Feuerteufel: Roman (German Edition)
halb voll.
»Petter ist super«, sagte Gunvor. »Ganz großartig.«
Vielleicht bemerkte sie seine Reaktion, denn sie fügte schnell hinzu:
»Du hast schließlich so viel zu tun im Moment.«
Bengt sah aus, als wolle er etwas sagen, konnte aber die Worte nicht finden. Frustriert fuhr er sich mit der gesunden Hand übers Gesicht.
»Na, wir müssen mal sehen, wie lange wir es noch schaffen«, sagte Gunvor. »Jetzt ist es erst mal so, wie es ist.«
Christer nahm sich noch ein paar Scheiben Rote Bete.
»Ihr müsst schon nicht umziehen«, sagte er. »Ich werde versuchen, etwas mehr zu helfen.«
»Ja, das glaube ich bestimmt. Ich weiß doch, dass du tust, was du kannst. Aber dann sind da auch noch die Treppen. Das ist so unpraktisch. Wir hätten das Bad renovieren lassen sollen, als wir noch die Kraft dazu hatten. Aber man weiß ja vorher nicht, was alles passiert.«
Die Gehirnblutung war völlig ohne Vorwarnung gekommen und sehr stark gewesen. In der ersten Aprilwoche hatte niemand geglaubt, dass Bengt überleben würde. Seinen Vater, seinen großen, starken Papa, völlig hilflos in einem Krankenhausbett liegen zu sehen hatte sein Dasein auf den Kopf gestellt. Doch nicht einmal da hatte Christer ihm verzeihen können, er kam einfach nicht über das hinweg, was er im Winter erfahren hatte. Die Frauen, zu denen Bengt gegangen war, die Frauen, für die er bezahlt hatte. Eines Abends, als sie im Krankenzimmer allein gewesen waren, hatte Bengt ihn lange angesehen und wortlos nach einer Versöhnung gesucht. Am Ende war die Situation so unangenehm geworden, dass Christer aufgestanden und gegangen war.
Dass es so schwer sein konnte.
»Helfen denn die Übungen nicht, Papa?«
»Es geht … so langsam bloß.«
»Die Krankengymnastin kommt immer noch jeden Tag, und natürlich wird es besser. Aber, na ja …«
Gunvor sprach den Satz nicht zu Ende, sondern sah zum Himmel. Als Christer merkte, dass ihr die Tränen in den Augen standen, sah er weg.
»Zu schade, dass du das Haus nicht übernehmen kannst«, sagte sie dann. »Also, du könntest ja schon, aber es wäre wahrscheinlich etwas groß für dich.«
Für dich, der du allein bist, meinte sie natürlich. Offensichtlich hatte sie die Hoffnung aufgegeben.
Früher hatte sie manchmal gefragt, ob er ein nettes Mädchen kennengelernt hatte. Am Ende hatte er sich kaum mehr getraut, einen Mädchennamen zu sagen, aus Angst, dass sie sich dann alles Mögliche ausmalen würde.
Inzwischen war es schon einige Jahre her, dass sie so geradeheraus gefragt hatte. Aber als Tina ein Kind bekam, hatte er Gunvor mehrmals sagen hören, wie schade es doch sei, dass sie so weit weg wohnten, und wie nett es wäre, Enkelkinder in der Nähe zu haben.
Manchmal hatte er das Gefühl, mitten auf der Stirn einen Stempel zu tragen, auf dem in roten Buchstaben »nicht vermittelbar« stand. Wie sehr er sich auch bemühte, konnte er ihn nicht abwischen.
Doch jetzt sah er ein Paar braune Augen vor sich, die ihn da auf der Tanzfläche angestrahlt hatten.
Mama würde an Torun Gefallen finden.
Er legte das Besteck auf den Teller und dankte für das Essen.
»Lass nur, ich nehme es gleich mit«, sagte Gunvor. »Die Heckenschere steht wie immer am selben Platz.«
Ihre Hände zitterten, als Magdalena die Tasche aufmachte und die Packung mit dem Schwangerschaftstest herausholte. Sie überflog die Gebrauchsanweisung. Da schien sich nicht viel geändert haben. Auf das Stäbchen pinkeln, fünf Minuten warten. Neu war nur, dass sie jetzt nach einem blauen Pluszeichen suchen sollte, nicht mehr nach zwei blauen Strichen in verschiedenen Kästchen.
Magdalena zog die Hose herunter, nahm den Deckel von dem Stäbchen und versuchte, es in der richtigen Position zu halten.
Plötzlich schien es unmöglich, auch nur den kleinsten Tropfen Urin herauszupressen. Um sich selbst zu betrügen, drehte sie den Wasserhahn auf, das funktionierte immer. Am Ende fühlte sie einen dünnen Strahl.
Dann steckte sie den Verschluss wieder auf, legte das Stäbchen auf den Waschbeckenrand und wusch sich die Hände. Inzwischen zitterte sie am ganzen Leib, und obwohl sie schwitzte, waren ihre Hände doch eiskalt. Nachdem sie sich auf die Klobrille gesetzt hatte, sah sie erst einmal auf die Uhr, dann schob sie die Hände zwischen die Oberschenkel, um sie zu wärmen.
Ganz gleich, was war, musste sie doch auf das Schlimmste gefasst sein. Sie durfte nichts als selbstverständlich ansehen. Stechend war der Schmerz damals, sodass ihr schwarz
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