
    Er hörte Doris mit ihrer Zeitung rascheln und ahnte, wie sie ihn über die Lesebrille hinweg ansah. Die Sorge.
    Gunde drückte die längliche Tablette aus dem Blister und betrachtete sie auf seiner Handfläche.
    Wie lange ging das jetzt eigentlich schon so? Gunde wusste es nicht, nur, dass in den letzten Wochen alles eskaliert war. Die Verfolgungen, ja, er fühlte sich verfolgt, hatten so etwas Geplantes bekommen, so verstiegen und ekelhaft.
    Inzwischen sah er sich immer um, wenn er von der Kaffestugan wegfuhr.
    »Ich finde, du solltest noch einmal mit Magdalena sprechen und ihr alles von Anfang bis Ende erzählen«, sagte Doris. »Zeig ihr die Bilder und die Anzeigen, die du bei der Polizei abgegeben hast.«
    »Ja, vielleicht mache ich das.«
    Natürlich hatte sie recht. Das Problem war nur, dass er nicht mehr konnte. Er vermochte nicht einmal mehr daran zu glauben, dass es besser werden konnte. Wahrscheinlich würde er nur wie ein verbitterter alter Sack dastehen, was er vielleicht ja auch war. Aber vor allen Dingen hatte er Angst.
    »Du hast doch die Tür abgeschlossen?«, fragte er.
    »Ja, natürlich habe ich das.«
    Gunde steckte die Tablette in den Mund und nahm einen Schluck Wasser. Dann trat er ans Fenster. Er musste noch mal raussehen, sicherheitshalber.
    »Jetzt komm schon«, sagte Doris.
    »Gleich. ich will nur …«
    Er zog das Rollo halb hoch und spähte in den Garten. Das Licht der Straßenlaterne warf einen weißen, kalten Schein über den Rasen, aber hinten bei den Beerensträuchern war es finster.
    Er stellte sich näher an die Scheibe, um nicht nur sein eigenes Spiegelbild zu sehen, und hielt die Hände über die Augen.
    Da stand jemand! Eine dunkle Gestalt zwischen Himbeerhecke und Ahorn.
    Es war, als würde ihm der Boden unter den Füßen weggezogen. Die ganze Welt versank. Er stützte sich am Fensterbrett ab und fühlte die Kühle unter den Händen. Er hörte Doris schnell aus dem Bett steigen.
    »Da!«, sagte er und zeigte. »Siehst du?«
    Doris sah in den schummerigen Abend. Ihr Atem ließ die Scheibe beschlagen.
    »Ich sehe nichts, Gunde.«
    »Aber da. Bei der Himbeerhecke.«
    »Das ist nur ein Schatten«, sagte sie. »Ich schwöre dir, da ist niemand.«
    Sie streichelte seinen Arm und zog entschlossen das Rollo wieder herunter.
    »Jetzt gehen wir schlafen.«
    Sah er jetzt schon Gespenster? Widerwillig kroch Gunde ins Bett und zog die Decke bis zum Kinn. Wo sollte das enden?
    Doris legte ihre Zeitung weg, klappte die Lesebrille zusammen und löschte das Licht.
    »Dann mal gute Nacht.«
    »Gute Nacht.«
    Die Müdigkeit kam wie eine Schwere, wie eine warme zweite Decke. Eine Befreiung.
    »Wie ist es mit der Angst?«
    »Geht so.«
    »Haben Sie das mit dem Atmen im Viereck probiert?«
    »Ja.«
    »Und wie fühlte sich das für Sie an?«
    »Das fühlte sich ungefähr ebenso logisch an, wie sich hinzusetzen und zu meditieren, wenn man gerade von einem Löwen angefallen wird. Und es hat ungefähr genauso viel geholfen.«
    »Nicht gut, mit anderen Worten.«
    »Nein, nicht sonderlich gut.«
    »Helfen die Tabletten, wenn Sie die Dosis erhöhen?«
    »Ja, ein wenig.«
    »Es scheint Ihnen heute nicht sonderlich gut zu gehen.«
    »Nein. Das Reden ist anstrengend.«
    »Ist etwas Besonderes geschehen?«
    »Nein. Alles wie immer.«
    »Was sind das für Flecken da in Ihrer Handfläche?«
    »Nichts. Einfach Wunden.«
    »Ich möchte, dass Sie mir erzählen, wie Sie die bekommen haben.«
    »Es sind Brandwunden.«
    »Die Sie sich selbst zugefügt haben?«
    »Ja.«
    »Und wie?«
    »Mit einem Feuerzeug.«
    »Wie fühlt es sich an, wenn Sie das tun?«
    »Es tut weh. Aber es ist auch schön.«
    »Das sieht entzündet aus. Ich denke, Sie

Weitere Kostenlose Bücher