Feuerteufel: Roman (German Edition)
auf das Nintendo konzentrierte.
Ich würde alles für dich tun. Einfach alles.
Als sie nach Hagfors kamen, parkte Magdalena vor der Pizzeria Florenz. Mehrere Monate lang hatte sie sich dem Gebäude nicht nähern können, ohne an die eingeschlossenen Mädchen zu denken und daran, wie sie behandelt worden waren. Ein Bordell in Hagfors – das konnte sie immer noch nicht fassen. Doch im Frühling hatten neue Besitzer das Lokal übernommen und sowohl Einrichtung wie Menü ausgetauscht. Bald kamen auch die Gäste zurück, und am Ende gab Magdalena dem Quengeln von Nils nach.
An einem der Plastiktische auf dem Bürgersteig saßen ein paar Männer im mittleren Alter mit Schirmmützen und großen Biergläsern vor sich.
»Können wir auch draußen sitzen?«, fragte Nils, als sie durch die Tür gingen.
Magdalena sah wieder auf die Uhr.
»Doch, das geht schon.«
Während Magdalena die Karte las, zog sie Nils an sich und fuhr mit den Lippen über sein Haar. Nils schlang die Arme um sie und drückte sie fest. Diese Momente würden bald vorüber sein, das wusste sie, und drückte ihn noch fester an sich.
Zumindest die Momente mit ihm.
»Womit kann man den Herrschaften heute dienen?«, fragte der Mann hinter dem Tresen in breitem Ekshärad-Dialekt.
»Wir nehmen eine Capricciosa für Kinder und eine Quattro Stagioni. Und eine Fanta und ein Mineralwasser mit Zitrone.«
Der Mann notierte alles schnell auf seinem kleinen Block und sagte dann:
»Schlimm, schlimm, das mit den Bränden. Die Leute reden von nix anderem.«
»Ja«, sagte Magdalena, »das ist schlimm.«
»Jetzt habt ihr was, worüber ihr in der Zeitung schreiben könnt.«
Magdalena nickte und nahm Gläser, Besteck und Servietten vom Tresen und ging wieder nach draußen. Nils hatte schon den Tisch am Eingang in Beschlag genommen. Auf der Plastikfläche waren schwarze Schrammen zu sehen.
»Sieh mal«, sagte Nils, der während des Sommers offenbar gelernt hatte, ohne Hilfe Getränkedosen aufzumachen.
»Ja, super, was du kannst«, sagte Magdalena.
Von einem weiter entfernten Tisch war in froher Erwartung des Samstagabends lautes Männerlachen zu hören.
Als die Bedienung die Pizzateller auf ihren Tisch stellte, sah Magdalena aus dem Polizeirevier gegenüber Petra Wilander kommen.
»Hallo«, sagte sie. »Lange nicht gesehen. Wie geht es Ihnen?«
Petra verlangsamte ihren Schritt. Sie sah gestresst aus.
»Ja, was soll man sagen«, sagte sie und blieb am Zaun stehen.
Sie machte eine ratlose Geste, und Magdalena nickte verständnisvoll.
»Was meint ihr, ist es diesmal auch Brandstiftung?«
Petra sah aus, als würde sie einen Moment nachdenken und hätte Angst, zu viel zu sagen.
»Das ist noch nicht sicher, aber klar, wir arbeiten so, als ob es das wäre. Ist ja nicht völlig unwahrscheinlich.«
»Glaubt ihr, dass es derselbe Täter ist?«, fragte Magdalena und nahm das Besteck.
»Das müssen Sie mit Christer besprechen«, meinte Petra. »Es ist am besten, wenn alles über seinen Tisch geht. Sonst alles in Ordnung?«
Magdalena nickte.
»Tut mir leid, aber ich muss weiter.«
Petra winkte und verschwand in der Pizzeria.
Magdalena half Nils, seine Pizza aufzuschneiden. Dann nahm sie ein großes Stück von ihrer eigenen. Endlich.
»Was ist ein Täter?«, fragte Nils und sah sie an.
»Das ist jemand, der etwas Dummes gemacht hat, was man nicht machen darf«, sagte Magdalena.
»Jemanden geschlagen oder so?«
»Ja, so ähnlich.«
Magdalena schob sich noch ein Stück in den Mund. Diese Pizza war die beste, die sie in ihrem ganzen Leben gegessen hatte.
»Und was hat der gemacht, von dem ihr geredet habt?«
Er wird sowieso davon hören, wenn die Schule anfängt, dachte Magdalena und sagte:
»Die Polizei glaubt, dass jemand Häuser angezündet hat.«
»In denen Leute wohnen?«
»Ja.«
Nils hielt inne, die Gabel in der Luft.
»Ist jemand gestorben?«
»Ja«, erwiderte Magdalena.
Ein Volvo 240 mit zwei weißen Streifen auf der Motorhaube legte vor dem Touristbüro einen Kickstart hin und rauschte hupend vorbei. Nils sah auf seinen Teller, als hätte er vergessen, wo er war.
»Wie viele denn?«
»Drei.«
Magdalena beugte sich zu Nils und streichelte seine Wange. Aus dem Augenwinkel konnte sie sehen, wie Petra mit einem Stapel Pizzakartons auf dem einen Arm und einer Tüte mit Getränken und Salat in dem anderen herauskam.
Plötzlich erinnerte sie sich an die Sorge in Gundes Blick und das Zittern in seiner Stimme. Sie winkte Petra, die noch einmal an
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