Feuerteufel: Roman (German Edition)
vor Augen wurde und sie kaum noch bei Bewusstsein gewesen war, als sie in Karlstad im Krankenhaus angekommen waren. Sie erinnerte sich nur vage an Leuchtstoffröhren in langen Fluren, Fahrstühlen die nach Desinfektionsmittel stanken, und an das Klappern des Krankenhausbetts, als es über die Schwellen rumpelte. Petter war da gewesen. Die ganze Zeit. Er hatte ihre Hände gehalten, geflüstert und ihr vorgesummt. Sie wusste nicht richtig, wann er verschwunden war. Oder war sie verschwunden?
Nach zwei Minuten beugte sie sich verstohlen übers Waschbecken. Das Pluszeichen war hellblau. Magdalena blinzelte ein paarmal, dann nahm sie das Stäbchen und drehte es in verschiedene Richtungen, als ob sie fürchtete, das alles wäre eine optische Täuschung. Aber das Pluszeichen war immer klar zu sehen. Plötzlich war ihr, als befände sie sich unter Wasser und das Einzige, was sie hörte, war ihr Herzschlag.
Ich hätte mehr Tests kaufen sollen. Das hier kann ich nicht glauben.
Tindra lag auf dem Rücken und schlief mit offenem Mund, die Hände über dem Kopf. Die Flanelldecke mit den Clowns hob und senkte sich mit jedem Atemzug.
Sie war schon beim zweiten Durchgang von »Als die Trollmutter die elf kleinen Trolle ins Bett gebracht hatte« eingeschlafen, aber Kjell-Ove war auf ihrer Bettkante sitzen geblieben. Im Wohnzimmer lief der Fernseher. Irgendwo draußen bellte ein Hund.
Tindra bewegte sich ein wenig, lächelte plötzlich und ließ ein gluckerndes kleines Lachen hören. Kjell-Ove lächelte ebenfalls – was sie da in ihrer Traumwelt wohl sah? Das Lächeln ruhte noch lange auf Tindras Gesicht, und normalerweise hätte er die Tür aufgemacht und Cecilia geholt, um ihr das zu zeigen und den Moment mit ihr zu teilen.
Doch diesmal wollte er einfach nur allein sein.
Kjell-Ove nahm seinen Geldbeutel aus der Hosentasche und holte aus dem Geldscheinfach die Todesanzeige von Mirjam, die er aus der Zeitung ausgerissen hatte. Vorsichtig fuhr er mit den Fingern an den unebenen Kanten entlang und las noch einmal den Text.
Wie sollte er es mit der Beerdigung halten? Natürlich könnte er hingehen, schließlich waren sie Kollegen gewesen, aber würde er das durchstehen? Würde er sich beherrschen können? Er war keiner, der weinte, wenn andere zusahen.
Auf jeden Fall könnte er einen Kranz schicken. Mit gelben Rosen, wie jene, die sie an der Südwand im Garten gehabt hatte. In Liebe, dein … Nein, das ging natürlich nicht.
Er hatte noch etwas Geld vom Handwerkermarkt. Das konnte er nehmen, dann würde sich Cecilia nicht über irgendwelche Abbuchungen von ihrem gemeinsamen Konto wundern.
Ruhe in Frieden. Das klang gut.
Magdalena ließ sich am Küchentisch nieder und klappte den Laptop auf. Sowie er zum Leben erwacht war, tippte sie das Wort »Schwangerschaftskalender« bei Google ein.
Auf der Seite der zentralen Gesundheitsversorgung fanden ihre Finger schnell, was sie suchten, und füllten das Datum für den ersten Tag der letzten Periode ein: 26. Juni. Dann drückte sie den Button zum Ausrechnen.
»Schwanger in der 7. Woche«, tauchte auf dem Schirm auf, zusammen mit der Zeichnung eines rosafarbenen Embryos.
»Der Embryo kann sich jetzt etwas bewegen. Er wächst schnell. Die Augen können als Vertiefungen wahrgenommen werden. Hände und Füße sehen aus wie kleine Paddel. Das Herz schlägt, und rechte und linke Kammer bilden sich aus. Das Blut strömt zwischen den vier Herzkammern. Länge von Kopf bis Steiß dreizehn Millimeter.«
Magdalena maß zwischen Daumen und Zeigefinger, was ungefähr dreizehn Millimeter waren, und versuchte, sich das winzig kleine Herz vorzustellen.
Dann wurde ihr Blick von einer Rubrik in der linken Spalte angezogen, die sie die ganze Zeit zu meiden versucht hatte. Fehlgeburt. Ohne Vorwarnung klickte sich der Zeigefinger ein.
»Als Fehlgeburt bezeichnet man es, wenn eine Schwangerschaft von sich aus vor dem Ende der 22. Woche beendet wird. Eine Fehlgeburt beginnt oft mit Schmerzen und/oder Blutungen. Nehmen Sie Kontakt mit der Gesundheitszentrale auf, wenn Sie schwanger sind und eine Blutung oder Magenschmerzen unbekannter Ursache bekommen. Ungefähr 10–20 Prozent aller Schwangerschaften, die von der Müttergesundheitszentrale registriert werden, enden mit einer Fehlgeburt. Je älter die schwangere Frau ist, desto größer ist das Risiko.«
Wagten sie, das Risiko noch einmal einzugehen? Würde ihre Beziehung das aushalten?
Draußen im Flur klingelte das Handy in der Tasche, und sie
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