Feuerteufel: Roman (German Edition)
Paket Ibuprofen und eine Flasche Balsam. Als Ablenkung.
Als ob die Kassiererin den Test nicht trotzdem sehen würde. Und als ob sie sich überhaupt darum scheren würde.
Mit Schrecken erinnerte sich Magdalena an die Zeit, als sie ständig Schwangerschaftstests gekauft hatte und in die Apotheke gerannt war, kaum dass die Periode zwei Tage drüber war. Am Ende hatte sie alle geheim gehalten, hatte Ludvig nichts davon erzählt, weder von der kleinen Hoffnung vorher noch von der Enttäuschung hinterher, sondern hatte nur die benutzten Stäbchen in Toilettenpapier eingewickelt und ganz unten im Mülleimer versteckt. Irgendwie war es leichter gewesen, allein zu trauern.
Ein einziges Mal hatte Magdalena zwei blaue Striche auf einem Stäbchen gesehen. Ein Mal, vor sehr langer Zeit. Petter hatte sie in den Arm genommen und wieder und wieder herumgewirbelt, wie in einem Film, und am Abend hatten sie zusammen im Bett gelegen und sich gekabbelt, wie das Kind heißen sollte. Nova, was ihr Vorschlag gewesen war, hatte er nicht gut gefunden. »Das klingt wie eine Raumstation.« Linnea fand er, nach seiner Oma, aber weil Magdalena eine fiese Lehrerin gehabt hatte, die so hieß, kam er nicht infrage. Über den Jungennamen waren sie sich einig. Jonatan.
Der schöne Jonatan. So klein, so vollkommen. So kalt.
Magdalena schluckte und legte die Waren auf den Tresen. Die Kassiererin verzog keine Miene, als sie das Geld nahm und Magdalena fragte, ob sie eine Tüte wolle.
Warum machte sie das hier überhaupt? Wahrscheinlich war es reine Geldverschwendung.
Christer bog in die Garageneinfahrt seiner Eltern und stellte den Motor aus. Aus dem Kies stachen Löwenzahnblätter, und in dem großen Blumenbeet hatte das Unkraut die Oberhand gewonnen. Mama schafft es nicht mehr, dachte er, als er das letzte Stück zur Treppe vorging. Wenigstens stand das Gras nicht so hoch, wie er befürchtet hatte. Vielleicht lag das an der Hitze. Unter der großen Birke am Weg breiteten sich trockene, gelbe Flecken aus.
Christer erinnerte sich, wie Tina als Teenager irgendwann mal geschrien hatte, dass Bengt sich mehr um seinen verdammten Garten kümmern würde als um irgendetwas anderes. Niemand in ganz Hagfors war mit dem Kalken, dem Mähen und dem Wässern gründlicher gewesen als sein Vater.
»Warum hast du nicht angerufen, dann hätten wir mit dem Essen gewartet«, sagte Gunvor aus der Tür. »Ich wärme dir ein bisschen was auf. Papa ist hinten.«
Christer schielte zu Magdalenas Haus hinüber und fuhr sich ein paarmal mit den Fingern durch die Haare. Sie schien nicht zu Hause zu sein.
Bengt saß mit einer Kaffeetasse in der gesunden Hand auf der Terrasse.
»Sieh mal … einer an«, sagte er. »Haben wir so … hohen Besuch.«
»War ziemlich viel los in der letzten Zeit.«
Langsam führte Bengt die Tasse zum Mund. Als er trank, lief ein Rinnsal Kaffee aus dem einen Mundwinkel übers Kinn. Christer nahm die Serviette, die auf Bengts Schoß lag, und wischte es ab, ehe es zu tropfen begann.
»Wie geht es dir?«
»Beschissen, wie immer.«
Okay, hatten wir also diese Laune. Christer legte die Serviette weg und suchte nach Gesprächsthemen. Eigentlich gab es nur eines.
»Ist das nicht der Hammer, dass die Valsarna den Dackarna eine derart fette Abreibung verpasst haben?«, begann er. »Und dann noch auswärts.«
»Ja, das war nett.«
Bengt lächelte mit dem halben Mund.
Über Speedway zu reden funktionierte wenigstens immer noch. Zum Glück.
»Sollen wir versuchen, mal zum nächsten Heimrennen zu gehen?«, fragte er. »Jetzt gegen Ende der Saison wird es richtig spannend.«
Es funkelte in Bengts Augen, dann senkte er den Blick.
»Glaubst du, dass ich das sch-schaffe?«
»Klar schaffst du das.«
Bengt, der seit fast fünfzehn Jahren eine Dauerkarte für Tallhult hatte, hatte den ganzen Sommer über kein einziges Match gesehen.
»Das wäre doch schön, oder?«, fuhr Christer fort, als Gunvor mit einem Teller mit Fleisch und Kartoffeln in der einen und einem Glas Rote Bete in der anderen durch die Terrassentür kam.
»Magdalenas Petter hat uns am Wochenende mit dem Rasen geholfen«, sagte sie. »Es ging einfach nicht mehr.«
Sie stellte den Teller und die Rote Bete auf den Tisch.
»So, bitte schön. Es gibt noch mehr.«
Christer begann zu essen. Gunvor setzte sich an den Tisch und schraubte den Deckel von der Thermoskanne. Ehe sie ihre Tasse füllte, beugte sie sich vor, um nachzusehen, wie viel Bengt noch hatte. Seine Tasse war immer noch
Weitere Kostenlose Bücher